Dorfen:Verkehr wie auf der Autobahn

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Auf einem kurzen Abschnitt der Bundesstraße B 15 in Dorfen sind mehr als 20 000 Fahrzeuge binnen 24 Stunden gezählt worden. Die Diskussion über eine schon zu den Akten gelegte Ortsumgehung könnte wieder aufflammen

Von Florian Tempel, Dorfen

Es passt nicht so recht in die Zeit und schon gar nicht ins Bild: Laut den jüngsten Zählungen hat der Verkehr auf der Bundesstraße B 15 in Dorfen zugenommen. Aktuell ist davon aufgrund der Ausgangsbeschränkungen nichts zu spüren, sondern das Gegenteil ist der Fall - die B 15 ist zu einer so harmlos befahrenen Straße geworden, wie sie sich viele Dorfener auch jenseits von Corona wüschen würden. Wie die Menge des Verkehrs, der zu normalen Zeiten über die B 15 rollt, zu bewerten ist, wird jedoch ebenfalls von Gefühlen und Wünschen bestimmt. Die einen meinen, man sollte alles dafür tun, dass der Verkehr wieder weniger wird - die anderen glauben, Entlastung werde es nur geben, wenn weitere Straßen gebaut werden.

Die neuen Verkehrsdaten wurden an zwei Tagen im November 2019 erhoben, wie es sich gehört an einem Dienstag und an einem Donnerstag. Gezählt wurde an drei Stellen der B 15: südlich der Klinik Dorfen an der Kreuzung mit der Erdinger und der Buchbacher Straße, an der Kreuzung Rosenau- und Gartenstraße und an der Abzweigung zu den Supermärkten. Der Abschnitt dort, auf Höhe des Discounter Lidls, weist die höchste Verkehrsbelastung auf: Im November wurden dort mehr als 20 000 Fahrzeuge an einem Tag gezählt.

Für Bürgermeister Heinz Grundner und Stadtrat Ludwig Rudolf (beide CSU) zeigt allein diese Zahl, dass die B 15 durch die Stadt per Straßenbau entlastet werden müsse. Denn 20 000 Fahrzeuge binnen 24 Stunden seien genauso viele, wie derzeit auf der Autobahn A 94 im gleichen Zeitraum unterwegs seien. Die Dorfener CSU setzt zwar vor allem immer noch große Hoffnungen in den Bau einer B 15 neu, die fernab von Dorfen durch den Landkreis Mühldorf führen soll. Seit einiger Zeit scheint die CSU aber auch wieder eine Dorfener Ortsumgehung als möglich zu erachten - die vor Jahren als unmöglich zu den Akten gelegt wurde. Zuletzt wurde oft betont, dass die B 15 doch die einzige Nord-Süd-Verbindung durch die Stadt sei und zunehmenden Verkehr einfach nicht mehr aufnehmen könne.

Auf der Homepage der Stadt gibt es zur Ortsumgehung ein eigenes Kapitel. Dort steht, für die "Ortsdurchfahrt der B 15 ist bis zum Jahr 2025 bereits ohne A 94 eine erhebliche Zunahme der Verkehrsbelastung auf täglich 19 000 Fahrzeuge zu erwarten. Bei der Verkehrsfreigabe der A 94 wird sich das Verkehrsaufkommen um weitere 2000 auf 21 000 Kraftfahrzeuge mit einem Schwerlastverkehrsanteil von rund acht Prozent erhöhen". Die Prognosen - die sich nun zu bestätigen scheinen - basieren unter anderem auf einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2008, das die Stadt selbst in Auftrag gegeben hatte.

Sobald man im Detail hinschaut, gibt es allerdings auch Entwicklungen, die nicht so ganz dem gefühlten Eindruck einer sich stetig verschlimmernden Situation entsprechen. Die Prognosen aus dem 2008-Gutachten hatten für andere Abschnitte viel höhere Verkehrszunahmen vorhergesagt, als nun gezählt wurden. Man könnte aus den Daten also auch schließen, dass vor allem auf einem ganz bestimmten Abschnitt - dem Stück der B 15 zwischen der Agip-Tankstelle und der Abzweigung zu den Supermärkten - der Verkehr zugenommen hat. Stadtrat Martin Heilmeier (Landlisten) wagte den Schluss, dass offenbar der innerstädtische Verkehr mehr geworden ist, und nicht so sehr der Durchgangsverkehr. Ein möglicher Grund dafür findet sich bereits im Gutachten 2008. Dort heißt es: Gewerbegebiete an der A 94 werden für erheblich mehr Verkehr in der Stadt sorgen.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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