Dorfen:Tagwerk zieht es näher nach München

Lesezeit: 1 min

Der Tagwerkladen in Dorfen läuft gut, aber die Genossenschaft orientiert sich nach München. (Foto: oh)

In Dorfen bleiben voraussichtlich nur der Förderverein und ein Teil der Verwaltung

Die Bio-Genossenschaft Tagwerk wird ihren Stammsitz in Dorfen aufgeben. Die bereits im vergangenen Jahr angekündigten Pläne, einen neuen zentralen Standort näher an München zu suchen, konkretisieren sich. Bei der Generalversammlung der Genossenschaft gibt Vorstandsmitglied Klaus Hutner bekannt, das man zusammen mit den Biogroßhandelsunternehmen Bodan und Epos im Raum "Kirchheim-Poing-Pliening" ein gemeinsames "Biohandels- und Dienstleistungszentrum unter einem Dach" aufbauen wolle. Verhandlungen über ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück laufen bereits. Die neue Zentrale soll in vier bis fünf Jahren fertig sein.

In Dorfen werden voraussichtlich nur der Tagwerk-Förderverein und ein Teil der Verwaltung bleiben. Allerdings auch sie nicht im bisherigen Tagwerkzentrum in der Nähe des Dorfener Bahnhofs. Denn der Mietvertrag des 1998 bezogenen Gebäudes läuft 2018 aus. Der Münchner Bernd Louisoder, Gründer der nach seinem Vater benannten Gregor-Louisoder-Umweltstiftung, hatte das Zentrum eigens für Tagwerk gebaut, will es aber offenbar nach 2018 anderweitig nutzen oder verkaufen. Bei der Generalversammlung hieß es, selbst für die Tagwerk-Bereiche, die in Dorfen bleiben sollten, brauche man von 2018 an neue Räume. Da das geplante neue Großhandelszentrum im Osten Münchens bis dahin kaum fertiggestellt sein werde, benötige man womöglich auch für den Großhandel, der von Dorfen aus mit 40 Mitarbeitern Bioläden, Öko-Kisten-Lieferdienste und Wochenmärkte beliefert, eine "Zwischenlösung" für ein oder zwei Jahre.

Die im vergangenen Jahr bei Tagwerk begonnen "Zukunftsdiskussion" hat mehrere Gründe. Die 1984 von einer Handvoll Öko-Pionieren gegründete Genossenschaft ist in den 31 Jahren ihres Bestehens enorm gewachsen. Zu Tagwerk gehören mehr als hundert Lebensmittel-Erzeuger, die ihre Bioprodukte ganz oder teilweise über die Genossenschaft vermarkten. Die Waren werden in acht Tagwerk-Läden und auf drei Münchner Wochenmärkten verkauft, aber auch in von Tagwerk unabhängigen Bio-Geschäften wie den 16 Vollcorner-Filialen in München. Die Genossenschaft hält unter anderem 50 Prozent an dem als eigenständige GmbH organisierten Gemüsegroßhandel in Garching. Um die Zukunft von Tagwerk zu sichern, sei "es wichtig, das wir uns mit unseren Partnern gemeinsam etwas machen". Das beginne damit, den in Dorfen angesiedelten Großhandel und die Transportlogistik wieder mit dem Tagwerk-Gemüsegroßhandel zusammenzuführen. Zudem lägen die größten Marktchancen in München. Der gesamte Vorstand der Genossenschaft sehe deshalb "keine Chance", in Dorfen und damit "so weit weg von München den Großhandel zu betreiben".

© SZ vom 28.12.2015 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: