Dorfen:Stadtwerke bauen Fernwärme aus

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Geschäftsführer Klaus Steiner erwägt Ringschluss wegen gestiegener Anfragen. Auch der Strombedarf steigt. Das Versorgungsunternehmen investiert stärker in Anlagevermögen

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Stadtwerke Dorfen stehen vor großen Herausforderungen: Die Nachfrage nach der Fernwärmeversorgung wächst, da viele Bürger bei Gas und Heizöl mit einer höheren CO₂-Bepreisung rechnen. Außerdem wächst der Strombedarf: einerseits werden Kernkraftwerke wie Isar 2 in Essenbach bei Landshut im kommenden Jahr abgeschaltet, andererseits wird der Strombedarf durch steigende Elektromobilität und Wärmepumpen in Zukunft stark zunehmen. "Die Stadtwerke werden in 2030 oder 2040 nicht mehr die gleichen sein wie heute", sagte Geschäftsführer Klaus Steiner bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2020 im Stadtrat.

Klaus Steiner ist nicht nur hauptamtlicher Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, sondern auch Verbandsvorsitzender der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft. Insofern blickt er bei der Vorstellung der Geschäftsberichte immer auch ein wenig über den Dorfener Tellerrand hinaus. "Der Gaspreis steigt weltweit", sagte er, "das wird sich auch auf die Konsumenten umschlagen." Jede Koalition, die sich nach der Bundestagswahl bilde, werde eine höhere CO₂-Bepreisung anstreben. Das führe bereits jetzt dazu, dass die Nachfrage nach Fernwärme bei den Stadtwerken Dorfen ansteige. Die Stadtwerke betreiben bei Rinning ein Heizwerk, das mit Hackschnitzeln betrieben wird. "Es gibt eine ganze Reihe von Anfragen", sagte Steiner. "Wir sind dabei, uns über einen Ringschluss Gedanken zu machen. Wir müssen dabei im Auge behalten, wie sich die Stadt entwickeln wird."

Auch beim Strombedarf wird sich in Zukunft einiges ändern, sagte Steiner. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder habe angekündigt, dass Deutschland bis 2040 klimaneutral werden müsse. "Wir werden mit Strom fahren, wir werden mit Strom stärker heizen, der Strombedarf wird sich verdoppeln", kündigte Steiner an. "Das wird die Landschaft verändern und das wird unser Land verändern." Wind und Solar würden sich normalerweise sehr gut ergänzen, "aber am Ende wird es nicht gehen ohne einen massiven Zubau von Speichertechnologie".

Die Stadtwerke Dorfen sind für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt, sagte Steiner mit Blick auf den Jahresabschluss 2020. Die Bilanzsumme liegt bei 29,2 Millionen Euro, das Jahresergebnis bei 806 000 Euro. Es wird kräftig in das Anlagevermögen investiert, 2020 waren es 2,6 Millionen Euro, das entspricht einem Anstieg von 18 Prozent. Die Stadtwerke haben ein Darlehen in Höhe von 1,3 Millionen Euro aufgenommen, um die Investitionen bezahlen zu können. Obwohl die Anzahl von Fotovoltaikanlagen in Privathänden gestiegen sei, ist die Netzmenge von 35 070 im Vorjahr auf 36 698 Megawattstunden in 2020 gestiegen. Auch bei der Wärmeversorgung gab es einen Anstieg: von 12 257 Megawattstunden in 2019 auf 13 727 im Jahr 2020. Bei der Glasfaser, einem Betriebszweig, der sich noch im Aufbau befindet, wurden 2020 insgesamt 1615 Kunden geschaltet. Allerdings seien in diesem Bereich die Materialkosten gestiegen und man spüre auch bei den Routern und Fritzboxen den weltweiten Mangel im Chipbereich.

Die Rentabilität liegt bei 9,6 Prozent. Das ist verglichen mit den Jahren 2011 bis 2015 relativ wenig, hängt laut Klaus Steiner jedoch damit zusammen, dass in diesen Jahren auch viel weniger investiert worden sei. Aktuell habe man ein gesundes Wachstum, investiere konsequent und baue damit eine "ordentliche Substanz" auf. Das werde dann auch zu einer Rentabilitätssteigerung führen. Der Dorfener Stadtrat beschloss, eine Bruttodividende von 300 000 Euro an die Stadt auszuschütten.

© SZ vom 15.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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