Dorfen:Sensibilisiert für brenzlige Situationen

Lesezeit: 2 min

Die Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt, war gestern, heute schwingen sich immer mehr Senioren aufs E-Bike. Die Stadt Dorfen und die Kreisverkehrswacht haben ihnen nun ein gut besuchtes Sicherheitstraining angeboten

Von Thomas Daller, Dorfen

Auf großes Interesse ist ein Sicherheitstraining für Senioren gestoßen, die sich für E-Bikes und Pedelecs interessieren: Mehr als zwei Dutzend Besucher kamen am vergangenen Samstag zum Verkehrsübungsplatz an der Dorfener Eishalle, wo die Stadt und die Verkehrswacht zusammen mit einem Fahrradhändler die Veranstaltung abhielten. Sowohl in der Praxis als auch an Simulatoren konnte man sich mit den Rädern und mit Gefahrensituationen im Verkehr vertraut machen. Veranstalter und Besucher waren mit der Resonanz und dem Angebot sehr zufrieden.

Die Idee zu der Veranstaltung stammt von der Dorfener Seniorenreferentin Simone Jell-Huber (SPD). Sie hatte Senioren im Dorfener Straßenverkehr beobachtet, die mit ihren E-Bikes im rasanten Tempo durch die Stadt flitzten. Und von anderen Senioren wusste sie, dass diese mit der Anschaffung eines E-Bikes liebäugelten, aber noch zu viel Respekt vor der Kraft der Motoren hatten. Sie wollte daher ein Angebot für beide Gruppen machen. In Manfred Raubold von der Erdinger Kreisverkehrswacht fand sie den gesuchten Ansprechpartner. Raubold wusste zudem, welche Bedingungen man erfüllen müsse, damit das bayerische Verkehrsministerium Fördermittel zur Verfügung stellt, damit man die Teilnahme kostenlos anbieten könne. Auch den Dorfener Radlhändler Peter Huber konnte man für die Veranstaltung gewinnen, obwohl er bei E-Bikes und Pedelecs derzeit völlig ausverkauft ist und deswegen seine privaten E-Bikes zur Verfügung stellte.

In Dorfen wurde ein Sicherheitstraining für E-Bike Fahrer angeboten. (Foto: Thomas Daller)

Die Kreisverkehrswacht Erding holte sich Unterstützung vom Kreisverband Aichach-Friedberg. Mit einem Kleintransporter und zwei Simulatoren konnte man die Teilnehmer für gefährliche Situationen im Straßenverkehr sensibilisieren. Ein Simulator zeigte auf einem Bildschirm Szenen aus dem Straßenverkehr, die plötzlich brenzlig wurden. Verbunden war die Software mit einem aufgebockten Fahrrad, auf dem man in die Pedale treten und rechtzeitig bremsen musste. Sie rechnete aus, ob die Szene glimpflich oder mit einem Sturz geendet hätte. Dabei verschätzen sich einige und äußerten dann den Vorsatz, künftig defensiver zu fahren.

Interessant war auch der zweite Simulator, ein Holzkopf, der über ein Messgerät an eine weitere Software angeschlossen war. Dem Holzkopf konnte man Radlhelme aufsetzen und dann mit einem Gummihammer draufhauen. Die Software rechnete dann aus, welchem Sturz der Schlag entsprochen hätte und zeigte dann die medizinischen Folgen an, die bei einem solchen Sturz ohne Helm erlitten werden. Auch das brachte einige Teilnehmer zum Umdenken.

Der Kleintransporter sollte veranschaulichen, wie groß der tote Winkel solcher Fahrzeuge ist. Das wurde mit einer großen gelben keilförmigen Folie illustriert, die auf den Asphalt geklebt wurde. Der Keil war so groß, dass man "eine ganze Fußballmannschaft auf dieser Fläche verstecken könnte", sagte Raubold. Solche Fahrzeuge seien oft im Auftrag von Paketdiensten in Siedlungen unterwegs, meist in Eile und würden bei der Adressensuche auch mal abrupt abbiegen. Daher sei es für Fahrradfahrer wichtig zu wissen, wo sie gesehen werden und wo nicht.

Seniorenreferentin Simone Jell-Huber (Mitte) und Mitglieder der Kreisverkehrswacht im gelben Keil des toten Winkels. (Foto: Tom Daller)

Die ersten Praxiserfahrungen konnten Neulinge mit den Pedelecs von Fahrradhändler Huber machen. Er hatte Räder mit Mittelmotor und solche mit Zahnriemenantrieb über die Hinterachse zur Auswahl. Neben der Technik erläuterte er auch Anfängerfehler und wie man sie vermeidet.

Jell-Huber und Raubold freuten sich, dass das Angebot so lebhaft angenommen wurde. Sogar aus Dorfens Nachbargemeinden waren Teilnehmer gekommen. Und vor allem beim Sicherheitstraining habe es viele "Aha-Effekte" gegeben, die hoffentlich anhielten, sagte Raubold.

© SZ vom 06.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: