Dorfen:Schulweghelfer ziehen Konsequenzen

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"Egoistische Einstellung": Die Polizei ärgert sich über Dorfens Eltern. Nirgendwo sonst sei es so schwierig, ehrenamtliche Schulweghelfer zu rekrutieren.

Th. Daller

Verkehrsunfälle sind bei Schulkindern die häufigste Todesursache. 30.000 Schulweghelfer sind bayernweit an gefährlichen Übergängen im Einsatz, um Unfälle zu verhindern. Aber das Engagement der Eltern geht zurück: In Dorfen zieht die ehrenamtliche Initiative nun Konsequenzen: Wenn sich bis Schuljahresbeginn nicht noch ein paar Freiwillige melden, wird es an manchen Wochentagen keinen Schulweghelferdienst mehr geben.

Ehrenamtliche Schulweghelfer: Im Landkreis Dorfen finden sich keine Freiwilligen. Deshalb muss die Hilfe an manchen Wochentagen wohl ausfallen. (Foto: Schunk Claus)

Angelika Wehner, die den Dienst organisiert, will nicht, dass diejenigen Eltern, die sich bereits engagieren, mit Doppelschichten belastet werden, weil nicht genügend Helfer zur Verfügung stehen. Das Angebot soll sich daher am tatsächlich verfügbaren Personal orientieren. Das heißt, an manchen Tagen werden morgens keine Helfer am Altöttinger Tor oder an der Buchbacher Straße stehen.

"Es ist nicht ganz leicht, Freiwillige zu finden", bestätigte auch Georg Seitz, Pressesprecher der Stadt Dorfen. "Wir haben im Amtsblatt der Stadt regelmäßig einen Aufruf drin, dass sich Eltern für dieses Ehrenamt melden sollen." Außerdem habe die Stadt alle Eltern angeschrieben, deren Kinder im Herbst eingeschult werden. "Eine einzige Mutter hat sich gemeldet", sagte Seitz. Im September werde man erneut im Amtsblatt einen Aufruf veröffentlichen, aber die Aussichten seien schlecht: "Das ist seit Jahren eine Katastrophe."

Seitz sagte, auch der Polizeiinspektion Dorfen sei das Problem bekannt: Nach deren Einschätzung gebe es mit der Bereitschaft von Eltern, sich als Schulweghelfer zu Verfügung zu stellen, nirgendwo im Landkreis solche Probleme wie in Dorfen. Die Einstellung der Eltern nannte Seitz "egoistisch"; man erwarte, dass sich die Stadt um sichere Schulwege kümmere, aber wenn es um das ehrenamtliche Engagement gehe, finde man kaum jemand, der sich morgens eine halbe Stunde an die Ampelanlage stellen wolle.

Bei Rot über die Ampel

Von rechtlicher Seite sei die Kommune zuständig für die Schulwegsicherheit, sagte Seitz. Da es eine Fußgängerampel an der B15 am Altöttinger Tor gebe, sei das ausreichend für die Gewährleistung der Sicherheit auf dem Schulweg. Die Schulweghelfer würden mit ihrer Kelle für zusätzliche Sicherheit sorgen, erläuterte der Pressesprecher. Eine zusätzliche Sicherheit, die jedoch dringend nötig ist: Immer wieder, so berichten Schulweghelfer, sei zu beobachten, dass Autofahrer trotz Rotlicht über die Ampel fahren würden.

Auch in Erding sind Schulweghelfer knapp, sagte Christian Wanninger, Pressesprecher der Kreisstadt: "Es ist nicht berauschend, aber es geht gerade so." Die "paar neuralgischen Punkte" auf den Schulwegen könne man sichern, dennoch würde man sich über weitere Freiwillige sehr freuen.

Günter Lassak, Chef der Kreisverkehrswacht, kommt die Situation bekannt vor: Bereits vor drei, vier Jahren sei es in Dorfen nicht gelungen, einen funktionierenden Schulweghelferdienst aufzubauen. Die Verkehrswacht sei dann vom Dorfener Bürgermeister um Hilfe gebeten worden. Er habe daraufhin bei einem Elternabend das Problem erläutert und tatsächlich hätten sich noch am selben Abend genügend Eltern bereit erklärt, den Dienst zu übernehmen.

Üblicherweise würden solche Gruppen dann zu Selbstläufern, erklärte Lassak, weil Eltern, die den Dienst nicht mehr ausüben könnten, neue Mitglieder rekrutieren würden. Das funktioniere in Isen, Neuching, Pastetten und Buch am Buchrain, nur Dorfen sei offenbar eine schwierige Gemeinde. Lassak bot jedoch an, erneut eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema in einer Schule abzuhalten; wenn die Kreisverkehrswacht darum gebeten werde.

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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