Dorfen profitiert von niedrigen Zinsen:Investieren und stillhalten

Lesezeit: 2 min

Die Bedingungen für den Ausbau der Infrastruktur seien aktuell ideal, erklärt Bürgermeister Grundner bei der Bürgerversammlung in Hinterberg. Eine Ortsumgehung sei jedoch aus taktischen Gründen derzeit tabu

Von Florian Tempel, Dorfen

Fünf Bürgerversammlungen gibt es jeden Herbst in Dorfen, eine zum Auftakt in der Stadt und danach noch vier weitere in den verschiedenen Außenorten. Wirklich viele Bürger kommen zu den Abenden aber meistens nicht. Dabei hätte jeder Dorfener die einmalige Möglichkeit, ins kommunalpolitische Geschäft einzugreifen, indem er einen Antrag formuliert, dass dies oder das gemacht werden sollte. Am Donnerstag waren zwei Bürgerinnen und etwa 25 Bürger zur Versammlung für den südlichsten Teil der Stadt ins Gasthaus in Hinterberg gekommen.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) war leicht verschnupft, aber guter Dinge und sprach etwa eine Stunde über die Lage der Stadt. Die stellt sich, stark zusammengefasst, als sehr zufriedenstellend dar. Die noch vor wenigen Jahren angespannte Finanzlage hat sich grundlegend gewandelt. Die Stadt hat nun so viel Geld, dass sie damit "jonglieren muss", um die Zahlung von negativen "Aufbewahrungszinsen" möglichst zu vermeiden, erklärte Grundner. Die europäische Niedrigzinspolitik habe aber auch ihre guten Seiten: Bei "zum Teil nur 0,2 Prozent für kommunale Darlehen" sei es genau die richtige Zeit kräftig in die Infrastruktur zu investieren. "Wann, wenn nicht jetzt", sagte Grundner. In diesem und den kommenden Jahren werde die Stadt insgesamt 52,7 Millionen Euro für Investitionen ausgeben. Bei vielen Projekten wie dem neuen Rathaus, dass im kommenden Frühjahr bezugsfertig sein wird, dem Breitbandausbau oder der neuen Kita am Marienstift erhält die Stadt allerdings auch hohe Zuschüsse vom Staat. Die flächendeckende Verlegung von Glasfasern in den Dorfener Außenbereichen kostet etwa acht Millionen Euro, aber sechs Millionen übernehmen Bund und Freistaat. Auch der Bau der neuen Kita gibt es eine hohe staatliche Förderung. Bemerkenswert ist aber dennoch, dass sie die bereits neunte Kindertagesstätte "in Trägerschaft der Stadt" ist, wie Grundner betonte. Das ist viel, wie auch einer andere Zahl zeigt: Von den fast 250 städtischen Angestellten sind die Hälfte in den Kinderbetreuungseinrichtungen beschäftigt.

Die neueste Infrastrukturentscheidung der Stadt ist freilich der Neubau eines Sport- und Freizeitparks am Stadtrand, mit einem neuen Freibad, Fußball- und Tennisplätzen und einer Eishalle. Dazu wurde Grundner in Hinterberg gefragt, wie weit die Grundstücke dort verfügbar seien und ob es in irgendeiner Weise einen Zusammenhang mit einer früher angedachten Ortsumfahrung gebe. Grundner sagte, mit den Grundeigentümern "laufen die ersten Gespräche jetzt an". Mit einer Ortsumfahrung hätte der geplante Freizeitpark "nur am Rande zu tun".Und: "Die Sport- und Freizeitanlagen mit der Ortsumfahrung zu verbinden, ist abstrakt." Konkret vertrat Grundner die Position, man sollte gar nicht über eine Umgehungsstraße reden. Denn mit einer Dorfener Ortsumfahrung würde man den noch nicht begrabenen Plänen für eine Bundesstraße B 15 neu durch den Landkreis "Tür und Tor öffnen". Das wäre kontraproduktiv, da man als Dorfener unbedingt darauf beharren müsse, dass die Bundesstraße B 15 weit nach Osten verlegt werden muss. Man dürfen nicht von dieser Haltung abweichen oder anders selbst aktiv werden. Das sei wie bei Mikado, sagte Grundner: "Wer sich zu erst bewegt, hat verloren."

Beim Thema Bahnausbau wiederholte Grundner seine Kritik an der Deutschen Bahn. Die Bahnplaner seien "nur bedingt kooperativ", sagte er, "so können wir nicht weitermachen". Er forderte aber auch vom Planer der Dorfener Alternativlösung, dem Münchner Verkehrsplaner Martin Vieregg, dass dieser seine "bislang wenig belastbaren" Entwürfe "nachjustiere", damit man damit die Verantwortlichen in Berlin überzeugen könne.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: