Dorfen:Mühlbach soll Wasser abgedreht werden

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Das Wehr am alten Bad in Niederham soll abgerissen und das Wasser der Isen wieder komplett in den ursprünglichen Verlauf geleitet werden. Das hätte Konsequenzen für den Mühlbach, der dann nur noch vom Seebach gespeist würde. (Foto: Renate Schmidt)

Die Stadt hat den Stadtrat nicht über Pläne des Wasserwirtschaftsamtes informiert. Jetzt fordert die GAL in einem Dringlichkeitsantrag, dass das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt wird

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie sieht vor, dass Hindernisse in Bächen und Flüssen entfernt werden sollen, damit Fische wieder zu ihren Laichplätzen wandern können. Das Wasserwirtschaftsamt München will das an der Isen in Dorfen umsetzen und das Wehr am alten Bad in Niederham abreißen. Das Wasser, das dort weiter in den Mühlbach fließt, will man in die Isen umleiten und einen Abschnitt des Mühlbachs verfüllen, der dann nur noch vom Seebach gespeist würde. Die GAL im Dorfener Stadtrat ist von dieser Planung überrascht worden und hat deshalb einen Dringlichkeitsantrag gestellt, dass das Projekt in der nächsten Sitzung vorgestellt wird.

Der Mühlbach ist ein alter Triebwerkskanal, der Wasser für die Triebwerke an der Erbermühle und der Löffl und Holzner-Mühle liefert. Beide Kleinturbinen sind nicht mehr in Betrieb, weil die Stromerzeugung dort unrentabel ist. Die Wasserrahmenrichtlinie bezeichnet das als Ausleitungsstrecken, die den Flüssen zu viel Wasser entziehen. Wenn sie nicht mehr genutzt werden, sollen sie zurückgebaut werden. Mit der zusätzlichen Wassermenge sollen dann raue Rampen gespeist werden, das sind Fischtreppen aus Naturgestein, die den Fischen wieder das Wandern ermöglichen.

Das wäre ökologisch für die Isen ein Gewinn, auch die Anwohner des Mühlbachs würden künftig vom Hochwasser verschont werden und für die Triebwerksbetreiber würde die Unterhaltspflicht für das marode Wehr in Niederham entfallen. Die Triebwerksbesitzer sind daher nicht gegen das Vorhaben. Aber es gibt auch Nachteile: Wenn der Mühlbach ab dem Wehr bis zum Zulauf des Seebachs verfüllt würde, würde der Mühlbach nur noch vom Seebach gespeist. Der Seebach ist ein hochtrabender Name für den kleinen Entwässerungsgraben, der im Sommer nicht viel mehr als zehn Zentimeter Wasser führt. Es bestünde die Gefahr, dass der Mühlbach austrocknet und damit ein Habitat für Elritzen, Libellen und Eisvögel verloren gehen würde. Auch die Isen-Fischer, die den Mühlbach seit Jahrzehnten gepachtet haben, könnten dort keine Forellen mehr einsetzen.

Die Vorplanungen laufen schon seit ein paar Jahren. Es habe bereits Gespräche mit den Triebwerksbesitzern gegeben, mit den Fischereiberechtigten, den Fischereibeauftragten und mit der Stadt Dorfen, sagte Christian Leeb, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes München. Alle Beteiligten hätten dem Vorhaben bereits zugestimmt, aber es sei weder etwas beschlossen noch vertraglich geregelt. Und wenn es Bedenken wegen der Restwassermenge im Mühlbach gebe, könne man die Planung immer noch ändern. Außerdem sei man gerne bereit, dem Stadtrat und der Bevölkerung die Pläne vorzustellen.

Die GAL schreibt in ihrem Dringlichkeitsantrag, dass die geplante Zuschüttung eines Teils des Mühlbachs mit völliger Abtrennung von der Isen in der Bevölkerung für "große Aufregung und Unruhe" sorgen würde. Weder der Stadtrat noch die Hochwasserreferenten seien in die Planungen bislang eingebunden worden. Deshalb sollen der Stadtrat und die Bevölkerung in der nächsten Sitzung am 24. März umfassend über das Bauvorhaben informiert werden. Ein Sachverständiger des Wasserwirtschaftsamtes und der Unteren Naturschutzbehörde sollen dazu eingeladen werden.

Das Wasser des Seebachs reiche nicht, um den ökologischen Zustand des Mühlbachs zu halten

GAL-Stadtrat Andreas Hartl sagte, die Stadt, der der Grund und der Bach gehöre, habe die Stadträte nicht informiert. Wenn der Mühlbach nur noch vom Seebach gespeist werde, verkomme er zu einem Rinnsaal. Ein Bach sei nicht nur ein Lebensraum, sondern auch ein Erlebnisraum. Der Weg entlang werde von Spaziergängern genutzt, es stünden dort Bänke zum Hinsetzen, man halte sich gerne dort auf. "In anderen Städten werden verrohrte Bäche wieder geöffnet, bei uns wollen sie sie zuschütten", sagte Hartl. Das Wasser des Seebachs sei lediglich eine "lächerliche Restwassermenge", die den ökologischen Zustand des Mühlbachs nicht aufrecht erhalten könne. Man sei nicht gegen die Fischaufstiegshilfe in der Isen, aber dazu sollte man das Wasser der Isen mit dem Mühlbach teilen, beispielsweise mit einem Drosselrohr.

Auch die Isen-Fischer, die im Mühlbach die Fischrechte seit 30 Jahren gepachtet haben, wurden von den Plänen völlig überrascht: "Die können doch nicht einfach sagen, sie legen den Bach still", sagte der erste Vorsitzende Wolfgang Pfahler. "Wenn der Mühlbach künftig nur noch vom Seebach gespeist wird, verkommt er doch zu einer Kloake."

© SZ vom 17.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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