Dorfen:Klare Kanten und Konturen

Lesezeit: 2 min

Beim Dorfener Rathaus ist die Vorentscheidung gefallen: Norbert Diezingers klassisch-moderner Entwurf schneidet im Stadtrat besser ab als der etwas historisierende Entwurf des Münchner Architekten Johann Schmuck

Von Florian Tempel, Dorfen

Die endgültige Entscheidung, welcher von zwei Entwürfen für ein neues Dorfener Rathaus am alten Platz realisiert wird, ist noch nicht gefallen. Allerdings liegt nach einer nicht öffentlichen Bewertung des Stadtrats der Entwurf des Eichstätter Architekten Norbert Diezinger nun klar vorne. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) bestätigte das, wies aber daraufhin, dass ein offizieller Beschluss erst "in einer öffentlichen Stadtratssitzung" - voraussichtlich im Januar - gefasst wird.

Grundner sagte, dass der Stadtrat nicht nach seinem eigenen ästhetischen Ermessen zwischen den zwei zur Wahl stehenden Entwürfen aussuchen dürfe. Denn beim Architektenwettbewerb seien ja beide Entwürfe als "gleichwertig gelungen" vom Preisgericht mit ersten Preisen ausgezeichnet worden. In einem nach der Vergabeordnung vorgesehenen "vertraulichen Gespräch" mit den beiden Siegern sei es nun jedoch nach objektivierbaren Kriterien zu einer Vorentscheidung gekommen, die "durchaus" als maßgeblich betrachtet werden dürfe. Fazit sei, dass Diezingers klassisch-moderner Entwurf bei dieser Bewertung besser abgeschnitten habe als der etwas historisierende Entwurf des Münchner Architekten Johann Schmuck.

Diese offenbar entscheidende Bewertung lief so ab, erklärte Grundner: In einer nicht öffentlichen Stadtratssitzungen seien nicht die "Entwürfe an sich", sondern eine Reihe "weicher Kriterien" mit den Architekten besprochen worden. Es sei zum Beispiel darum gegangen, wie sich die Büroräume im Rathaus nach den Wünschen der Auftraggeber anpassen ließen. Ein anderer Punkt seien Details der Fassadengestaltung gewesen. Darüber hinaus habe es noch "viele andere Kriterien" gegeben. Jeder einzelnen Stadtrat musste für jeden besprochen Aspekt an beide Architektenentwürfe Punkte verteilen. Am Ende seien dann alle Bewertungen der einzelnen Stadträte zusammengerechnet worden. Dabei habe sich gezeigt, dass Diezinger eine insgesamt bessere Bewertung bekommen habe als sein Mitbewerber Schmuck. Grundner sagte, dass der Stadtrat schon "tragende und überzeugende Gründe" haben müsste, wenn er sich letztlich nicht für Diezingers Entwurf entscheiden wollte.

Norbert Diezinger war einer von sechs Architekten, die für den Wettbewerb vorab gesetzt worden waren. Dorfener Architekten hatten sich im Frühjahr bitter darüber beklagt, dass kein einziger Baumeister aus der Stadt einen Teilnahmeplatz beim Wettbewerb erhielt, so wie es in anderen Kommunen üblich sei. Die Mehrheit des Stadtrats lehnte es jedoch ab, lokale Architekten für den Wettbewerb zu setzen, weil das sonst nach "Lobbyarbeit" für bestimmte örtliche Architekten gerochen hätte.

Diezingers Entwurf entspricht von der äußeren Gestaltung her ganz dem Geschmack der Zeit. So wird aktuell nicht nur in Dorfen gebaut. Die glatte Fassade hat klare Kanten und Konturen, alles ist rechtwinklig und geradlinig. Selbst der leicht zurückgesetzte Eingangsbereich ergibt sich aus der Fortführung des schrägen Straßenverlaufs. Das Auffälligste ist, dass die Fassade unterschiedlich hoch ist. Ganz oben, hinter dem höchsten Fassadenstück, thront der Sitzungssaal. Das Dachgeschoss nimmt nur zwei Drittel der Grundfläche ein und lässt damit Platz für eine Dachterrasse. Die Stadträte könnten später, wenn ihnen bei langen Sitzungen der Kopf raucht, mal kurz nach draußen gehen und sich eine Zigarette genehmigen oder frische Luft schnappen.

Der ebenfalls mit einem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf von Johann Schmuck hat eine originellere Fassade. Im Erdgeschoss ist ein Arkadengang als geschützter Übergang ins Innere eingeplant. Der ersten Stock ist gleichsam eine Beletage, in der sich der Sitzungssaal befindet. Die Anordnung der Arkadenbögen und der in den darüber liegenden Stockwerken verschieden großen Fenster ist bei Schmuck nicht streng symmetrisch. Die Außenhaut des neuen Rathauses sollte als geschlämmte Ziegel-Wand gestalten werden.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: