Dorfen:"Heimat zerstört, Arbeitsplätze weg"

Lesezeit: 1 min

Aktionsgemeinschaft gegen A 94 sieht Dorfen als doppelten Verlierer

Mit scharfer und wütender Kritik reagieren die Aktionsgemeinschaft gegen die Isentalautobahn und der Bund Naturschutz auf die fast zeitgleichen Nachrichten zum Weiterbau der A 94 und der angekündigten Schließung des Dorfener Ziegelwerks Meindl. Die Dorfener seien "doppelte Verlierer", heißt es in einer Pressemitteilung: Der Autobahnbau zerstöre die Heimat und die Schließung des Unternehmens bedeute einen herben Verlust von Arbeitsplätzen in der Stadt.

Ausgerechnet die Firma Meindl hätte den Autobahngegner jahrzehntelang entgegen gehalten, "ohne Autobahn sei man nicht mehr konkurrenzfähig", ohne einen Weiterbau der A 94 durchs Isentals "müsste das Werk geschlossen werden". Das Unternehmen habe "mit solchen Drohungen die Bevölkerung und speziell die Beschäftigten" über Jahre hinweg "in Angst versetzt". Die Argumentation sei von vielen sehr ernst genommen worden: "Oft sagten besorgte Bürger zu uns, dass sie ja auch gegen die Autobahn seien - aber wenn dann einer wie der Meindl zumachen würde, da müsse man doch abwägen."

Für die Aktionsgemeinschaft sei hingegen eines stets klar gewesen: "Das Wohl und Wehe eines Betriebs ist von vielen Faktoren abhängig, aber keinesfalls davon, ob man auf einer ausgebauten B 12 fünf Minuten länger nach München brauchen würde als auf der Isentalautobahn." Diese Argumentation sei jedoch "von der CSU und anderen Autobahnbefürwortern" mit dem Hinweis abgeschmettert worden, "wir hätten ja keine Ahnung von Wirtschaft" und es sei gerade der Widerstand gegen die Isentalautobahn, der Arbeitsplätze in Dorfen gefährde.

Die Aktionsgemeinschaft sieht nun "die Wahrheit an den Tag gekommen". Der Bau der Isentalautobahn vernichte angestammte Jobs, da "sich mit dem 20 Hektar-Gelände offensichtlich ein wesentlich höherer Profit erzielen" lasse als mit Dachziegeln. Das Meindl-Grundstück sei sicher sehr wertvoll: "Speditionen, Güterverteilzentren oder ähnliches zahlen in der Tat sehr hohe Preise oder Pachten, wenn sie einen derart bequemen Standort direkt an einer Autobahnausfahrt bekommen."

Heiner Müller-Ermann, langjähriger Sprecher der Aktionsgemeinschaft, zieht ein bitteres Fazit: "Zum einen müssen wir schmerzlich mit ansehen, wie sich die A 94 nun durch unsere Heimat frisst. Und gleichzeitig macht sie auch noch Betriebe platt, wo Menschen seit mehr als 100 Jahren die verschiedensten Arbeitsplätze gefunden hatten. Als Mindestes bleibt jetzt zu hoffen, dass wirklich niemand mehr auf die ewigen Märchen hereinfällt, ohne Autobahnen vor der Haustür drohten Betriebsschließungen und Massenarbeitslosigkeit. Gerade im Zusammenhang mit der B 15 neu müssen alle daraus lernen."

© SZ vom 01.12.2015 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: