Dorfen:Fotovoltaik aufs Kirchendach

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Die 8. Klassen des Gymnasiums Dorfen beschäftigen sich bei einem Planspiel mit der Energieversorgung eines fiktiven 8000-Einwohner-Dorfes. In ihrer Gemeinderatssitzung geht es gleich hitzig zur Sache

Von Thomas Daller, Dorfen

Wie stellt man die Energieversorgung eines ganzen Dorfes sicher und schafft es gleichzeitig, den CO2-Ausstoß zu senken? Mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit die 8. Klassen des Gymnasiums Dorfen anhand eines Modelldorfes. Sie treffen als Gemeinderäte Entscheidungen, deren Folgen von einem Computer in einer Simulation gezeigt werden. Das spannende Projekt wird über den Energiesparpreis des Landkreises finanziert.

Die Simulationsgrundlage bildet eine fiktive Gemeinde mit 8000 Einwohnern in 2000 Haushalten. Tatsächlich handelt es sich um eine Handvoll Holzhäuschen, die auf einer Sperrholzplatte um eine Kirche herum gruppiert sind. Jedes Element des acht mal zwei Meter großen Dorfes verfügt über Buchsen, an denen optional kleine Biogasanlagen, Windkraftwerke oder Fotovoltaikanlagen angeschlossen werden können. Diese Hardware ist mit einem Computer verbunden, der die Tragweite der jeweiligen Entscheidung errechnet. Das Ziel ist es, das Dorf so mit regenerativen Energien zu versorgen, dass anderweitig keine Nachteile entstehen.

In der Gemeinderatssitzung geht es richtig zur Sache, die Schüler diskutieren engagiert: "Eigentlich gibt es in unserer Gemeinde keinen Standort für ein Windrad, weil die bayerische Regierung die 10-H-Regelung beschlossen hat." Windräder sind eh hässlich und machen Lärm." "Stellen wir es doch in die Waldfläche, dort sieht es keiner." "So ein Schmarren. Der Wald schirmt den Wind ab und wir verlieren dadurch Leistung. Das Windrad muss an den nördlichen Ortsrand." Andere plädieren für die Fotovoltaik: "Wir müssen große Dachflächen wie die Kirche nutzen." "Da hat der Pfarrer was dagegen." "Dann nutzen wird die Dächer der gemeindeeigenen Gebäude, so verdienen unsere Bürger mit daran." Der Mitschüler, der als Bürgermeister die Sitzung leiten soll, ist schon fast ein wenig überfordert, weil sich so viele zu Wort melden und mitreden wollen. "Nicht so hitzig", mahnt Edgar Heck vom Bund Naturschutz Pfaffenhofen, der zusammen mit Johann Buska das Modelldorf nach Dorfen gebracht und aufgebaut hat. Die ersten beiden Entscheidungen, die der Schüler-Gemeinderat trifft, sehen ein Windrad im Norden vor und die Umwandlung eines Planquadrats Acker von konventioneller zu ökologischer Landwirtschaft. Am Computer geht die Kurve beim CO2-Ausstoß nach unten, aber auch die Menge der erzeugten Nahrungsmittel.

Das Modell wurde im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil mit Hilfe eines Physikers entwickelt und zusammen mit Schülern einer Berufsoberschule gebaut, erläutert Heck. Es wird insbesondere an Schulen vermietet, wobei die drei Tage in Dorfen mit mehr als 1200 Euro zu Buche schlagen. Da das Gymnasium Dorfen sich erfolgreich am Energiesparpreis des Landkreises beteiligt hatte, kann das Projekt aus diesem Topf finanziert werden.

Die Projektarbeit Energiespardorf am Ende der 8. Klasse ist der Auftakt zu einem fächerübergreifenden Projekt, das in den 9. Klassen laufen soll, erläutert Physiklehrerin Christiane Ullrich, die sich zusammen mit der Biologielehrerin Angelika Semerad darum kümmert. In der 9. Klasse Physik werden die Grundlagen zum Verständnis des Dorfes erläutert, in Biologie die Auswirkungen auf die Umwelt und in Deutsch stehen Debatten im Mittelpunkt.

Außerdem, so Ullrich, schwebe ihr vor, dass im nächsten Jahr jede der beteiligten Klassen ihr eigenes Energiespardorf baue und man diese Gemeinden dann zum Landkreis "Energetingen" zusammenschließen könne. Dabei könne man dann auch vergleichen, wer die Herausforderungen am geschicktesten gelöst habe. "Das baut direkt hier drauf auf."

Das Projekt soll insgesamt noch mehr Anschub beim Energiesparpreis der Schule geben, erläuterte Semerad. Denn bislang habe es in jeder Klasse dazu zwei Energiewarte gegeben. Mit dem Energiespardorf wolle man eine noch stärkere Identifikation mit solchen Inhalten erzielen, sodass sich eine ganze Jahrgangsstufe dafür verantwortlich fühle.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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