Dorfen:Feste Kriterien fürs Volksfest

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Nach dem gerichtlichen Streit um die Ausschreibung 2020 wird in Dorfen nun nach einem Punktekatalog entschieden, wer Festwirt 2021 wird. Regionalität der Lebensmittel, Preisgestaltung und das Unterhaltungsprogramm spielen dabei eine Rolle - Ortsansässigkeit zählt hingegen nicht

Von Florian Tempel, Dorfen

Während den Münchnern dieser Tage noch einmal so richtig bewusst wird, dass ihr Oktoberfest ausfällt - unter normalen Umständen wäre es am kommenden Samstag gestartet -, wird in Dorfen schon hoffnungsvoll an der Volksfest-Wiederauferstehung gearbeitet. Am vergangenen Freitag war Abgabefrist für die Bewerbungen für den Festhallenbetrieb. Nach der juristischen Auseinandersetzung um die Ausschreibung für dieses Jahr wird mit Spannung erwartet, wer diesmal den Zuschlag erhalten wird. Ernst Hennel, Robert Eicher, Ilse und Peter Klotz, die 15 Jahre lang als "Prost Mahlzeit GbR" gemeinsam die Festwirte des Dorfener Volksfestes waren, wollen sich nicht noch einmal vom Landshuter Gastronom Patrick Schmidt ausstechen lassen. Doch auch Schmidt geht selbstbewusst ins Rennen. "Es geht auch ums Ego", gibt er zu, "ich habe es letztes Jahr zu recht bekommen und ich werde es auch dieses Jahr bekommen."

Im Juli 2019 hatte der Hauptausschuss des Dorfener Stadtrats trotz erheblicher Irritation den Landshuter Patrick Schmidt zum neuen Dorfener Festwirt gekürt. Er kam im Wesentlichen deshalb zum Zug, weil er für die Festhalle mehr Pacht bot als die Prost Mahlzeit-Wirte. Beim Dorfener Volksfest gibt es kein Bierzelt, sondern es findet seit Jahren in der dekorierten Eishalle statt, die dem ESC Dorfen gehört und die die Stadt jedes Jahr vom Verein für 80 000 Euro mietet.

Die ausgebooteten Dorfener Wirte versuchten mit einer Klage am Verwaltungsgericht München, die Vergabe aufheben zu lassen. Sie argumentierten, dass das Prozedere und die Kriterien, nach denen der neue Festwirt ermittelt wurde, unzulänglich gewesen sein. Unter anderem waren sie nicht damit einverstanden, dass ihre Ortsansässigkeit und ihre langjährige Erfahrung bei der Bewertung keine Rolle spielen sollte. Dass die Prost Mahlzeit-Wirte im Eilverfahren vor Gericht dann doch unterlagen, war im Endeffekt egal, da Corona allen Volksfestenwirten einen Strich durch die Rechnung machte.

Die Ausschreibung für den Festhallenbetrieb 2021 ist nun viel detaillierter aufgebaut. Bewerber erhalten in vier unterschiedlich gewichteten Kategorien Punkte, maximal kann man 1000 Punkte erreichen. In der wichtigsten Kategorie "Qualität der Produkte" gibt es bis zu 300 Punkte. Für die Verwendung regionaler Lebensmittel gibt es je nach Anteil 120 Punkte und für Bio-Produkte bis zu 90 Punkte. Für frische Zubereitung "am Verabreichungsort" gibt es maximal 60 Punkte und für qualifiziertes Küchenpersonal noch mal 30. In der Kategorie "Preisgestaltung" werden günstige Preise und Sonderangebote für Familien mit bis zu 250 Punkte honoriert. Beim "Unterhaltungsprogramm" sind weitere 250 Punkte zu holen. Bei der Pachtzahlung für die Festhalle kann man 200 Punkte holen: Wer 70 000 Euro bietet, kriegt keinen einzigen, pro 500 Euro mehr sind fünf Punkte drin. Wer 90 000 Euro bietet, holt somit die Höchstpunktzahl.

Eines aber steht wieder nicht in der Ausschreibung. Es gibt keinen Bonus für ortsansässige Bewerber. Peter Klotz, der Sprecher der Prost Mahlzeit-Wirte, hält das für "ein Armutszeugnis". Denn in der Ausschreibung ist ausdrücklich und verbindlich festgelegt, dass Bier und alle anderen Getränke von Dorfener Brauereien stammen oder über lokale Getränkehändler bezogen werden müssen. Dass es keine Pluspunkte für heimische Wirte gibt, sei nicht nachvollziehbar, sagt Klotz. Erst recht nicht, da sich die Dorfener Ausschreibung offenbar an den Landshuter Volksfestausschreibungen orientiert. Die sind zwar, bestätigt Patrick Schmidt, der in seiner Stadt Festwirt auf der Bartlmädult ist, noch detaillierter. Aber in Landshut gibt es eben auch Punkte für die Ortsansässigkeit eines Bewerbers. Dass das in Dorfen nur deshalb keine Rolle spielt, um ihn nicht zu benachteiligen, glaubt Schmidt aber nicht.

Ob sich neben der Prost Mahlzeit GbR und Patrick Schmidt noch mehr Festwirte für das Volksfest beworben haben, war von der Stadtverwaltung nicht zu erfahren. Über die Vergabe wird im Hauptausschuss am 23. September entschieden.

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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