Dorfen:Einfach zu günstig

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Mit seiner trapezförmigen Grundfläche nutzt das Gebäude den zur Verfügung stehenden Platz optimal aus. (Foto: PRPM Architekten/Stadt Dorfen)

Weil für Wohnraum extrem hohe Zuschüsse in Aussicht stehen, wird im städtischen Gebäude am Schießhallenplatz auf die geplante Tagespflege des Marienstifts verzichtet. Es bleibt bei der ambulant betreuten Senioren-WG. In den oberen Etagen werden 20 Wohnungen entstehen

Von Florian Tempel, Dorfen

Das geplante städtischen Wohnhaus am Schießhallenplatz entwickelt sich prächtig. Bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats konnte Bauamtsleiter Franz Wandinger nicht nur ein erstes Architektenmodell vorzeigen, sondern auch über eine außerordentlich hohe staatliche Förderung des Projekts berichten: Für das Gebäude werde die Stadt Dorfen 75 Prozent Zuschuss bekommen. Allerdings gab es in dieser Nachricht einen Wermutstropfen: Die geplante Tagespflege des städtischen Pflegeheims Marienstift muss gestrichen werde, da das außerordentliche Förderprogramm für eine Pflegeeinrichtung nicht greife, erklärte Wandinger. Die extrem hohen Zuschüsse gibt es nur für Wohnraum.

Beim Architektenwettbewerb hat das Münchner Büro prpm Architekten und Stadtplaner gewonnen und in seinem Entwurf im dritten Obergeschoss des Gebäudes die Marienstift-Tagespflege eingeplant. Den Vorgabe des Wettbewerbs folgend, wurde jedoch alternativ auch eine Planung mit Wohnungen vorgelegt. Da die sehr hohen staatlichen Zuschüsse nur für Wohnraum gedacht sind, wurde die Idee der Tagespflege nun fallen gelassen. Für Pflegeeinrichtungen gebe es zwar auch staatliche Förderung, sagte Wandinger. Allerdings seien die Zuschüsse dafür ungewisser und nicht so hoch. Marion Prey, die Leiterin des Marienstifts, habe deshalb "schweren Herzens" zugestimmt, die Tagespflege in dem neuen städtischen Gebäude ganz aufzugeben - angesichts der Höhe der Zuschüsse für normale Wohnungen. Auch Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) machte deutlich, dass die staatliche Förderung einfach so hoch sei, dass man gar nicht anders entscheiden könne. Bei der Vorbereitung des Architektenwettbewerbs im März hatte Prey gesagt, dass die Tagespflege in dem neuen Haus eine optimale Kombination mit der ambulant betreuten Wohngemeinschaft bilde.

Die WG für zehn Bewohner im Erdgeschoss ist zwar eine besondere Wohnform, gleichwohl aber eben auch Wohnraum, für den es die hohen Zuschüsse gibt. In dem vor fünf Jahren aufgelegten Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm des Freistaat Bayerns gibt es normalerweise für Städte und Gemeinden, die selbst Wohnraum schaffen, 30 Prozent Zuschuss zum Projekt, sowie zinsverbilligte Darlehen, was angesichts der eh günstigen Kreditsituation aber aktuell weniger ins Gewicht fällt. Zudem übernimmt der Staat 60 Prozent der Planungskosten. Gefördert werden der Bau von Mietwohnungen "für finanzschwache Haushalte", wie es in den Ausführungen zur Richtlinie heißt. Auch für den Grunderwerb und Abbruchmaßnahmen - im Dorfener Fall wird das alte städtische Wohnhaus am Schießhallenplatz abgerissen -, gibt es Zuschüsse. Über die Vergabe der Wohnungen kann eine Kommune frei selbst entscheiden. "Die Wohnungen sollen in angemessenem Umfang auch anerkannten Flüchtlingen entsprechend dem Bedarf vor Ort zur Verfügung gestellt werden," heißt es allerdings explizit auf der Homepage des bayerischen Bauministeriums, "dies zu steuern ist Aufgabe der jeweiligen Gemeinde."

Wandinger stellte klar, dass alle Wohnungen zudem barrierefrei und einige auch rollstuhlgerecht sein werden. Nach den aktuellen Plänen könnten in den oberen drei Stockwerken sechs Einzimmerappartements, acht Zweiraumwohnungen und sechs Dreizimmerwohnungen untergebracht werden. Jede Wohnung in den oberen Etagen hat eine Loggia. Das Gebäude wird nach dem Willen der Bauausschuss-Mehrheit als Massivbau errichtet. Umweltreferent Gerald Forstmaier (GAL) setzte sich zwar vehement für Holzbauweise ein, konnte aber nur wenige Ausschussmitglieder überzeugen.

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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