Dorfen:Breitband in Eigenregie

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Dorfen setzt bei Internetversorgung auf Stadtwerke und lehnt ein Planungsangebot des Landkreises ab

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Ein gut ausgebautes Breitbandnetz ist im digitalen Zeitalter ein wichtiger Standortfaktor geworden: Dorfen braucht deshalb flächendeckend eine gut ausgebaute Internetinfrastruktur, die schnelles Surfen ermöglicht. Darin waren sich die Dorfener Stadträte in der Stadtratsitzung völlig einig, doch bei der Debatte um den richtigen Weg zur raschen Beseitigung der noch vorhandenen Versorgungslücken und unterversorgten Entwicklungsgebieten gab es erhebliche Meinungsverschiedenheiten: Durchgesetzt hat sich ein vom Zweiten Bürgermeister Günther Drobilitsch (Landlisten) gestellter Antrag, wonach ein Angebot des Landkreises für eine Untersuchung und Grobplanung durch das Fachbüro IKT abgelehnt wird. Stattdessen soll in Absprache mit den Stadtwerken Dorfen in Berlin ein Antrag beim Bundesverkehrsministerium auf Übernahme der Beratungskosten eines noch zu bestimmenden Fachbüros gestellt werden. Experten sollen dann die "weißen Flecken" ermitteln: "Wir sollten möglichst schon morgen handeln und den Antrag stellen", sagte Drobilitsch.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) favorisierte hingegen die vom Landkreis angebotene Teilnahme an der Grobplanung des Büros IKT zur flächendeckenden Versorgung mit Glasfaserkabeln , die die Kommune nichts gekostet hätte, die aber von den Stadträten mit 13 zu elf Stimmen abgeschmettert wurde. Drobilitsch, der auch Vorsitzender der Stadtwerke ist, teilte mit, dass sich beim Thema Breitbandversorgung beim Anbieter Stadtwerke in den vergangenen Monaten einiges getan habe: "Es läuft gut an, das Projekt entwickelt sich positiv." In Dorfen stünde "schnelles Internet" 85 bis 90 Prozent der Haushalte zur Verfügung, inzwischen hätten sich bereits 30 potenzielle Internet-Kunden bei den Stadtwerken gemeldet. Drobilitsch und Aufsichtsratsmitglied Heiner Müller-Ermann (SPD) wiesen darauf hin, dass die Stadtwerke im Wettbewerb vor allem mit der Deutschen Telekom stünden. Derzeit würden in Dorfen etwa 5000 Haushalte von den Stadtwerken und etwa 2700 vom Wettbewerber versorgt. Besonders schlechte Karten hätten derzeit wegen des angeblichen "Rosinenpickens" des Telekommunikationsunternehmens die schlecht versorgten Wasentegernbacher und Grüntegernbacher. Drobilitsch fügte hinzu, dass Dorfen als einzige Kommune im Landkreis bislang noch keine Fördergelder für den zweiten Schritt beim Breitbandausbau beantragt habe. Es sei aber wichtig, auch Ortsteile wie Wasentegernbach und Grüntegernbach und weitere "weiße Flecken" an ein leistungsfähigeres Netz anzuschließen. Die Stadtwerke seien beim Internetgeschäft auf einem guten Weg, "der Zulauf an Kunden ist gut, die Erwartungen wurden alle erfüllt und sogar übertroffen", sagte Drobilitsch. Er betonte, dass sich der "Dorfener Weg komplett vom Weg des Landkreises unterscheidet". Er forderte die Stadträte deshalb auf, das Angebot des Kreises abzulehnen und mit den Stadtwerken - einer hundertprozentigen Tochter der Stadt - sowie unabhängigen Beratern weitere Schritte abzustimmen und zur Finanzierung der Berater Fördermittel des Bundesverkehrsministeriums abzurufen.

Grundner hatte zuvor berichtet, dass der Landkreis bei der Firma IKT eine Grobplanung für die Kommunen in Auftrag gegeben habe. Die Fachleute sollen bei den Kommunen, die das Angebot annehmen, untersuchen, wo es noch unterversorgte Gebiete gibt und zu welchen Kosten diese mit leistungsfähigen Internetanschlüssen versorgt werden könnten. Die Verwaltung und Grundner hatten den Stadtratsmitgliedern empfohlen, das Angebot des Landkreises zu nutzen, weil in Dorfen auch nach einem Ausbau der Vorbehaltsflächen noch zahlreiche weiße Flecken bei der Breitbandversorgung bestünden. Stadtwerke-Aufsichtsratsmitglied Heiner Müller-Ermann (SPD) sprach sich gegen die Teilnahme an der Grobuntersuchung des Landkreises aus, dies habe auch der Geschäftsführer der Stadtwerke so angeregt.

Stadtrat Michael Oberhofer (CSU) sagte, wer in einem der weißen Flecken wohne wolle einen leistungsfähigen Internet-Anschluss, "egal von welchem Anbieter". Der Stadtrat müsse dabei ein neutrales Gremium sein, dass kein Konkurrenzszenario zwischen Stadtwerken und Telekom aufbauen dürfe: "Wir sollten sowohl das Angebot des Landkreises als auch den Vorschlag Drobilitsch zusammen führen." Grundner teilte mit, dass am 7. April ein Gespräch zwischen Bürgermeister, Vertretern von Behörden mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke geplant sei.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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