Dorfen:Bittere Nachricht schlägt ein wie der Blitz

Lesezeit: 2 min

Das modernes Werk im Süden Dorfens macht dicht. Die Mitarbeiter sollen möglichst in Kaufbeuren weiterbeschäftigt werden. (Foto: Renate Schmidt)

Hawe Hydraulik schließt sein Werk in Dorfen. Vorstandssprecher Karl Haeusgen informierte die 130-köpfige Belegschaft am Montagnachmittag um 14 Uhr bei einer eiligst einberufenen Mitarbeiterversammlung

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Unternehmen Hawe Hydraulik schließt sein Werk in Dorfen, im März 2017 ist Schluss. Circa 130 Mitarbeiter sind betroffen. Allen Mitarbeitern sollen andere Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens angeboten werden. Das heißt in erster Linie: Die Dorfener Mitarbeiter sollen möglichst in Kaufbeuren, wo Hawe 2014 ein großes Werk eröffnet hat, weiterbeschäftigt werden. Wer nicht ins Allgäu umziehen will oder kann, könnte laut Auskunft der Unternehmenssprecherin eventuell auch einen neuen Arbeitsplatz im Hawe-Werk in Freising oder in Sachsenkam im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen erhalten. Außerdem soll eine Transfergesellschaft gegründet werden, in der all diejenigen unterkommen, für die es bei Hawe am Ende doch keinen Job mehr gibt.

Die bittere Nachricht, dass binnen Jahresfrist die Produktion in Dorfen nach und nach stillgelegt wird, traf das Personal völlig unvorbereitet. Vorstandssprecher Karl Haeusgen informierte die Belegschaft am Montag um 14 Uhr bei einer eilig einberufenen Mitarbeiterversammlung. Um 16.30 Uhr kam Haeusgen ins Dorfener Rathaus, um Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) über die Werkschließung zu informieren. Grundner sagte nach dem Treffen, er sehe es "durchaus als Katastrophe für die Stadt", dass so viele Arbeitsplätze in Dorfen wegfallen. Die auch für ihn völlig überraschende Nachricht, "hat mich schon sehr getroffen", sagte Grundner.

Hawe ist seit 1989 in Dorfen, zunächst in den ehemaligen Loden Frey-Hallen Am Mühlanger. Erst vor zehn Jahren wurde dann ein modernes Werk außerhalb der Stadt eröffnet. Das Gebäude wurde gewissermaßen auf der grüne Wiese errichtet, liegt allerdings vermeintlich vorausschauend klug positioniert direkt an der Trasse der Isentalautobahn und ganz in der Nähe der späteren A 94-Ausfahrt an der Bundesstraße B 15.

Dass Hawe ausgerechnet jetzt, da der Bau der Isentalautobahn richtig beginnt und die A 94 bis Ende 2019 fertiggestellt sein wird, die Werksschließung beschlossen hat, muss vielen Dorfenern wie ein Fluch erscheinen. Erst Ende November war die Schließung des Dachziegelwerks Meindl bekannt gegeben worden. Beim Traditionsunternehmen Meindl, das unweit des Hawe-Werks liegt, verlieren etwa 80 Mitarbeiter ihren Job. Mit dem Bau der Isentalautobahn ist eigentlich auch geplant, mehrere Hektar links und rechts der A 94 zu Gewerbestandorten zu entwickeln. Aktuell ziehen aber gerade die Unternehmen ab, die schon hier sind. Was mit dem 2006 gebauten Hawe-Werk passieren wird, dazu gebe es noch keine Pläne, sagte die Unternehmenssprecherin.

Die offizielle Pressemitteilung zur Dorfener Werksschließung, die den Titel "Hawe macht sich fit für die Zukunft" trägt, führt andere Gründe an: Das Unternehmen, gehe "weitere Schritte zur Optimierung der Fertigungsabläufe". Die Konzernleitung wolle eine "bessere Nutzung von Synergien innerhalb der Fertigungsabläufe" erreichen, indem die Produktion möglichst am Standort in Kaufbeuren zusammengeführt wird und dort "der automatisierte Maschinenpark und die modernen Montagebereiche noch besser ausgelastet" werden könne. Auf Basis einer "umfangreichen, zahlenbasierten Analyse" habe man sich entschieden, dazu die Produktion in Dorfen aufzugeben.

Hawe Hydraulik ist eine nicht börsennotierte europäische Aktiengesellschaft. Zum Konzern, der den Firmenslogan "Lösungen für eine Welt unter Druck" hat, gehören zahlreiche Tochterfirmen im Ausland. Laut Auskunft von Bürgermeister Grundner räumte Hawe-Vorstandssprecher Haeusgen ihm gegenüber ein, dass insbesondere die Geschäfte in Asien und Übersee seit einiger Zeit nicht gut liefen. Der Blick in die Bilanzen bestätigt das. Die Umsätze von Hawe liegen zwar einigermaßen stabil bei etwa 200 Millionen Euro, doch das Unternehmen machte zuletzt 2012 Gewinn. Im Geschäftsjahr 2014 musste ein Verlust von elf Millionen Euro ausgewissen werden. Die Zahlen für das vergangene Jahr sind noch nicht veröffentlicht.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: