Dorfen:Baustopp für die Brandruine

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Dorfen will nach zwei verheerenden Feuern keine weitere Lagerhalle auf dem Wastl-Grundstück mehr zulassen

Von Florian Tempel, Dorfen

"Die Sonne geht am Morgen im Osten auf, zieht mittags über uns drüber und geht am Abend im Westen unter." Erich Wastl hat eine einfache Weltsicht: So wie die Sonne unveränderlich in ihrem täglichen Lauf ist, will auch er weitermachen wie eh und je. Der 77-Jährige will sein vor eineinhalb Jahren abgebranntes "landwirtschaftliches Lagerhaus" in der Dorfener Innenstadt wieder aufbauen - "ja freilich", was sonst. So wie er es schon nach einem ersten verheerenden Brand im April 2003 getan hatte.

Der Dorfener Stadtrat, der das schon damals verhindern wollte, aber machtlos den Wiederaufbau hinnehmen musste, will Wastl nun für ein und allemal stoppen: Mit dem Bebauungsplan "Südlich der Rosenaustraße", der dort nur noch Wohnhäuser und kein Gewerbe mehr zulässt, und mit einer am Mittwoch beschlossenen Veränderungssperre. Wastl will das aber nicht hinnehmen und hat bereits Klage am Verwaltungsgericht München eingereicht.

"Die Stadt, insbesondere die umliegende Bebauung ist zwei Mal nur knapp einer Brandkatastrophe entgangen", sagte Bügermeister Heinz Grundner (CSU) in der Sitzung des Bauausschusses. Der ganze Stadtrat sei deshalb "einmütig der Auffassung, dass eine derartige gewerbliche Nutzung dort nicht den richtigen Standort hat". Beim ersten Brand in der Nacht auf den 4. April 2003, den ein Serienbrandstifter gelegt hatte, lagerten in Wastls Hallen unter anderem 70 Tonnen ammoniakhaltige Düngemittel, mehrere Dieseltanks, Druckgussflaschen und Fahrzeuge. Als die Feuerwehren eintrafen, schlugen die Flammen hoch in den Himmel. Paletten mit Düngemitteln explodierten. 120 Feuerwehrmänner kämpften stundenlang, um den Brand zu löschen. Der Stadtrat lehnte einen Bauantrag für den Wiederaufbau des Betriebs ab. Doch das Landratsamt hob die Entscheidung auf und ließ Wastl gegen den Willen der Stadt neu bauen.

Zehn Jahre später, in der Nacht zum 4. Dezember 2013 standen die Lagerhallen erneut in Flammen. Die Ursache des Brandes, bei dem auch Wastls Wohnhaus massiv beschädigt wurde, blieb ungeklärt. Die Hitzeentwicklung war so enorm, dass die Brandgutachter der Kripo Erding keine eindeutigen Hinweise finden konnten. Nur durch das schnelle Eingreifen von insgesamt elf Feuerwehren konnte ein Übergreifen des Brandes auf benachbarte Gebäude verhindert werden. Vorsorglich wurden aber die angrenzenden Wohngebäude von 20 bis 30 Anwohnern evakuiert.

Wastl spielt die Gefährlichkeit der Beinahe-Katastrophe herunter: "So hochgefährlich war das nicht." Beim zweiten Brand hätten "keine Chemikalien" oder andere gefährliche Stoffe in seinen Hallen gelagert. Dass er mit 77 Jahren in einem Alter sei, in dem man sich doch getrost zur Ruhe setzen könnte, sieht er nicht ein: "Das mach' ich noch nicht." Auch das Argument, Wohnbebauung auf dem Lagerhausareal erhöhe den Wert seiner Immobilie, interessiert ihn nicht: "Ich will da keinen Wohnblock hinten raus." Und überhaupt: Die ganze Sache hat für ihn längst grundsätzlichen Charakter. Der Stadtrat entscheide "über meinen Kopf hinweg - die sollen nicht Recht kriegen."

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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