Dorfen auf dem Weg zur Energiewende:Garantiert regionale Energie

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Die Stadtwerke Dorfen vermarkten Strom, der auch wirklich auf den Dächern der Stadt produziert wird. Grundsätzlich gilt von Januar an, dass alle Kunden ausschließlich Ökostrom bekommen

Von Florian Tempel, Dorfen

Auf dem Weg zur Energiewende ist man in der Stadt Dorfen anderen Kommunen schon lange mehrere Schritte voraus. Und es geht weiter: Vom kommenden Jahr an gibt es bei den Stadtwerken Dorfen ausschließlich Öko-Strom, für jeden Kunden. Als neues innovatives Angebot wird zudem Regionalstrom eingeführt, Strom der tatsächlich in und um Dorfen hergestellt wird. Das sei kein ausgedachter Marketinggag wie etwa "naturnahe Schokolade", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Steiner im Umwelt-, Natur- und Klimaausschuss des Dorfener Stadtrats, sondern ein vom Bundesumweltamt geprüfte und zertifizierte Angelegenheit.

Steiner war zusammen mit Sebastian Heiss, dem kaufmännischen Leiter der Stadtwerke, in die Sitzung des Klimaausschusses gekommen. Heiss legte in einem Referat die "Wende in der Stromerzeugung" dar und brachte dazu beeindruckende Zahlen mit. In ganz Deutschland betrage der Anteil des aus erneuerbaren Quellen produzierten Strom mittlerweile 30 bis 40 Prozent. Dorfen stehe da sehr viel besser da: Im Jahr 2019 wurde im Bereich der Stadtwerke Dorfen mit Photovoltaik, Biogas, Kraftwärmekopplung udn Wasserkraft 41 Gigawattstunden Strom produziert, aber nur 35 Gigawattstunden verbraucht. Der Überschuss wurde aus Dorfen raus für andere Verbraucher andernorts geliefert. "Wenn die Sonne aufgeht, speisen die Stadtwerke Dorfen Strom ins Netz", sagte Heiss.

Allerdings sei Dorfen kein vollständiger Selbstversorger. Zu manchen Zeiten muss weiterhin Strom von außerhalb bezogen. Doch bei der "zeitgleichen Autarkie" komme man auf einen Wert von 93 Prozent. Das heißt, nur sieben Prozent des benötigten Stroms werden noch nicht in Dorfen produziert, wenn sie dort gerade gebraucht werden. "Zu 93 Prozent sind wir aber absolut sauber", sagte Stadtwerke-Chef Steiner, "das ist großartig."

Den größten Anteil an dem vielen grünen Strom haben die knapp 900 Photovoltaikanlagen, die es im Bereich der Stadtwerke Dorfen gibt. Die staatliche Förderung von Photovoltaikanlagen begann von 20 Jahren und so alt sind auch schon einige private Anlagen in Dorfen. Wer sich damals die neuartige Technologie aufs Dache installierte, bekam seitdem für jede Kilowattstunden 50 Cent als Vergütung. Im Laufe der Zeit wurde die Förderung immer weiter abgeschmolzen. Wer sich später zu wesentlich günstigeren Preisen eine Photovoltaikanlage anschaffte, bekam schießlich nur noch gut sieben Cent pro Kilowattstunde. Nun ändert sich vieles.

Nach und nach läuft die auf 20 Jahre befristete Förderung der einzelnen Anlage aus. Ohne diese gibt es dann nur noch einen kleine Vergütung von wenigen Cent pro Kilowattstunde. Ein Gesetzesentwurf sieht aber zudem vor, dass alle Anlagen mit intelligenten, digitalen Messeinrichtungen aufgerüsteten werden sollen. Das hat vor allem einen Zweck: Bei Überproduktion sollen Anlagen abgeschaltet werden können, damit die Stabilität des Netz nicht gefährdet wird und es nicht zu Stromausfällen kommt.

Für Besitzer kleiner Anlage ist die Anschaffung eines modernen Mess- und Steuergeräte jedoch unwirtschaftlich. Andererseits wäre es widersinnig, wenn deshalb Anlagen abgebaut würden. Es sei alles "saumäßig kompliziert", sagte Stadtwerke-Chef Steiner. Aber kurz gefasst ist die Idee der Stadtwerke, von privaten Anlagenbesitzern den Strom zu kaufen und ihn als Dorfener Regionalstrom zu vermarkten, was bei kleinen Anlagen auch ohne Nachrüstung zulässig ist.

Gleichzeitig aber, so Steiner, wolle man dazu animieren, bestehende Anlagen zu vergrößern oder neue zu installieren. Gerade in einer ländlichen Gegend wie Dorfen gebe noch viel Potenzial. "Das Land wird in Zukunft der Energielieferant für die großen Städte sein", sagte Steiner. So wie Kartoffeln, Milch und Eier eher nicht in Städten produziert werden, sei es auch mit der grünen Energie. Deshalb müssten "noch viel, viel mehr Photovoltaikanlagen in Dorfen gebaut werden".

© SZ vom 31.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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