Digital:Einig gegen Nordumfahrung

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Bund Naturschutz spricht sich bei Online-Jahreshauptversammlung gegen neue Verkehrsprojekte aus

Der Bund Naturschutz hat bei seiner Online-Jahreshauptversammlung dazu aufgerufen, Einwendungen gegen den Neubau der Nordumfahrung Erding zu schreiben. Die Kreisgruppe Erding vertritt den Standpunkt, sie sei ein "klarer Flughafenzubringer". Die Planung basiere auf Verkehrsprognosen, die den Betrieb einer dritten Startbahn inkludiert hätten. Außerdem müsse man davon ausgehen, dass Kurzstreckenflüge innerhalb Deutschlands künftig stark an Bedeutung verlieren würden. Insofern seien die Wachstumsprognosen der Bayerischen Staatsregierung zum Flughafen überholt und die Nordumfahrung überflüssig.

Geschäftsführer Manfred Drobny haderte in seinem Vortrag mit mehreren anstehenden Verkehrsprojekten im Landkreis Erding und forderte eine Mobilitätswende. Der Flächenverbrauch für den Neubau der Nordumfahrung, den vierstreifigen Ausbau der Flughafentangente Ost (FTO), die Ortsumfahrungen der B 388 von Moosinning, Erding-Südost, Grünbach und Taufkirchen sowie für die Walpertskirchener Spange sei enorm. Nach seiner Einschätzung ist der Landkreis Erding beim Flächenverbrauch damit bundesweit in der Spitzengruppe.

Zu den einzelnen Projekten sagte Drobny, der BN habe "zähneknirschend hingenommen" dass es einen dreistreifigen Ausbau der FTO gebe, aber für den vierspurigen Ausbau sehe er keine stichhaltige Begründung. Bei der B 388 sei an fast jeder Ortschaft eine Ortsumfahrung geplant, diejenige bei Moosinning sei "gigantisch": "Das sind sehr umfangreiche Ortsumfahrungen, die mitten durch die Erdinger Kulturlandschaft gehen."

Auch Alfred Schreiber, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) der Landkreise Erding, Freising, Dachau, war bei der Onlinekonferenz zugeschaltet. Er erläuterte, dass der VCD Einwendungen gegen die Walpertskirchener Spange erhoben habe. Seines Erachtens gehe es dabei um eine Erweiterung des Einzugsbereiches des Flughafens, "damit auch Österreicher von München aus fliegen". Zur Nordumfahrung sagte er, sie zerstöre ein wichtiges Naherholungsgebiet und sei als "Hauptzubringer für die dritte Startbahn" erdacht worden. Ohne den Bürgerentscheid und den Widerstand wäre die dritte Startbahn seit fünf Jahren in Vollbetrieb am Flughafen. Die Planungen müssten nun unbedingt eingestellt werden. Schreiber riet ferner dazu, das Karlsruher Urteil zum Klimaschutz als Argument gegen den Bau von weiteren Straßen in Einwendungen zu nutzen.

Diesen Aspekt griff auch Heiner Müller-Ermann auf: Das Urteil zum Klimaschutz müsse man "ganz offensiv spielen": Denn die Planer müssten dann nachweisen, dass durch den Neubau weniger Treibhausgase entstünden als durch die Bestandsgröße.

Auch Hans Schreiner war zugeschaltet und meldete sich zu Wort: Er nahm Bezug auf die 300 Hektar, die diese geplanten Verkehrsinfrastrukturprojekte im Landkreis beanspruchen würden: "Wenn Straßen gebaut werden, wird zusätzlicher Verkehr fließen." Bockhorn werden zusätzlichen Verkehr aus dem Dorfener und Mühldorfer Raum bekommen. Das Szenario stelle sich aus Bockhorner Sicht künftig so dar, dass man drei Asphaltbänder zwischen Bockhorn und Erding erhalte: "Eine B 388, die nach Erding geht, eine Nordumfahrung, die nach Erding geht und dazwischen den Fliegerhorst als asphaltierte Trasse."

Jakob Maier, Kreisobmann des Bauernverbandes, betonte in seiner Wortmeldung, es sei "extrem wichtig, dass wir in Verbindung bleiben, auch wenn wir da und dort unterschiedliche Ansichten haben". Er bezeichnete sich als Kritiker der Infrastruktur im Landkreis Erding: Man sollte das vorhandene Straßennetz und die Brücken sanieren statt "sinnlose neue Straßen zu planen". Die Stadtpolitik sollte Verantwortung übernehmen, "der Stadtrat Erding kann diese Planung noch einstellen". Beim Volksbegehren gegen das Insektensterben habe man die Landwirtschaft zur Verantwortung gezogen, aber die Kommunalpolitik müsse auch dieser Verantwortung gerecht werden.

© SZ vom 12.06.2021 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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