Debatte im Gemeinderat:Architekt weist Vorwürfe entschieden zurück

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Bei den Sanierungskosten für das Alte Schulhaus in Wartenberg geraten CSU und Udo Rieger erneut aneinander

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Deutliche Worte fand Architekt Udo Rieger in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Wartenberg angesichts der massiven Kritik aus dem Gremium wegen der Kostensteigerung bei der Sanierung und Umbau des Alten Schulhauses. "Sie haben fast meinen Ruf ruiniert und ich hatte mir schon weitere rechtliche Schritte überlegt", sagte Rieger, denn die Vorwürfe gegen ihn und seine Arbeit seien größtenteils ungerechtfertigt. Das einzige, was er sich selber vorwerfen könne, sei, dass er bei der ersten Kostenschätzung zu optimistisch gewesen sei, was die Bausubstanz des Gebäudes betreffe. Zudem sei unwahr, dass die Kosten 25 Prozent über den kalkulierten lägen.

Kritik aus dem Gemeinderat ist Rieger schon gewöhnt. Schon einmal ist er Ende 2017 von Mitgliedern des Gremiums heftig angegriffen worden, als er vom Baufortschritt bei der Sanierung und dem Umbau des Alten Schulhauses berichtete. "Ich bin damals abgewatscht worden. Zu Recht, aber seitdem ist alles anders geworden. Machen wird das Ding fertig mit Anstand und waschen wir nicht weiter alte Wäsche", sagte der Architekt vor allem in Richtung CSU. Christian Pröbst (CSU), Dritter Bürgermeister, hatte ihm nach den jüngsten Vorwürfen gegen ihn im Gemeinderat Anfang Februar etliche Fragen per E-Mail zukommen lassen, darunter die Frage, warum er 2015 eine Kostenschätzung inklusive Außenanlagen in Höhe von 2,15 Millionen Euro auch auf Nachfrage vertreten habe. In der Februarsitzung hatte Pröbst zudem erklärt, dass der Architekt seiner Meinung nach keine ausreichende Leistung erbracht habe, weshalb man sich überlegen sollte, Abzüge bei der Rechnung vorzunehmen.

Auslöser war ein aktueller Kostenstand, den Regina Ingrisch, Fachbereichsleiterin Planen und Bauen im Rathaus, vorgelegt hatte. Die ursprünglich geplanten Kosten von 2,4 Millionen Euro sollten auf 3,4 Millionen gestiegen seien. Allerdings inklusive der Außenanlagen. Die Rechnung, die Rieger aufmachte, ergab vorläufige Endkosten von 2,564 Millionen Euro - 254 000 Euro oder elf Prozent mehr als bei der Kostenberechnung am 4. Juli 2016. Alleine die aktuellen Baukostensteigerungen seit damals lägen höher. Den Vorwurf, er verdiene an den Kostensteigerungen, wies Rieger zurück: "Ich gehe mit einem negativen Ergebnis aus dem Projekt, aber mir liegt das Alte Schulhaus am Herzen". Viele Faktoren seien letztlich zusammen gekommen, dass alles ein wenig aus dem Ruder gelaufen sei. In Sachen Kommunikation zwischen dem Architekten und Gemeinderat wurde Regina Ingrisch Vorgänger im Amt in die Verantwortung genommen. Dass beim Bau auch nicht alles gut verlaufen sei, sei zum einem an der derzeit im Bausektor mangelnden Konkurrenz an Firmen gelegen, die dazu geführt habe, dass für die Baumeisterarbeiten sich nur eine einziger Anbieter gemeldet habe, der die Sache nicht so ganz "im Griff" gehabt habe. Zudem habe das Wetter nicht mitgespielt und vor allem sei die schlechte Bausubstanz, wie sich bei der Sanierung erst gezeigt habe, schuld gewesen. "So eine schlechte Maurerqualität habe ich noch nie gesehen", sagte Rieger erneut. Zudem seien Aufträge entgegen Empfehlungen des Architekten vergeben worden, wie bei den Gerüstarbeiten. Die Rechnung dafür sei derzeit eine Sache der Anwälte, sagte Rieger.

So ganz überzeug zeigte sich die CSU im Gemeinderat aber nicht. Christian Pröbst störte sich immer noch daran, dass man die erste Schätzung über 2,15 Millionen Euro so verkauft habe, als wäre sie realistisch. "Sonst hätte es nie eine Sanierung gegeben." Auch das Management sei nicht so verlaufen, wie gewünscht. Ingrisch verwies in dem Punkt erneut auf die Problematik Baumeisterarbeiten, die man Rieger nicht anlasten könne. Größter Kritiker blieb CSU-Gemeinderat Josef Sedlmaier. Ihm fehlte im ganzen Verfahren "Informationen und Transparenz", zudem sagte er, dass er die Kostensteigerung nicht nachvollziehen könne, da in den damals genannten 2,15 Millionen Euro sogar vom Architekten 100 000 Euro für die Außenanlagen enthalten gewesen seien. Seiner Meinung nach hätte man die Bausubstanz vorher genau prüfen sollen, aber er sei damals noch nicht im Gemeinderat gesessen. Heike Kronseder (FWG) bestätigte, dass man einstimmig dagegen gewesen sei, dafür so viel Geld "in die Hand zu nehmen". Rieger nannte 150 000 Euro. Sedlmaier forderte angesichts der Mehrkosten "den Bürgerpark mit sofortiger Wirkung einzustellen". "Ein Blumenkreis hätte auch gereicht." Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) verwies aber darauf, dass die Ausschreibungen dafür schon laufen.

Die Mehrheit im Gemeinderat war sich aber letztlich einig, dass "ein tolles Haus" (Pröbst) entsteht. Mit Sozialwohnungen und Räume - darunter einen Bürgersaal - für öffentliche Zwecke. Mit der Vermietung der Sozialwohnungen wird man wohl im Juni beginnen können.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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