"Ich sehe das unproblematisch." So kennt man Rainer Forster. Er sieht kein Problem darin, im Namen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) das AfD-Mitglied Rainer Rothfuß zu einer Veranstaltung nach Dorfen einzuladen. Er hält es sogar für völlig in Ordnung, ihm eine Plattform zu bieten. Wobei Rothfuß nicht über irgendein Nebenthema sprechen wird, sondern über das AfD-Thema schlechthin. "Migration und die Folgen für Deutschland: Ganzheitliche Lösungskonzepte" heißt der für Donnerstag, 9. August, angekündigte Vortragsabend. Forster war früher hauptberuflich für die KAB tätig. Wegen ähnlicher Veranstaltungen wie der mit AfD-Mitglied Rothfuß ist er das nicht mehr. Nun ist Forster ehrenamtlich KAB-Kreisvorsitzender - und macht weiter wie zuvor.
Der Vorstand des übergeordneten KAB-Diözesanverbands ist entsetzt. In einer Pressemitteilung distanzieren sich die beiden Vorsitzenden Hannes Kreller und Evelyne Menges sowie KAB-Diözesanpräses Michael Wagner von der von Forster organisierten Veranstaltung mit klaren Worten: "Die AfD agiert gesellschaftlich spaltend, fremdenfeindlich und menschenverachtend. Mit dem christlichen Menschenbild und der katholischen Soziallehre sind die Positionen dieser Partei nicht vereinbar." Diözesansekretär Christian Ziegltrum sagte der SZ ergänzend, "uns wäre natürlich am liebsten, die Veranstaltung würde nicht stattfinden". Der von Forster organisierte Abend "ist uns ein Dorn im Auge, das ist Wahnsinn".
Gut findet man den KAB-Abend hingegen beim AfD-Kreisverband Erding. Auf der Facebook-Seite der Erdinger AfD hat man Forsters Veranstaltung gekapert. Irgendeiner, wahrscheinlich der AfD-Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann, hat eine Ankündigung im typischen blauen Design mit Parteilogo, einem Foto von Rothfuß und der Überschrift "AfD bei KAB" gebastelt. Als angeblicher Gastgeber der Veranstaltung nennt sich der AfD-Kreisverband selbst. Dass das Ganze im Gasthaus am Markt stattfindet, wo die rechte Partei im Mai und im Juni unter Protest vieler Dorfener Bürger zwei Veranstaltungen abhielt, ist wohl nur ein Zufall. Die AfD hat, das bestätigt Wirt Georg Müller, vorerst keine weiteren Abende bei ihm gebucht.
Rainer Forster hätte am kommenden Donnerstag eigentlich gar keine Zeit. Denn Forster ist ÖDP-Mitglied und tritt für seine Partei in diesem Jahr als Direktkandidat bei der Bezirkstagswahl an, die am 14. Oktober gleichzeitig mit der Landtagswahl stattfindet. Am Donnerstagabend stellt die ÖDP ihre Kandidaten im Gasthaus Klement in Isen vor. Da muss natürlich auch Forster kommen. Die Kandidatenvorstellung beginnt um 19.30 Uhr, der KAB-Abend in Dorfen um 20 Uhr. Stephan Treffler, der Erdinger Kreisvorsitzende der ÖDP, erklärt, wie sein Parteifreund Rainer Forster beides unter einen Hut bekommen möchte. Forster möchte sich in Isen als erster der insgesamt vier ÖDP-Kandidaten für den Bezirkstag und den Landtag präsentieren - und dann schnell nach Dorfen rüber fahren, wo sein AfD-Gast schon auf ihn warten wird.
Stephan Treffler tut sich schwer damit, wie er das alles finden soll: "Mir wäre es lieber, er würde das nicht machen, ich finde die AfD ekelhaft. Aber ich möchte dem Rainer Forster auch nicht vorschreiben, wie er mit der AfD umgeht." Christina Treffler, die Sprecherin der ÖDP-Fraktion im Kreistag, der auch Forster angehört, sieht es ähnlich: "Ich wäre der AfD gegenüber nicht so kooperativ." Aber: "Wir haben oft darüber geredet, dass er aufpassen muss - doch er will seinen eigenen Weg gehen."
Forster hat seine immer wieder kritisierten Einladungen stets damit gerechtfertigt, dass er auch mit Andersdenkenden diskutieren wolle. In der aktuellen Ankündigung aber hofiert er Rothfuß: "Mit ihm möchte die KAB für die hitzig geführte Debatte, die im Bundestag und an den Stammtischen geführt wird, sachlich fundierte, humanitäre und realistische Perspektiven anbieten."