Alle Impfzentren in Bayern sollen "komplett hochfahren", hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am vergangenen Freitag gesagt: "Wir brauchen zum einen das maximale Booster-System und auch mehr Erst- und Zweitimpfungen, dies ist entscheidend. (...) Es muss ohne Limit sein und keiner soll abgewiesen werden." Die Realität in Erding am Montagvormittag sieht so aus: Beim Versuch online einen Termin im hiesigen Impfzentrum zu buchen, heißt es, der "nächstmögliche Termin" sei am 20. Januar, um 13.45 Uhr. An zweiter Stelle wird der 9. Februar angeboten, mit einer Auswahl verschiedener Uhrzeiten. Einen Hinweis auf ein zeitlich früheres Impfangebot, womöglich sogar ohne Terminvereinbarung, erhält man nicht.
Die Probebuchung zu Recherchezwecken war durch die Zuschrift einer SZ-Leserin inspiriert. Kirsten Knauft hatte von ihren enttäuschenden Erfahrungen Ende vergangener Woche berichtet. Ihr war bei der Online-Terminvergabe für das Impfzentrum in Erding der 26. Januar 2022 angeboten worden. Knauft konnte das kaum fassen: "Wenn sich jetzt hier Menschen doch dazu entscheiden sollten, sich noch impfen zu lassen, was bei unserer Impfquote in Erding nötig wäre, bekommt man also erst in über zwei Monaten einen Termin." Sie selbst wollte einen Termin für die Booster-Impfung ausmachen. So eilig sei es bei ihr nicht. Aber für alle, die sich endlich für eine Grundimmunisierung entschieden, seien niederschwellige Angebote ohne lange Wartezeiten nötig.
Das Landratamt hat am Montag 225 Neuinfektionen gemeldet. Die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 748,8. Aktuell gelten 1506 Personen im Landkreis als infiziert, in Quarantäne befinden sich 2030 Menschen. Nach zwei weiteren Todesfälle steigt die Zahl der Verstorbenen seit Pandemiebeginn auf 131. Im Klinikum Erding wurden am Montag 27 Covid-19-Patienten behandelt, 21 auf der Isolierstation und sechs auf der Intensivstation, von denen vier beatmet werden musste. Die Schwerkranken auf der Intensivstation im Alter zwischen 45 und 70 Jahren sind alle ungeimpft. Die Quote der vollständig Geimpften liegt bei 64,6 Prozent.
Bei einer Impfterminbuchung im Internet auf www.impfzentren.bayern kann man einen zeitnahen Termin finden, wenn man ein anderes Impfzentrum in einem anderen Landkreis auswählt. Wählte man am Montagvormittag Ebersberg, kam das Angebot, schon an diesem Dienstag zum mobilen Impftag in Poing zu kommen. Im Mühldorfer Impfzentrum gab es ebenfalls für diesen Dienstag freie Termine. In Freising wurde man hingegen auf Januar vertröstet. Beim Münchner Impfzentrum hieß es sogar "leider sind derzeit keine weiteren Termine verfügbar".
Das Impfzentrum in Erding wird vom Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) betrieben. Pressesprecherin Danuta Pfanzelt sagt, man arbeite daran, die Angebote und Kapazitäten auszubauen. Das Erdinger BRK fährt zweigleisig. Zum einen gibt es das Impfzentrum in der Haager Straße 11, in dem von Montag bis Freitag geimpft wird. Allerdings nur mit Termin. Auf gut Glück läuft da nichts: "Eine Terminvergabe vor Ort ist nicht möglich", ist auf der Homepage brk-erding.de zu lesen. Dort erfährt man aber auch von einer zweiten Möglichkeit: "Unsere mobilen Impfteams fahren in die Gemeinden." Klickt man den Terminplan an, findet sich allerdings lediglich ein Angebot in dieser Woche. Am Donnerstag, 25. November, wird im Bürgersaal in Eichenried geimpft. In der kommenden Woche gibt es Impfaktionen in Pastetten am Mittwoch, 1. Dezember, und in Hohenpolding am Freitag, 3. Dezember. Was nicht erwähnt wird: Zu den Impfungen, die jeweils von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr stattfinden, kann man ohne Anmeldung kommen, egal ob es um eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung geht.
Die Außentermine der beiden mobile BRK-Impfteams waren zuletzt gut besucht. Beim Einsatz in Isen ließen sich am Donnerstag 213 Menschen eine Impfung verabreichen, in Taufkirchen waren es am Freitag sogar 275 Impfungen. Im Erdinger Impfzentrum in der Haager Straße wurden an den beiden Tagen 166 und 187 Menschen geimpft.
Die Zahl der Impfungen hat kräftig angezogen. Das Impfzentrum und die mobilen teams waren bislang nur auf zusammen 300 Impfungen am Tag ausgerichtet. Um die Kapazität weiter zu steigern, werde gerade weiteres Personal eingestellt, sagt BRK-Sprecherin Danuta Pfanzelt: "Wir sind dabei aufzustocken, wir können aber nicht von heute auf morgen auf 500 Impfungen hochfahren." Neben zusätzlichem Personal in der Haager Straße und mehr Außeneinsätzen im Landkreis, sind auch Sonderaktionen geplant. Unter anderem soll es bald auch in der Stadt Erding einen Impftag ohne Terminzwang geben.