Contra:Förderungen fallen weg

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Jakob Maier hält das Volksbegehren für "kontraproduktiv"

(Foto: SZ)

Jakob Maier arbeitet seit seinem siebzehnten Lebensjahr als Landwirt. Seit zwei Jahren ist er außerdem Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Auf seinem Hof in Niederding bewirtschaftet er 50 Hektar Land, betreibt eine Jungviehaufzucht von mehr als achtzig Kälbern und ist an einer Biogasanlage beteiligt.

"Die Artenvielfalt nimmt ab, das ist unbestritten", sagt Maier. Es sei auch im Interesse der Landwirte, die Artenvielfalt zu fördern. Mit der Art und Weise, wie das umgesetzt werden soll, ist er jedoch nicht einverstanden.

Einer der besonders kritischen Punkte des Volksbegehrens ist für Maier der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft auf 30 Prozent bis 2030. "Der Ökomarkt ist ein sehr sensibler Markt", sagt er. Schon jetzt hätten Molkereien Wartelisten, weil die Nachfrage nach Biomilch noch nicht hoch genug sei. Würde der Ausbau der Biolandwirtschaft in kurzer Zeit verdreifacht, wäre der Markt an Biolebensmitteln übersättigt, die Preise würden fallen. Er könne daher nicht verstehen, wie Biobauern für das Volksbegehren sein können, sagte Maier.

Seiner Meinung nach ist es der falsche Ansatz, die Veränderungen gesetzlich zu erzwingen. "Man erreicht mehr, wenn es in die Köpfe hinein geht, wenn sich die Denkweise ändert - das ist nachhaltig." Auch jetzt könnten Landwirte schon freiwillig Maßnahmen zum Schutz der Natur ergreifen. Er selbst habe zum Beispiel einen neun Meter breiten Gewässerrandstreifen an seinem Acker. Außerdem habe er viele Blühflächen angesät, um die Artenvielfalt zu fördern. Ihm sei aber bewusst, dass bei vielen "noch Luft nach oben" ist.

Die Zukunft des Bauernstandes ist die größte Sorge von Jakob Maier. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes will die kleineren Familienbetriebe erhalten oder den Strukturwandel zumindest verlangsamen. (Foto: Renate Schmidt)

Für die Einkommenseinbußen, die durch solche freiwilligen Maßnahmen entstehen, erhalten Bauern von dem Kulturlandwirtschaftsprogramm Kulap derzeit Ausgleichszahlungen, sagt Maier. 920 Euro pro Hektar Gewässerrandstreifen seien das beispielsweise. Diese Förderungen würden wegfallen, wenn das Volksbegehren durchkommt. Der Freistaat Bayern könne nichts fördern, was gesetzlich verpflichtend ist. "Es ist leicht zu sagen, dass man für die Nachhaltigkeit auf etwas Geld verzichten kann. Würde aber das eigene Gehalt plötzlich reduziert, würde man vielleicht anders darüber denken." Anstelle einer gesetzlichen Verpflichtung würde Maier deshalb eher das Kulap (kulturlandschaftliche) Förderprogramm so aufstocken, dass die Bauern damit Gewinn erzielen könnten. Dann würden seines Erachtens mehr auf freiwilliger Basis etwas für die Artenvielfalt tun.

Das Volksbegehren hingegen sei "kontraproduktiv". Denn viele Landwirte würden nach der Gesetzesänderung, die das Volksbegehren fordert, die freiwilligen Artenschutzmaßnahmen einstellen, prophezeit Maier. Sie hätten dann keine Lust mehr. Auch er werde seine neun Meter Gewässerrandstreifen auf die dann gesetzlich verpflichtenden fünf Meter reduzieren. Auch, ob er die Blühstreifen dann noch weiterhin freiwillig betreibt, stellt er in Frage. "Man fühlt sich in etwas hineingedrängt." Auch wenn es nicht so gemeint sei, nehmen Maier zufolge viele Landwirte das Volksbegehren sehr persönlich.

© SZ vom 02.02.2019 / jkai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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