Condrobs:Der Jugendhilfeverein ist in Not

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Flüchtlingsunterkunft steht leer, Miete muss aber gezahlt werden

Condrobs ist in der Jugend- und Suchthilfe tätig - jetzt benötigt der Verein selbst Unterstützung. Mitte 2015 hatte Condrobs für den Landkreis Erding die Betreuung von minderjährigen Flüchtlingen im ehemaligen Gasthof Zur Post in Taufkirchen übernommen und für jeden der Jugendlichen eine Pauschale erhalten. Weil immer weniger Flüchtlinge kamen, wurde die Einrichtung Mitte 2018 geschlossen, seither steht das Haus leer, doch Condrobs muss weiter monatlich 14 000 Euro Kaltmiete berappen. In einem Schreiben an die Erdinger Kreisräte hat der Verein kürzlich auf seine Notlage hingewiesen. "Die monatlichen Ausgaben treffen uns extrem", sagt Karin Wiggenhauser, Bereichs-Geschäftsführerin von Condrobs, gegenüber der SZ. "Wir sind an unserem finanziellen Limit."

Der Verein wolle neue Projekte anstoßen, doch dafür fehle nun das Geld, "und das schadet letztendlich wieder der Allgemeinheit". Sie habe das Gefühl, "niemand außer uns hat Eile, eine Lösung zu finden". Mit dem Rundbrief habe der Verein ein Signal setzen wollen. "Vielleicht können wir doch den einen oder anderen aufrütteln". Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein: Inzwischen hätten sich bereits einige Kreisräte bei Condrobs gemeldet, so Wiggenhauser. Die SPD-Kreistagsfraktion hat am Donnerstag sogar eine Pressemitteilung verschickt mit der Forderung, dass es bis Mitte diesen Jahres eine Folgenutzung für die Immobilie geben müsse. "Es kann nicht sein, dass dieser Träger an dem Rand seiner finanziellen Belastbarkeit steht", schreibt SPD-Fraktionsvorsitzende Ulla Dieckmann. Ja, es sei "ein Skandal", dass in Zeiten von Wohnungsknappheit eine Immobilie so lange leer stehe "und diese über weitere Monate bleiben soll".

Auf Nachfrage verweist die Pressestelle des Landratsamts Erding auf die fünfjährige Laufzeit des Vertrags zwischen Condrobs und dem Landkreis: Erst zum 1. Juli 2020 steige der Landkreis in den Mietvertrag ein und übernehme die Mietzahlungen. Eine vorzeitige Übernahme der Kosten sei in dem Vertrag "nicht vorgesehen". Bis dahin entstehe für Condrobs nochmal ein Minus von weit mehr als 150 000 Euro, schimpft die SPD. Aktuell liefen verschiedene Gespräche "über eine sinnvolle Folgenutzung", erklärt das Landratsamt. Welche das sein könnte, ist nicht zu erfahren. Nach Ansicht der SPD gibt es jedenfalls "viele Optionen". In die vorhandene Wohnung könnte eine Familie einziehen, es gebe zudem Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge. "Denkbar wäre ein Ausbildungswohnheim", so die SPD-Fraktionsvorsitzende weiter. Ein solches Azubiwohnheim plant der Gewerbeverein Erding schon seit längerem. Bei einer Infoveranstaltung Ende 2018 hatte Karin Wiggenhauser von der Condrobs-Geschäftsführung beim Gewerbeverein für das Haus in Taufkirchen geworben: Im obersten Stockwerk wären elf Einzelzimmer mit je einer Dusche frei.

© SZ vom 12.04.2019 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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