Bundestagswahl im Landkreis Erding:Sieger und Verlierer

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Exakt 83 000 wahlberechtigte Erdinger haben am Sonntag ihre Stimme in einem der insgesamt 187 Wahllokale im Landkreis abgegeben. (Foto: Renate Schmidt)

Ein Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Gemeinden zeigt große Unterschiede bei den Direktkandidaten und den Zweitstimmen für die Parteien

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Gesamtergebnis der Bundestagswahl im Landkreis Erding zeigt klare Sieger und Verlierer. Andreas Lenz (CSU) gewinnt mit 43,45 Prozent der Erststimmen das Direktmandat und die CSU schafft es, trotz großer Verluste mit 34,18 Prozent die stärkste Partei zu bleiben. Ein genauerer Blick offenbart in den einzelnen Gemeinden jedoch große Unterschiede bei allen Direktkandidaten und Parteien. Allein schon bei der Wahlbeteiligung ist dies zu sehen: in Steinkirchen betrug sie 90,38 Prozent, in Taufkirchen war es nur 79,25 Prozent.

Lenz' Ergebnis schwankt zwischen 52,29 Prozent in Steinkirchen und 35,92 Prozent in St. Wolfgang. Dort musste er gegenüber der Wahl 2017 auch die größten Verluste hinnehmen, fast 20 Prozent. Bei den Zweitstimmen divergieren die Ergebnisse der CSU ebenfalls stark. Am besten war es in Steinkirchen, wo 42,16 Prozent für die Christsozialen stimmten. Das schlechteste Landkreisergebnis kommt wieder aus Berglern, dort sind es nur 29,61 Prozent. In Berglern dürfte der Partei immer noch ihr Einsatz für die dritte Startbahn nachhängen. 2011 hatte der CSU-Ortsverband Berglern deshalb geschlossen die Partei verlassen. Vor vier Jahren war CSU-Kandidat Lenz noch in 14 Gemeinden über 50 Prozent gekommen, am Sonntag nur noch in zweien. Im Durchschnitt verlor er 5,26 Prozent, was nur unmerklich weniger ist, als die CSU als Partei, die im Landkreis um 5,62 Prozent nachgab. Der größte Gewinner im Landkreis sind die Freien Wähler (FW). Sie schafften einen Zugewinn von 6,8 Prozentpunkten und kamen auf 10,33 Prozent. Am besten schnitt die Partei in Steinkirchen (18,24 Prozent) und Kirchberg ab (17,58 Prozent), am schlechtesten in der Stadt Erding ( 6,52 Prozent) und in Ottenhofen (8,36 Prozent). FW-Direktkandidatin Birgit Obermaier gelang ihr bestes Ergebnis in ihrem Wohnort Pastetten mit 16,93 Prozent. Landkreisweit kam sie auf 9,22 Prozent. So gut wie die Bundespartei schnitt in Erding die SPD zwar nicht ab. Doch mit einem Zuwachs von 2,99 Prozent auf 14,65 Prozent ist sie wieder zweistärkste politische Kraft im Landkreis. Hochburgen sind die Stadt Erding mit 17,79 Prozent und Wörth mit 17,21 Prozent. Dort hat auch Direktkandidatin Magdalena Wagner die meisten Stimmen gesammelt: 17,22 Prozent in Erding und 15,38 in Wörth. Nicht so gut lief es für die SPD in Steinkirchen (8,68 Prozent) und Kirchberg (9,08). Mit einem Plus von 2,89 Prozentpunkten profitierten auch die Grünen nicht so stark vom Bundestrend. Mit einem Gesamtergebnis von 12,24 Prozent sind sie nach CSU und SPD drittstärkste Kraft. Ihre Hochburg war diesmal Ottenhofen, wo Direktkandidat Christoph Lochmüller auf 16,86 Prozent und seine Partei auf 17,58 kam. Dafür reichte es in Steinkirchen nur für 6,37 für den Direktkandidaten und 5,55 Prozent bei den Zweitstimmen.

Ein kleines Plus kann auch die FDP im Landkreis verzeichnen, die auf 11,35 Prozent kam. Ihr bestes Ergebnis schaffte sie, wie die Grünen, in Ottenhofen mit 13,98 Prozent. Auf Platz zwei steht für die FDP Finsing mit 13,32 Prozent, während in Steinkirchen nicht mehr als 8,12 Prozent drin waren. Direktkandidat Marc Salih kam dort sogar nur auf 4,69 Prozent, sein schlechtestes Ergebnis. Sein bestes schaffte er in St. Wolfgang mit 9,56 Prozent.

Die AfD ist einer der Verlierer des Bundestagswahl auch im Landkreis Erding. 2017 hatte sie noch 13,54 Prozent der Stimmen erhalten, diesmal nur noch 8,36 Prozent. In zwei Gemeinden ist sie aber nach wie vor stark vertreten: In Kirchberg mit 14,27 Prozent und in Berglern mit 11,68. Nur noch in sechs Gemeinden ist diesmal die AfD über zehn Prozent gekommen. In Ottenhofen hat sie am wenigsten Anhänger mit 5,86 Prozent. Parallel zu seiner Partei schnitt Direktkandidat Peter Junker in Kirchberg mit 13,33 Prozent am besten ab. Und in Ottenhofen mit glatt fünf Prozent am schlechtesten.

Die AfD hatte am Sonntagabend beklagt, dass die neue Partei "Die Basis" ihr Stimmen abgenommen habe. Wie die AfD sieht auch "Die Basis" die Corona-Maßnahmen als rechtswidrig an. Die neue Partei war 2020 von Gegnern der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie und Personen aus der Querdenker-Bewegung ins Leben gerufen worden. Aus dem Stand schaffte sie in Erding 1,55 Prozent. Ihre Direktkandidatin Alexandra Motschmann kam auf 1,67 Prozent. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie in Berglern mit 2,29 Prozent. Ihre Partei schaffte in Eitting 2,53 Prozent. Wo Motschmann persönlich die meisten Wähler überzeugte, fuhr Die Basis das zweitschlechteste Ergebnis ein: 1,01 Prozent in Berglern. In Steinkirchen waren es nur 0,89 Prozent.

© SZ vom 28.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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