BRK Erding hat wieder einen Kreisvorsitzenden:Im zweiten Anlauf

Lesezeit: 2 min

Jürgen Loher. (Foto: Renate Schmidt)

Jürgen Loher übernimmt den Vorsitz im BRK-Kreisverband Erding. Sein Vorgänger wurde abgewählt, der Unmut der Mitglieder galt aber nicht ihm

Von Florian Tempel, Erding

So gehört sich das: Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hat mit klarer Mehrheit einen neuen Vorsitzenden gewählt. Jürgen Loher erhielt als einziger Kandidat 63 von 65 Stimmen oder anders ausgedrückt 96,9 Prozent Zustimmung. Mit dem 53-jährigen Unternehmer steht zum ersten Mal ein Nicht-Politiker an der Spitze des Erdinger Roten Kreuzes. Loher löst Franz Hofstetter ab, den früheren Bürgermeister von Taufkirchen, aktuellen CSU-Bezirksrat und stellvertretenden Landrat.

Im Juli hatte der erster Wahlgang beim BRK in einem Debakel geendet. Hofstetter war bei der turnusgemäßen Vorstandswahl völlig überraschend mit 82 zu 77 Stimmen abgewählt worden. Dabei hatte er keine Gegenkandidaten. Mit einer verschämten Mitteilung auf der Homepage des Kreisverbands wurde die völlig unerwartete Nachricht veröffentlicht - und nicht einmal Hofstetters Namen genannt. Auch für ihn selbst war der Ausgang der Wahl total überraschend. Das Ergebnis erfuhr er nicht einmal selbst vom Wahlausschuss sondern las es online in der Zeitung. Hofstetter war vier Jahre lang Kreisvorsitzender. 2017 hatte er sich in einer Kampfabstimmung gegen Siegfried Ippisch durchgesetzt.

Die bayerische BRK-Kreisverbände werden traditionell von hochrangigen Kommunalpolitikern geführt. In Erding war das nie anders. Vor Hofstetter war der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) BRK-Kreischef. Mit Ippisch trat vor vier Jahren erstmals ein aktiver Ehrenamtlicher für das Amt an, explizit mit dem Versprechen, die Rolle der Ehrenamtlichen zu stärken. Es gab damals - und gibt noch immer - BRK-Mitglieder, die mit dem Kurs von Geschäftsführerin Gisela van der Heijden nicht so zufrieden sind. Eine Erklärung für Hofstetters Wahlschlappe war deshalb, dass viele BRK-Mitglieder mit ihren Nein-Stimmen gegen den Vorsitzenden vor allem ihre Unzufriedenheit mit der Geschäftsführerin zum Ausdruck bringen wollten.

Die Suche nach einem neuen Kandidaten für den Kreisvorsitz dauerte nicht lange. Loher war schon wenige Tage nach der blamablen Abwahl von Hofstetter als neuer Kandidat auserkoren. Loher ist zwar kein Politiker, aber auch kein BRK-Aktiver. Er führt einen eigenen Lebensmittelvertrieb mit 400 Millionen Euro Umsatz. Die BRK-Satzung sieht jedoch ausdrücklich vor, dass "Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" in die Kreisvorständen berufen werden sollen. Und so wurde Loher 2013 auf Vorschlag durch ein Votum des Kreisvorstands in das Gremium aufgenommen. Vier Jahre darauf wurde er im Team von den BRK-Mitgliedern zum zweiter stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, ebenso in diesem Jahr. Aus diesem Grund klappte seine Wahl zum Kreisvorsitzende nicht im ersten Anlauf: Ein Anfang August angesetzter Wahlgang musste abgesagt werden, weil Loher erst von seinem Vorstandsamt zurücktreten musste.

Nach einer angemessen langen Pause fand nun erst die Vorsitzendenwahl statt. Die Pressemitteilung des BRK ist kurz. Im letzten Satz heißt es: "Jürgen Loher schätzt das Ehren- und Hauptamt sehr. Er hält beides für die Gesellschaft enorm wichtig."

© SZ vom 30.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: