Blutspender dringend gesucht:Zurück im Leben

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Acht Bürger aus dem Landkreis gehören zu den Rekordspendern: Gabriele Thalmaier, Lorenz Huber, Karlheinz Miksch, Franz Nömmer und Thomas Schülke. Giuseppe Nezosi und Franz Englmeier waren verhindert. Die Hundertermarke hat in Erding nur einer geknackt: Wilhelm Auer. (Foto: Renate Schmidt)

Das Bayerische Rote Kreuz ehrt die Treuesten aus ganz Oberbayern, darunter acht Erdinger. Wie wichtig ihr Engagement ist, zeigen die Schicksale zweier junger Leute

Von Korbinian Hartmann, Erding

100 Mal hat Wilhelm Auer aus Maria Thalheim sein Blut gespendet. Dafür hat der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) den 66-jährigen früheren Elektriker am Dienstag mit 426 weiteren Rekordspendern aus Oberbayern in der Stadthalle Erding geehrt. Insgesamt haben die Menschen in den 21 Kreisverbänden 37 325 Liter Blut gespendet. "Derzeit können wir gewährleisten, dass täglich 2000 Blutkonserven zur Verfügung stehen", sagte BRK-Geschäftsführer Georg Götz. Ein Problem sieht das Rote Kreuz jedoch im demografischen Wandel.

"Die Spender werden immer älter und sind häufiger selbst auf Blutkonserven angewiesen", sagte Götz. Außerdem kämen nicht genügend Spender nach. Abhilfe sollen Veranstaltungen wie die in der Stadthalle schaffen. Seit fünf Jahren zeichnet das BRK in Oberbayern die fleißigsten Blutspender aus, heuer erstmals in Erding. Durch die Gala führte Michael Sporer vom Bayerischen Rundfunk. "Als Blutspendebotschafter habe ich tolle Menschen kennengelernt. Nicht nur diejenigen, die mit ihrer Spende Leben schenken, sondern auch solche, die ein Leben geschenkt bekommen haben", sagte er.

Überlebt dank 800 Transfusionen

Ein derartiges Schicksal ist dem Sportler und ehemaligen Bergretter Felix Brunner aus dem Allgäu widerfahren. Dank Blutkonserven hat er einen schweren Bergunfall überlebt und nach seiner Genesung als erster Rollstuhlfahrer in einem Handbike die Alpen überquert. Da lag schon ein langer Leidensweg hinter ihm: Brunner lag zehn Monate im Koma, wurde sechzig Mal operiert und war auf 800 Bluttransfusionen angewiesen. "Ich bin mir fast sicher, dass auch die eine oder andere Konserve von Ihnen dabei war. Wir sind gewissermaßen Blutsbrüder", scherzte Brunner. Als ehemaliger Blutempfänger wolle er nun etwas zurückgeben, sagte er. So hat er sich direkt nach seinem Unfall für eine Blutspendeveranstaltung in seiner Heimat Hopferau eingesetzt und kürzlich einem jungen Bekannten ein Handbike organisiert. "Ich habe mit dem Fahrzeug damals meine Freiheit wieder bekommen", sagte Brunner. Heute tourt er als Motivationsredner durch ganz Deutschland.

Acht Bürger aus dem Landkreis gehören zu den Rekordspendern: Gabriele Thalmaier, Lorenz Huber, Karlheinz Miksch, Franz Nömmer und Thomas Schülke. Giuseppe Nezosi und Franz Englmeier waren verhindert. Die Hundertermarke hat in Erding nur einer geknackt: Wilhelm Auer. (Foto: Renate Schmidt)

Neu unter den Blutspendebotschaftern ist Gela Allmann aus Dachau. Das Skitourmodel war vor vier Jahren in Island einen Berg 800 Meter in die Tiefe gestürzt. "Ich habe mir fast überall Knochen gebrochen, nur der Kopf war wie durch ein Wunder unversehrt", sagte sie. Die Frakturen waren aber nicht lebensbedrohlich, wegen einer gerissenen Hauptarterie drohte sie aber zu verbluten. Fast neun Stunden dauerte es, bis die Verletzte im Hauptstadtkrankenhaus in Reykjavik eintraf, und das alles bei vollem Bewusstsein. Mühsam habe sie sich nach dem Unfall zurück ins Leben gekämpft, sagte sie. Sie sei dankbar für jeden noch so kleinen Fortschritt gewesen. Heute ist sie Mutter eines kleinen Sohnes, ihr Leidensgenosse Felix Brunner ist seit Kurzem verheiratet. "Wir wären beide heute nicht hier, wenn es Sie alle nicht gebe", dankte Allmann dem Publikum.

100 Mal gespendet - das hat nur einer geschafft.

Mit einer Ehrennadel zeigt das BRK seinen Respekt gegenüber den Rekordspendern, unter denen sich acht aus dem Kreisverband Erding befanden. Gabriele Thalmaier ist in ihrem Bekanntenkreis die einzige, die regelmäßig zur Blutspende geht, wie sie sagte. "Von meinen Geschwistern spendet inzwischen keiner mehr", sagte die 53-jährige Landwirtin. Sie versuche dennoch, dreimal im Jahr nach Isen oder Haag zum Blutspenden zu fahren. "Das werde ich auch weitermachen, solange es geht." Bis jetzt ist sie damit auf 75 Spenden gekommen. Für dieses Ziel ehrte das BRK auch die Erdinger Spender Lorenz Huber, Karlheinz Miksch, Franz Nömmer und Thomas Schülke. Giuseppe Nezosi und Franz Englmeier waren an der Veranstaltung verhindert. Die Hundertermarke hat in Erding bisher nur Wilhelm Auer geknackt. Für ihn sei die Blutspende selbstverständlich, sagte er. "Früher haben wir das ganze Auto voll besetzt und sind nach Klettham oder Wartenberg gefahren, um Blut zu spenden." Der Aufwand sei es wert. "Es kann jederzeit soweit sein, dass man selbst auf eine Blutkonserve angewiesen ist."

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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