30 bis 40 Wohnungen geplant:Prinzipiell baureif

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Nach einem halben Jahr Vorbereitung wäre die Dorfener Wohnbaugenossenschaft in Gründung eigentlich so weit, mit einem konkreten Projekt loszulegen. Gleichwohl fehlt noch etwas Entscheidendes: ein Grundstück

Von Florian Tempel, Dorfen

Prinzipiell wären sie so weit, sagt Seppo Schmid. Nach einem halbem Jahr mit vielen Besprechungen und Überlegungen sei man sich im Wesentlichen einig, dass man 30 bis 40 Wohnungen bauen wolle. Wenn und sobald - das ist der Knackpunkt - ein geeignetes Grundstück bereit stehe für die Genossenschaft. Die es freilich noch gar nicht gibt, die sich dann aber sofort gründen würde, sagt Schmid. Seit Anfang des Jahres trifft sich ein sogenannte Kerngruppe mit zehn Frauen und Männern regelmäßig, um die Genossenschaft und ihr erstes Projekt vorzubereiten.

"Es steht und fällt mit dem Grundstück", sagt Schmid, stellvertretender SPD-Ortsvorsitzender und Mitinitiator einer Dorfener Baugenossenschaft. Es gibt zwar einen Stadtratsbeschluss, laut dem die Stadt einer Baugenossenschaft im geplanten neuen Stadtteil auf dem Gelände der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl ein vergünstigtes Grundstück zur Verfügung stellen werde. Doch es kann aus mehr als einem Grund noch sehr viele Jahre dauern, bis auf der Industriebrache tatsächlich gebaut werden kann. Im Zusatz zum Stadtratsbeschluss heißt es allerdings, dass es sich auch um ein Grundstück anderswo in Dorfen handeln könnte.

Da wurde man zuletzt hellhörig, als der Stadtrat beschloss, die Sportanlagen und das Freibad aus der Stadt an den Stadtrand zu verlagern. Doch auch ein Grundstück in diesem attraktiven innerstädtischen Bereich wird nicht so schnell verfügbar sein. Aber, sagt Schmid, "wir müssen aufpassen, dass da nicht alles meistbietend verkauft wird". Sowohl die Auslagerung der Sportstätten als auch die mögliche Veranstaltung einer Landesgartenschau kosten Geld. Beides soll vor allem durch den Verkauf der zentral gelegenen, wertvollen Grundstücke finanziert werden soll.

Für das geplante Wohnprojekt der Baugenossenschaft müsste ein Grundstück etwa 3000 bis 4000 Quadratmeter groß sein, sagt Schmid. Es komme natürlich ganz darauf an, wie man es bebauen könne, wie viele Baukörper die Anlage haben würde, ob drei oder womöglich sogar vier Stockwerke gingen. Zuletzt habe man sich die Genossenschaftswohnanlage "Haus an der Isar" in Landshut angesehen. So ähnlich könne man sich das auch vorstellen: zwei mehrstöckige Gebäude mit barrierefreien Wohnungen von 45 bis 103 Quadratmeter, in ökologischer Bauweise gebaut, mit Fernwärmeheizung, einem Gemeinschaftsraum, Grünflächen mit Spielplatz und Naschgarten, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen.

Die Initialzündung für die Gründung einer Dorfener Baugenossenschaft kam vom SPD-Ortsverein. Zu einem Informationsabend im Dezember 2017 mit einem Vertreter des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW), dem alle 332 Wohnbaugenossenschaften sowie weitere 126 kommunale und kirchlichen Wohnungsunternehmen in Bayern angehören, waren sehr viele Dorfener gekommen. In der Folge meldeten sich etwa 80 Interessierte. In diesem Jahr bildete sich dann die Kerngruppe, um in einem kleinen Kreise die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. In diese Gruppe sind auch ein Architekt, ein Immobilienmakler und ein Bankkaufmann, also Branchenkenner dabei, betont Schmid. Im Frühjahr organisierte die Kerngruppe eine einfache, aber aussagekräftige Fragebogenaktion. Der Rücklauf von 32 ausgefüllten Fragebögen machte doch einiges klar: Die Interessierten bestehen aus drei etwa gleich großen Gruppen: Familien mit Kindern, Senioren sowie jüngere Singles oder kinderlose Paare. Die Vorstellungen nach Art und Größe der Wohnungen sowie dem Drumherum einer Genossenschaftsanlage habe sehr gut dem entsprochen, was aus anderen aktuellen Genossenschaftsprojekten bekannt war, sagt Schmid. Somit war es für die Dorfener auch eine Bestätigung, dass sie mit ihrer Idee grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind. Es gab keine "überbordenden, sondern ganz realistische Vorstellungen und Forderungen", sagt Schmid.

Auch die Finanzierung erscheint machbar. Die enorm gestiegenen Baukosten seien zwar ein Problem, räumt Schmid ein. Doch da sich genossenschaftliches Wohnen wegen der faktischen Unkündbarkeit und weitgehend stabilen laufender Kosten für die Bewohner auf lange Sicht lohne, sollte es nicht an der Finanzierung scheitern. Es könnte los gehen in Dorfen - es fehlt nur noch das passende Grundstück.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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