Betrieb eingestellt:Kinderheim Kloster Moosen schließt

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Das Kinderheim in Kloster Moosen hat eine lange Tradition. Seit 150 Jahren leben in dem ehemaligen Schloss Kinder und Jugendliche. (Foto: Renate Schmidt)

Weil die Betreuung der Kinder und Jugendlichen nicht mehr von den Armen Schulschwestern selbst geleistet werden kann, ist am Jahresende Schluss. Nur den Kinderhort unter der Leitung einer Ordensfrau wird es weiterhin geben

Von Wolfgang Rescher, Dorfen

Der Orden der Armen Schulschwestern hat angekündigt, sein Kinderheim in Kloster Moosen zum 31. Dezember 2016 zu schließen. Der Grund: Der Betrieb des Kinderheims sei für den Orden nicht mehr zu finanzieren, heißt es aus dem Mutterhaus in München. Der Kinderhort bleibt aber erhalten.

Schon 2014 mussten die Ordensschwestern die Betreuung der Kinder an ausgebildete Fachkräfte übergeben. Das hatte natürlich wesentlich höhere Personalkosten als zuvor zur Folge. Nun kommt auch noch dazu, dass das auf zwölf Wohnplätze ausgelegte Kinderheim nur noch fünf Kinder und Jugendliche in der Betreuung hat. Da die Jugendämter Kinderheime nicht pauschal, sondern pro betreutem Kind bezahlen, sei ein Weiterbetrieb aus Kostengründen nicht mehr möglich, sagt Provinzoberin Charlotte Oerthel. Daran ändert auch die finanzielle Unterstützung durch mehrere Vereine, Patenfamilien und Spenden aus der Bevölkerung nichts. "Deshalb bedauern wir die unumgängliche Schließung umso mehr," sagt Schwester Charlotte. Auch die Übergabe des Heimbetriebs an einen anderen Träger sei gescheitert. Den Kinderhort unter der Leitung einer Schulschwester wird es weiterhin geben. Auch die weiteren im Kloster wohnenden Schwestern werden nicht wegziehen. Wie die durch die Schließung des Kinderheims frei werdenden Räume in Zukunft genutzt werden, ist aber noch völlig offen.

Der Orden der Armen Schulschwestern wurde 1833 von Theresia Gerhardinger gegründet und hat sich der ganzheitlichen Bildung armer Kinder, Jugendlicher und Frauen zum Ziel gesetzt. Fast 500 Ordensschwestern in Bayern arbeiten in zahlreichen eigenen Kindertagesstätten, Schulen und einer Fachakademie für Ernährung und Versorgung. Außerdem betreibt der Orden in München zwei Wohnheime für Studentinnen.

Das Kinderheim Kloster Moosen ist eine von vier klassischen Jugendhilfeeinrichtungen im Landkreis für Kinder und Jugendliche, die aus den verschiedensten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können. Mit der Einstellung des Betriebs fallen mehr als ein Viertel der Betreuungsplätze im Landkreis weg. "Durch die Schließung der Einrichtung entsteht eine Lücke in der Jugendhilfelandschaft im Landkreis Erding", heißt es aus dem Landratsamt. Eine Übernahme durch einen anderen Träger wäre sinnvoll, vor allem wenn das Heim zur heilpädagogischen Betreuung für Kinder bis 14 Jahre genutzt werden könnte. Die nächstgelegenen Einrichtungen dieser Art gibt es erst in Freising oder Landshut.

Derzeit gibt es zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen neben dem Kinderheim in Kloster Moosen im Landkreis noch die Familiengruppe Carola Heim in Langenpreising, das Josefsheim in Wartenberg sowie die Jugendwohngruppe des SOS-Kinderdorfes in Erding. Dort werden Kinder und Jugendliche im Rahmen einer stationären Erziehungshilfe oder wegen drohenden seelischen Behinderungen untergebracht. Im Moment sind 77 Kinder und 16 junge Erwachsene unter der Obhut des Jugendamtes in den Jugendhilfeeinrichtungen. Im vergangenen Jahr wurden 54 Kinder und Jugendliche in eine stationäre Jugendhilfe aufgenommen. Je nach den besonderen Bedürfnissen kommen die Kinder auch in Heime in anderen Landkreisen, ebenso wie die Jugendämter anderer Landkreisen Kinder im Erdinger Landkreis unterbringen können.

Neben den klassischen Heimen und Wohngruppen gibt es derzeit auch fünf spezielle Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Aktuell stehen 112 junge Flüchtlingen unter der Obhut des Erdinger Jugendamtes.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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