Bessere Rendite:Wildblumen statt Mais

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Landwirt Alois Bachmaier mit einem Sack der Saatmischung Veitshöchheimer Bienenweide, die er auf dem Acker ansäen will. (Foto: Renate Schmidt)

Suche nach Paten war erfolgreich: Landwirt verwandelt 18 000 Quadratmeter Acker in eine Blühwiese. Bund Naturschutz findet den Ansatz gut, hält aber die Preise für "extrem hoch"

Von Katharina Kausche, Dorfen

Alois Bachmaier tauscht in diesem Jahr seinen Mais gegen eine Wiesenlandschaft. Im Februar hatte der Dorfener Landwirt dafür Paten gesucht: 30 Euro für 50 Quadratmeter. Mindestens 100 Paten brauchte er für die Umsetzung, 100 Paten hat er gefunden. Eigentlich war eine Wiese mit 5000 Quadratmeter geplant. Wegen des guten Feedbacks vergrößert er die Fläche aber auf 18 000 Quadratmeter.

"Von Kindern, die ihr Taschengeld investieren, Rentnern, die etwas von ihrer Rente abzwacken und Ehepaaren, die sich das gegenseitig zum Hochzeitstag schenken, ist quer durch die Gemüsebank alles dabei", sagt Bachmaier. Das Interesse war sogar so groß, dass der Landwirt die Suchanzeige auf Facebook und Ebay Kleinanzeigen deaktivieren musste. Nachdem er nun genug Paten gefunden hat, ist Bachmaier dabei das "Geld einzusammeln". Die Saatgutmischung hat er allerdings schon gekauft. "Es ist ein Vertrauensverhältnis zwischen mir und den Paten", sagt er. "Sie verlassen sich darauf, dass ich die Wiese tatsächlich anlege und weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel verteile und ich mich darauf, dass sie das Geld überweisen." Ende April oder Anfang Mai will er die Mischung aussähen. "Im Juli hat die Wiese dann ihre Hauptblüte und im Oktober mähe ich sie wieder ab."

Die Idee, seinen Maisacker zur Blumenwiese zu machen, kam durch einen Kollegen. "Er hat mir von einem Landwirt in Norddeutschland erzählt, der eine Wiesenpatenschaft anbietet." Außerdem sei zur gleichen Zeit auch das Artenvielfalt Volksbegehren "Rettet die Bienen" in Bayern im Endspurt gewesen. "Es scheint so, dass viele Menschen mit der Art der Landwirtschaft aktuell nicht zufrieden sind." Alois Bachmaier betreibt konventionelle Landwirtschaft, also Landwirtschaft, bei der chemische Pflanzenschutzmittel und große Mengen an Düngemittel eingesetzt werden. Mit seinem Blühwiesen-Projekt wolle er einen Mittelweg einschlagen. "Ich werde kein Biolandwirt", sagt Bachmaier. "Aber ich möchte den Naturschutz mit meiner Arbeit verbinden."

Auch ein anderer Vorwurf beschäftigt Bachmaier. "Mir oder anderen Landwirten, die Wiesenpatenschaften anbieten, kreidet man an, nur daran verdienen zu wollen." Tatsächlich nehme er durch die Patenschaften mehr Geld ein, als er für einen Hektar Mais bekommen hätte. "Bei manchen Landwirten sieht das anders aus und daher ist es doch eine gute Sache, dass ich das anbieten kann und auch tue." Beim Bund Naturschutz Erding (BN) steht man die Idee "neutral" gegenüber, sagt Geschäftsführer Manfred Drobny. "Es ist ja eine ganz nette Idee und ich finde den Ansatz gut, aber die Preise sind extrem hoch."

Der Dorfener Tierfilmer Jan Haft sieht das dagegen so wie Bachmaier. Auch er hat über seine Firma "Nautilusfilm" eine Wiesenpatenschaft für 500 Quadratmeter bei Bachmaier übernommen. "Wenn Landwirte unsere Umwelt gestalten und dafür ihr Eigentum einsetzen sollen, dann müssen wir dafür auch zahlen." Jede andere Dienstleistung "kostet ja schließlich auch Geld". Im sei aber klar, dass eine einjährige Blühwiese nicht die Artenvielfalt der Insekten gewährleisten kann, sagt Haft. Die Wiese steht nur ein paar Monate, ehe Bachmaier sie vor dem Winter mäht. "So können sich keine Insekten entwickeln", sagt Haft. "aber es entsteht eine Diskussionsgrundlage."

Mit der Saatmischung Veitshöchheimer Bienenweide werde Bachmaier zunächst eine einjährige Mischung ausprobieren. "Ich muss erst mal schauen, wie die Wiese in meinen betrieblichen Ablauf passt", sagt Bachmaier. "Aber ich kann mir vorstellen, die Aktion im nächsten Jahr zu verlängern und eine zweijährige Saatmischung zu benutzen." Dabei stehe er auch mit Haft im Austausch, der selber einige Wiesen besitzt. Haft freue besonders, dass die Wiese auf einem Maisacker entsteht. "Lebensfeindlicher als ein Maisacker geht es eigentlich nicht", sagt er. Und solange die Blühwiesen nicht als Konkurrenz zu langfristigen Naturschutzmaßnahmen stünden, "ist es eine wunderbare Sache". Letztlich würden doch auch alle Parteien das gleiche wollen: "Einen Ort, wo es bunt blüht, zwitschert, gut riecht und kein Gift gespritzt wird."

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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