Besichtigungstour:Totholz statt englischer Rasen

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Wettbewerb "Insektenfreundliche Gärten Freising" geht zu Ende

Geschickt schwingt Manfred Drobny einen Kescher durch die Luft. Nachdem eine Biene wieder in die Freiheit entlassen wurde, wird der Fang begutachtet. Neben einem Grashüpfer finden sich eine Wanze und ein Schachbrett, ein seltener Schmetterling. "Das machen wir, um zu sehen, wie viele Insekten da sind", erklärt Drobny. Der Umweltreferent Freisings und Geschäftsführer des Bund Naturschutz im Landkreis Erding, ist gemeinsam mit drei anderen Experten - Michael Gebhardt vom Lehrstuhl für Zoologie an der TU München, Elisabeth Lex-Wagner vom Stadtplanungsamt und Inge Steidl vom Bund Naturschutz Freising - auf einer Gartenbesichtigungs-Tour quer durch Freising. Gemeinsam werden die Gärten und Balkone, die bei dem Wettbewerb "Insektenfreundliche Gärten Freising", der zum diesjährigen Freisinger Umwelttag ausgelobt wurde, in die Endrunde kamen, begutachtet und bewertet. Erste Station ist der Garten der Familie Back in Vötting.

"Unser Ziel ist, Best-Practise-Gärten zu finden", sagt Drobny. Also solche, die insektenfreundlich sind, nicht die "Kiesgärten mit gepflanzten Antennen in Form von Zypressen". Tatsächlich erscheint der riesige Garten, der sich auf etwa 1000 Quadratmeter erstreckt, nicht aufgeräumt. Einen kurzgemähten Rasen und akkurat angelegte Blumenrabatte sucht man hier vergeblich. Was man dagegen findet, ist aufgeschichtetes Totholz, in dem sich Insekten wohlfühlen. Und blühende Wiesen mit der Bunten Kronwicke, Majoran und Skabiosen. "Das ist toll, diese Pflanzenvielfalt. Für Schmetterlinge ideal", sagt Inge Steidl begeistert und macht sich eine Notiz auf ihrem Bewertungsbogen. Und tatsächlich flattern verblüffend viele Schmetterlinge durch die Lüfte. "Ich habe in meinem Garten schon 40 verschiedene Tagfalterarten gesehen", sagt Werner Back mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Darunter auch den Großen Schillerfalter und den Himmelblauen Bläuling.

Weiter geht es zur nächsten Station, dem Schrebergarten von Ilse Hoyer. Die kleine Parzelle, Grabeland der Stadt Freising, liegt auch in Vötting. "Ich habe hier ein gescheites Durcheinander", sagt Hoyer. Ursprünglich sollte es ein Gemüsegarten werden, im nahen Treibhaus zieht sie gerade auch Feuerbohnen. In dem kleinen, von einem selbst gebauten Weidenzaun umgebenen Feld, findet sich dann aber tatsächlich Allerlei. Borretsch beispielsweise, eine "gute Insektenpflanze", daneben wuchernder Rucola und Salatpflanzen. "Ich lasse hier alles seinen Lauf", sagt Hoyer fröhlich.

Noch sieben andere Gärten und Balkone werden die Jurymitglieder an diesem Tag besuchen. Insgesamt 32 Einsendungen habe es für den Wettbewerb gegeben, berichtet Anna Balling vom Stadtplanungs- und Umweltamt, die für die Organisation zuständig ist. Vier Kategorien gibt es bei dem Wettbewerb: Hausgärten, Schrebergärten, Balkone und Firmengärten. Bewertet werden unter anderem die Grünpflege, die diversen Biotope und die Insektenvielfalt. Die Idee zu dem Wettbewerb kam ihm schon vor über einem Jahr, erzählt Manfred Drobny. Damals hörte er einen Vortrag vom Macher der Krefelder Studie zum Insektensterben, die ein enormes Echo hervorrief. "Das Thema ging mir nicht mehr aus dem Kopf", sagt Drobny. Bis ihm der Gedanke mit den insektenfreundlichen Gärten kam, denn auch jeder Gartenbesitzer könne einen eigenen, kleinen Beitrag leisten, das Insektensterben aufzuhalten und die Artenvielfalt zu erhalten. Der Bund Naturschutz Freising, deren Geschäftsführer Drobny auch ist, habe sich dann entschlossen, das Ganze als Wettbewerb mit der Stadt Freising anlässlich des schon traditionellen Umwelttages umzusetzen. Aus diesem ist in diesem Jahr eine ganze Woche unter dem Leitthema "Insektenvielfalt - Freising blüht auf" geworden. Auftakt war am Montag, 8. Juli, mit der Eröffnung der Ausstellung "Tatort Garten - Ödnis oder Oase" im Foyer des Verwaltungsgebäudes in der Amtsgerichtsgasse. Am Samstag, 13. Juli, werden dann die Gewinner des Wettbewerbs gegen 10.30 Uhr im Bereich des Roider-Jackl-Brunnens vorgestellt und prämiert.

© SZ vom 09.07.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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