Berlin:Typisch Erding

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Gabriele Geitners Spezialität ist das Gundelrebensalz. Früher wurden damit eitrige Wunden behandelt, heute nimmt man es zum Würzen. (Foto: Judith Issig/oh)

Mit Kräutern, Schnaps und Urlaub auf dem Bauernhof präsentieren sich der Landkreis in der Bundeshauptstadt

Andreas Franzl hat 80 Flaschen Schnaps mitgebracht. "Ich bin ein Botschafter des geistigen Genusses", sagt er. Der Schnapsbrenner aus dem kleinen Einödhof Oberkorb bei Grüntegernbach bei Dorfen ist aber auch ein Botschafter des Landkreises Erding. Von Klassikern wie Zwetschgenbrand hin zu ausgefallenen Schnäpsen: In seiner Hofbrennerei destilliert Franzl auch Vogelbeeren oder Attich. Etwas Besonderes ist der Kriacherl-Brand. Diesen Schnaps aus einer Wildform der Zwetschge empfiehlt Franzl vor allem seinen weiblichen Kunden: "Der ist ganz filigran und angenehm zu trinken."

Andreas Franzl teilt sich den Stand mit der Brennerei Pointner aus Isen. Beide haben für die Qualität ihrer Brände schon den Bayerischen Staatsehrenpreis bekommen. Doch bisher hat Franzl erst eine Flasche seiner hochpreisigen Schnäpse verkauft. Viele Messebesucher wüssten die Qualität seiner Brände nicht zu schätzen, sagt Franzl. Doch das wundert ihn nicht: "Wir verkaufen halt keine Gurkenhobel." Auf der Grünen Woche geht es ihm vor allem darum, Kontakte zu knüpfen, neue Vertriebswege zu finden und den Leuten zu zeigen, dass aus der Region Erding besonders hochwertige Schnäpse kommen.

Den Besuchern im Langzeitgedächtnis bleiben, das wollen auch Gabi Baumgartner und Christine Fleidl. Sie werben für Urlaub auf dem Bauernhof vor den Toren Münchens. "Hier auf der Grünen Woche ist die bäuerliche Kultur vertreten, da sind in erster Linie wir gefragt, wenn es um Tourismus geht", sagt Gabi Baumgartner. 20 Höfe im Landkreis bieten Gästezimmer und Ferienwohnungen an. Am Stand gibt es einen Gutschein für einen Kurzurlaub zu gewinnen. Wer beim Gweinnspiel mitmachen will, muss heimischen Getreidesorten erkennen. Weizen, Hafer, Roggen, Dinkel, Sojabohnen und Triticale - eine Mischung aus Weizen und Roggen, haben die Landfrauen dafür mitgebracht. Ursprünglich sollten alle sechs Sorten erraten werden, doch das war zu schwierig. Deshalb reichen jetzt vier. "Die Leute wissen nichts mehr über das heimische Getreide", sagt Christine Fleidl. Außerdem gibt es noch ein zweites Spiel. In Gläsern sind die Körner der Getreidesorten ausgestellt, dazu ein Glas mit Rosinen. Quizfrage: Was ist kein Getreide?

Wer das nicht weiß, kann sich an Gabriele Geitner wenden. Die Kräuterpädagogin veranstaltet zu Hause in Hohenpolding Kräuterwanderungen. In Berlin verkauft sie Selbstgemachtes: Rosensalz, Energie-Platzerl, Frühjahrsputz-Tee, Quitten-Konfekt. "Ich möchte den Leuten zeigen, dass alles, was wir brauchen, vor unserer Haustür wächst", sagt Geitner. Auf ihrem Hof in Harting hat sie einen Hektar Wiese der Natur überlassen. Dort wachsen ihre Wildkräuter. Geitners Spezialität ist das Gundelrebensalz. Mit diesem Kraut wurden früher Ekzeme und eitrige Wunden behandelt. Heute verkauft Geitner das Kräutersalz als Gewürz. Nicht nur die Erdinger Dritte Landrätin Gertrud Eichinger (SPD) deckt sich mit Döschen für die Küche ein. Gerade hat ein Kunde für seine Hochzeit für jeden Gast ein kleines Kräutersalz bestellt. Geitner freut sich, auf der Grünen Woche dabei sein zu können, auch wenn sie für die Kosten selbst aufkommen muss. Es lohne sich: "Viele Leute, auch aus der Region, entdecken meine Produkte erst hier auf der Messe."

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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