Beliebtes Ausflugsziel im östlichen Landkreis:Ein Ort der Besinnung

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Die Fürmetz-Kapelle in Dorfen ist nach der Zerstörung durch einen Brand wieder komplett restauriert. Der neugotisch gestaltetet Innenraum mit seinem geschnitzten Altar erstrahlt in neuem Glanz

Von Yvonne Ramp, Dorfen

Am 21. Juli 2012 entdeckte eine Joggerin Flammen und Rauch in der Fürmetz-Kapelle. Die sofort alarmierten Feuerwehren aus Dorfen und Hausmehring kamen schnell, aber nicht schnell genug für eine Rettung. Die kleine Marienkapelle brannte komplett aus. Die Polizei vermutete Brandstiftung, doch die genaue Ursache des zerstörerischen Brandes wurde nie geklärt. Vier Jahre später ist die Kapelle wieder innen und außen vollständig restauriert. Zur Freude vieler Dorfener, die durch Spenden die Wiederherstellung möglich gemacht haben.

1878 hat das Ehepaar Babette und Martin Scheicher, wohlhabende Dorfener Kaufleute, die Fürmetz-Kapelle erbauen lassen. Um 1900 ging sie in den Besitz der Familie Braun über, der auch das anliegende kleine Waldstück, das Fürmetz-Hölzl, gehört. Die Kapelle ziert nicht nur einen der "interessantesten Spazier- und Joggingwege" - vom Dorfener Stadtpark aus über die Birken- und Lindenallee bis hinauf zum Fürmetz-Hölzl -, betont Altbürgermeister Herrmann Simmerl, sie ist auch "Heiligtum und Denkmal". Simmerl, der auch zweiter Vorsitzender des Historischen Kreises Dorfen ist, war mit dem ersten Vorsitzenden des Vereins, Jürgen Weithas, sowie Franz Streibl Hauptorganisator der Renovierungsarbeiten und der vorausgegangenen Spendenaktion. Simmerl, Weithas und Streibl hatten sich unter anderem mit Banken in Verbindung gesetzt und ein Benefizkonzert zu Gunsten der Kapelle organisiert. Auch die Bevölkerung, sagt Simmerl, sei dem Spendenaufruf für die Kapelle "großartig nachgekommen". So kamen in eineinhalb Jahren 23 000 Euro zusammen. Damit waren zwar noch nicht alle Renovierungskosten gedeckt. Doch auch die Familie Braun habe nicht wenig zur Renovierung beigesteuert, sagt Simmerl, zum Beispiel die Kosten der Dachreparatur bezahlt, um die Kapelle vor Feuchtigkeit zu schützen.

Der Marienaltar ist wieder komplett restauriert, dank Kirchenmaler Helmut Stöhr und den Altarbauern Martin Peterbauer und Wenzel Müller. (Foto: Renate Schmidt)

Um 1980 wurde die Kapelle schon einmal renoviert, weil sie etwas in die Jahre gekommen war. In mehr als 750 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden wurde sie wieder auf Vordermann gebracht. Das Mauerwerk wurde trockengelegt, das Dach erneuert, der Fußboden neu verlegt und die Fenster neu verglast. Mit dabei war damals schon der Restaurator und Kirchenmaler Ludwig Keilhacker, der auch jetzt, 22 Jahre später, die Neuausmalung des völlig verrußten Innenraums vornahm.

Nach dem Brand 2012 war "die komplette Fassade schwarz", erinnert sich Manuela Braun, Besitzerin der Kapelle am Fürmetz-Hölzl: "Wir mussten erst einmal prüfen, ob wir die Malerei wieder zum Vorschein bringen oder komplett neu malen müssen." Ein leuchtender Sternenhimmel hatte das Deckengewölbe geziert, von dem, wie auch der Farbenpracht der aufwendigen Abschlüsse an Fenstern und Tür, nach dem Brand nichts mehr zu sehen war. Keilhacker habe die Raumschale aber glücklicherweise reinigen und die alten Malereien restaurieren können. Allein die Reinigung habe etwa 600 Euro gekostet, sagt Braun, die Dacherneuerung 5000 Euro.

Die Kapelle am Fürmetz-Hölzl. Der Name kommt vom Fürmetz-Hof auf dem Dorfener Ruprechtsberg, wo heute das Marienstift steht. (Foto: Renate Schmidt)

Für die restlichen Sanierungsarbeiten wurden die Kosten auf 20 000 Euro geschätzt. Das konnte und wollte die Besitzer-Familie jedoch nicht mehr allein stemmen. "Wer hat denn schon einfach mal so 20 000 Euro rumliegen? So viel Geld ins eigene Haus zu investieren, ist eine andere Geschichte, aber in eine Kapelle? Was wenn wieder jemand kommt und sie anzündet?", sagt Braun.

Das Herzstück der Innenausstattung war ein neugotischer Marienaltar. Martin Peterbauer und Wenzel Müller haben ihn in enger Kooperation fast originalgetreu wiederhergestellt. Die besondere Herausforderung war dabei, nach einer nur sechs auf acht Zentimeter großen Fotografie den 2,74 Meter hohen und 1,60 Meter breiten Altar nachzubauen. "Wir konnten gar nichts abmessen", sagt Peterbauer, und Aufzeichnungen über die richtigen Maße gab es auch nicht mehr. Es blieb ihnen nichts anders, als die Größe zu schätzen und an die Kapellenmaße anzupassen. Peterbauer ist eigentlich nur Hobbykünstler und hatte zuvor nur Feldkreuze und Kirchenfiguren restauriert. Doch "ich lerne halt schnell", sagt der 79-Jährige. Er hat die Entwürfe für den Altar gezeichnet und sein Mitstreiter Wenzel Müller, Schreiner im Ruhestand, dann die Schreinerarbeiten übernommen. "Doch auch da haben wir natürlich zusammengeholfen", sagt Peterbauer. Die Materialkosten waren kein Problem, das benötigte Lindenholz habe vielleicht 300 Euro gekostet. "Die Arbeit, das Schnitzen und so weiter", sagt Peterbauer, "ist das Aufwendige".

Das Marienbild in der Mitte des Altares wurde von Kirchenmaler Helmut Stöhr nachgebildet. Es zeigt, in Anlehnung an das Gnadenbild der Wallfahrtskirche Maria Dorfen, eine große Madonna im Zentrum mit zwei Assistenz-Heiligen zu ihren Füßen, Martin und Barbara, die Namenspatronen des Stifterpaares.

Die Fürmetz-Kapelle ist ein eingetragenes Denkmal, daher war auch das Landesamt für Denkmalpflege finanziell an der Restaurierung beteiligt. Für die Dorfener ist die Kapelle jedoch viel mehr als ein Denkmal. Warum sie so beliebt ist? "Da gehen einfach wahnsinnig viele Leute jeden Tag vorbei und genießen den Anblick der Kapelle", sagt Braun. Der Ausblick nach Dorfen und auf das obere Isental macht das kleine Marienheiligtum zu einem perfekten Platz für eine "Zeit der Ruhe und Besinnung", der so häufig frequentiert, wird kaum ein anderer in Dorfen.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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