Beispiel für die Architektur des 21. Jahrhunderts:Licht und Glas

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Das Berliner Büro "gmp international" überzeugt mit seinem Entwurf für das Kardinal-Döpfner-Haus auf dem Domberg das Preisgericht. Die Kosten liegen nach ersten Schätzungen bei 53 Millionen Euro

Von Petra Schnirch, Freising

Offenheit soll das neue Gebäude ausstrahlen. Gleichzeitig soll es ein starkes Beispiel für die Architektur des 21. Jahrhunderts werden und dennoch der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz am Domberg nicht die Schau stehlen. Die Anforderungen an die Architekten, die sich am Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Kardinal-Döpfner-Hauses beteiligt haben, waren hoch. Am besten gelöst hat diese Aufgabe nach Einschätzung des Preisgerichts das bekannte Berliner Büro "gmp international".

Markantestes Element des Entwurfs sind die beiden parallel angeordneten Zimmerflügel, die durch eine lichte Aula miteinander verbunden werden. Dieser Mittelteil besticht durch seine gebäudehohe Glasfront, die sich zum Diözesanmuseum hin öffnet und somit diese bisher sehr stiefmütterlich behandelte Ecke des Dombergs deutlich aufwertet. An dieser Stelle könnte auch eine Verbindung hinunter in die Stadt geschaffen werden, eventuell auch der angedachte Schrägaufzug, sagte Lutz Heese. Der Ehrenpräsident der Bayerischen Architektenkammer hatte den Vorsitz des Preisgerichts übernommen und geriet regelrecht ins Schwärmen und meinte, er sei "überglücklich". Er sprach von "einem großen Wurf" in einem der anspruchsvollsten Wettbewerbe der vergangenen Jahre in Bayern. Einen zweiten Platz vergab die Jury nicht, Rang drei teilen sich die beiden Münchner Büros Knerer und Lang sowie Schmidt-Schicketanz und Partner. Insgesamt 14 Teilnehmer reichten ihre Vorschläge ein.

Die markantesten Elemente stellen die beiden parallel angeordneten Zimmerflügel dar, die durch eine lichte Aula miteinander verbunden werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Der historische Teil des Kardinal-Döpfner-Hauses soll in den kommenden Jahren grundlegend saniert werden. Der Anbau aus den Sechzigerjahren, der wiederum einen Vorgängerbau aus dem Jahr 1902 ersetzte, wird abgerissen und neu errichtet. Seit das Priesterseminar 1968 von Freising nach München verlegt wurde, dienen die Gebäude als Bildungszentrum.

Als Obergrenze hat die Erzdiözese nach einer groben Kostenschätzung 53 Millionen Euro angesetzt, wie Finanzdirektor Markus Reif am Freitag bei der Präsentation der Siegerentwürfe sagte. In den kommenden Monaten wird das Team von gmp-Architekten (Gerkan, Marg und Partner) den Entwurf in einem Punkten überarbeiten, dann wird das Erzbistum darüber abstimmen. Auch interessierte Bürger können sich dazu äußern. Die Arbeiten werden bis zum 26. Februar am Domberg ausgestellt, der Fragebogen dazu kann auch online ausgefüllt werden. Anschließend werden die Genehmigungsunterlagen eingereicht. Auf einen genaueren Zeitplan wollte sich Generalvikar Peter Beer nicht festlegen lassen. Große Widerstände erwartet er nicht, weil der Siegerentwurf auch die Denkmalpfleger überzeugt habe. Ein Problem seien aber der An- und Abtransport und die Lagerung des Materials an der Baustelle, dafür müsse eine Lösung gefunden werden. Ob und wann der Kursbetrieb des Kardinal-Döpfner-Hauses verlagert werden muss, steht ebenfalls noch nicht fest.

Wesentliches Element bei der Bewertung war neben der Funktionalität die weithin sichtbare Fassade des Neubaus - und hier offenbarten die beiden Drittplatzierten nach dem Urteil der Jury gewisse Schwächen. Der Vorschlag von Schmidt-Schicketanz und Partner lehne sich zu stark an das historische Gebäude an, schilderte Lutz Heese. Das Preisgericht war die Architektur des 21. Jahrhunderts zu wenig repräsentiert. Knerer und Lang wiederum seien "übers Ziel hinausgeschossen". Die ausgeprägten vertikalen Elemente bis in die Dachlandschaft hinein mache dem Altbau aus dem Jahr 1519 in der Fernwirkung zu viel Konkurrenz, der Begriff "Autogrill" sei dafür bereits geprägt worden. Außerdem sei das neue Gebäude viel zu hoch. Die vorgesehenen Sichtbeton-Elemente der Fassade waren dem Preisgericht an diesem repräsentativen Ort "zu trocken". Gerkan, Marg und Partner dagegen gelinge es, Alt und Neu ohne Bruch zu verbinden. Wie der Wunsch nach einer Gastronomie berücksichtigt werden könne, sei noch offen, sagte Beer.

Der Mittelteil zeichnet sich durch eine gebäudehohe Glasfront aus, die sich zum Diözesanmuseum hin öffnet. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Arbeiten der Preisträger sind noch bis Sonntag, 26. Februar, im Arkadencafé des Kardinal-Döpfner-Hauses auf dem Freisinger Domberg zu sehen, die übrigen Vorschläge sind in der Aula ausgestellt, werktags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr, sonntags von 8 bis 18 Uhr. Im Internet sind die Entwürfe unter www.domberg-freising.de zu finden, ebenso der Fragebogen.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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