Baustellenbesichtigung:Gemischtes Fazit

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Die Marktgemeinde Wartenberg saniert für rund 2,2 Millionen Euro das Alte Schulhaus am Nikolaiberg. Es werden Sozialwohnungen und ein Bürgersaal entstehen. Von der historischen Bausubstanz kann aber weniger erhalten werden als erhofft

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Baumeisterarbeiten sind abgeschlossen und teilweise sehr "diffizile" Aufgaben ebenfalls, wie Architekt Udo Rieger Mittwoch Abend bei der Besichtigung der Baustelle Altes Schulhaus am Nikolaiberg in Wartenberg sagte. Nicht alles konnte von der historischen Substanz des Hauses zum Leidwesen einiger Gemeinderäte erhalten werden. Zum Beispiel die alte Holztreppe. Dafür wurde nach dem Entfernen des Verputzes alte Elemente wie Nischen oder zugemauerte Fenster in den Wänden entdeckt. Das Alte Schulhaus wird für ungefähr 2,2 Millionen Euro von der Gemeinde saniert, um dort Sozialwohnungen und Räume für öffentliche Zwecke zu errichten.

Auf den späteren Anbau am Alten Schulhaus wurde jetzt ein weiteres Geschoss gesetzt, um mehr Wohnfläche für Sozialwohnungen zu erhalten. (Foto: Renate Schmidt)

Das Alte Schulhaus in Wartenberg hat eine lange Geschichte. Einst war es ein Jagdhaus der Wittelsbacher. Im Jahr 1409 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Dann wurde es zur Schule. Viele Jahre lang wohnten namhafte Künstler in dem Haus und später kamen dort Asylbewerber unter. Das Haus an der markanten Stelle am Nikolaiberg hat also eine mit dem Markt eng verbundene Geschichte. Deshalb hatte sich der Gemeinderat auch entschlossen, das Gebäude nicht abzureißen. Bereits im Jahr 2008 war das Architekturbüro Rieger mit der Erstellung einer Voruntersuchung beauftragt worden, um Aussagen über den Erhalt und Umnutzungsmöglichkeiten des nicht denkmalgeschützten ehemaligen Alten Schulhauses zu erhalten.

Bei den Mauern musste einiges neu gemacht werden, wie man nach dem Abschlagen des Putzes gesehen hat. (Foto: Renate Schmidt)

Was Udo Rieger den Gemeinderäten zeigte, ließ den einen oder anderen zur Überzeugung kommen, dass man in dem sanierten Gebäude eigentlich ganz gerne selber wohnen würde. Hohe Decken und große Räume, die früher einmal Klassenzimmer waren, Balken in den Decken, wiederentdeckte Wandnischen, viele große Fenster, die erahnen lassen, dass die neuen Räume nach der Fertigstellung sehr hell sein werden. Dazu wird ein Aufzug bis ins Dachgeschoss eingebaut. Er wurde nötig, um für die staatliche Förderung des Projekts die Barrierefreiheit zu bekommen. Die Holztreppe konnte jedoch aus mehreren Gründen nicht mehr erhalten werden. Aus wirtschaftlichen, statischen und Brandschutzgründen, wie Rieger erklärte. Ein Versetzen in der Höhe und die nötige Sanierung und Ertüchtigung wäre doppelt so teuer geworden wie die dafür errichtete Stahlbetontreppen. Und auch von den alten Balken in der Decke wird später wenig zu sehen sein. Viele seien verfault gewesen, weshalb ein Holz-Beton-Verbunddecke gewählt worden sei. Sie würde die alten Balken entlasten und sei besser im Brandschutz. Zu sehen wird sie aber nicht sein, da die Decken abgehängt werden sollen. Aus statischen Gründen wurden auch ein paar Stahlträger eingesetzt, die hinter Trockenbauwänden verschwinden sollen. Trockenbau soll auch zum Einsatz bei der Zimmereinteilung kommen. Die früher sehr großen Klassenzimmer werden unterteilt, um sieben Wohnungen zu schaffen. Einige Mauern waren ebenfalls nicht zu erhalten, da der Mörtel bereits arg bröckelte.

Von den Holzdecken kann auch nur ein Teil erhalten bleiben. Neuere Balken und eine Holzbetonverbundkonstruktion sollen die alten Balken entlasten, wie Architekt Udo Rieger bei einer Ortsbesichtigung zeigte. (Foto: Renate Schmidt)

Das Highlight wird nach der Fertigstellung ein rund 78 Quadratmeter großer Bürgersaal für öffentliche kulturelle Nutzung sein. Nebendran soll ein kleines Büro kommen und in den Keller Gemeinschaftsräume. Für den Saal wurde in dem Anbau ein weiterer Zugang errichtet. In den Anbau sollen später Toiletten und die Garderobe kommen.

Als nächstes kommt nun das Dach an die Reihe. Es wird in Teilbereichen aufgestockt, um die Nutzbarkeit zu verbessern - also mehr Wohnungen unterzubringen. Dazu ist allerdings ein milder und möglichst später Wintereinbruch notwendig, wie der Architekt sagte. Der anvisierte Fertigstellungstermin ist Herbst 2018.

Während es im Alten Schulhaus zügig mit den Umbauarbeiten voran geht, stockt die Gestaltung der etwa 3000 Quadratmeter großen Außenanlagen am Alten Schulhaus zu einem Bürgerpark. Der vom Landschaftsarchitekten Dietmar Narr vorgestellte Entwurf war jüngst im Gemeinderat durchgefallen. Die rund 400 000 Euro teure Gestaltung missviel in einigen Punkten - Stellplätze, umlaufenden Sitzmauer und Treppenzugang - und war einer Mehrheit im Gemeinderat zu teuer. Derzeit wird der Plan in einer abgespeckten Form überarbeitet.

In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 13. Dezember, um 19 Uhr im Rathaus will Architekt Udo Rieger den Stand der Sanierungspläne öffentlich vorstellen.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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