Baustelle:Radeln als einziger Ausweg

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Auch bei der Polizei sieht man die B 15-Sperrung in Dorfen von Mai bis November 2018 mit Sorge. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, gebe es nur eine Alternative: Auto stehen lassen und rauf aufs Fahrrad

Von Florian Tempel, Dorfen

"Es wird ein Problem werden." Karlheinz Lauffer sagt, was sich jeder in Dorfen denkt. Doch er muss es wissen, er ist der Verkehrssachbearbeiter der Polizeiinspektion Dorfen. Er kennt jede Straße in Dorfen und das nicht nur, weil es sein Beruf ist, sondern weil es seine Stadt ist, in der er schon immer lebt. "Es wird eine schwierige Geschichte", sagt Lauffer, wenn von Mai bis November 2018 ein halbes Jahr lang die Bundesstraße B 15 mitten in Dorfen gesperrt sein wird. Die 81 Jahre alte Brücke über die Isen wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Baustelle selbst ist kurz, kaum 90 Meter. Doch die offiziellen Umleitungen, die das Straßenbauamt für Personen- und Lastwagen festlegen will, sind kilometerlang. Das werden viele nicht mitmachen. Lauffer hat deshalb einen einzigen vernünftigen Rat für seine Dorfener Mitbürger: "Ich fahr' in der Stadt nur mit dem Radl. Das würde ich auch jedem anderen auch empfehlen. Es ist dann eh Sommer."

Brückenbaustellen sind auch anderswo unangenehm. In Dorfen wird es aber ein Spezialfall: Eine sehr stark befahrene Verkehrsschlagader wird gekappt und es gibt weit und breit keinen leistungsfähigen Bypass. Laut der letzten behördlichen Verkehrszählung von 2015 fahren täglich 14 000 Fahrzeuge auf dem betroffenen Abschnitt, davon 1000 Lastwagen.

Mit dem Pkw soll man die Isenbrückenbaustelle - so die offizielle Idee - über die Dorfener Außenorte Grün- und Wasentegernbach sowie Schwindkirchen umfahren. Das ist ein 15 Kilometer langer Umweg. Mit den Auswärtigen kann man das ja machen. Mit Niederländern und Polen, die im Urlaubsreiseverkehr gerne mal die B 15 als Ausweichroute auf der Nord-Süd-Langstrecke nutzen, wenn die Autobahnen dicht sind. Die kennen sich nicht aus, die müssen den Umleitungsschildern folgen. Doch die Dorfener selbst, die für den größten Teil des Verkehrs auf der B 15 in ihrer Stadt verantwortlich sind, werden das nicht tun. Es gibt Alternativen. Der Weg durch die Altstadt ist naheliegend und vermeintlich kurz. Doch genau darin liegt das eigentliche Problem, nicht in den Lastwagen oder den engen kurvigen Wegen in Grüntegernbach und Schwindkirchen.

Der Schleichweg durch die Altstadt geht nur durch ein altes Stadttor, das Wesner- oder Kirchtor. Der Durchlass ist so eng, dass man mit einem etwas breiteren SUV schon mit den Reifen an den Bordsteinen kratzt. Und nebenbei gehen durch das Tor auch noch Fußgänger hin und her, wobei Autofahrer aufpassen müssen, sie nicht mit dem Außenspiegel am Arm zu erwischen. Die Autos, die aus der Altstadt kommen, haben Vorfahrt, die rein wollen, müssen sie vorlassen. Da klappt schon jetzt manchmal nicht so richtig gut. Da muss für die sechs Monate Baustellenzeit eine Ampel ans Stadttor, fordern deshalb viele. Und im weiteren Verlauf zur B 15, in der Haager Straße, müsse ein Halteverbot installiert werden. Läuft dann der Verkehr? "Das sind zweischneidige Sachen", sagt Verkehrssachbearbeiter Lauffer, "denn sobald man es einfacher macht, zieht man Verkehr an."

Wenn sich die Autos vor und hinter dem Stadttor stauen, gibt es für die, die sich noch ein bisschen besser auskennen, noch andere Möglichkeiten. Man könnte womöglich über den Herzograben schleichen oder einen Bogen über Oberdorfen nehmen und über die Isener Straße in die Altstadt fahren. Oder so: Stadtrat Sebastian Sperr (CSU) erinnert sich noch mit Grausen an Situationen vor etwa zehn Jahren, als die B 15 in Dorfen wegen Bauarbeiten schon einmal gesperrt war. Er wohnt An der Leiten, einer schmale Straße am östlichen Stadtrand, zwei Pkw passen gerade so aneinander vorbei. Im weiteren Verlauf geht es durch Mehlmühle, ganz verwinkelt und über eine schmale Isenbrücke. Als die B 15-Baustelle vor einigen Jahren war, fuhren dort Sattelschlepper mit Anhänger entlang.

"Man wird unter Umständen gewisse öffentliche Straßen sperren müssen", sagt Lauffer, "aber man kann dass nur bis zu einem gewissen Maß tun". Straßen müssen offen gehalten werden für den Lieferverkehr in die Stadt, die Müllabfuhr, die Linien- und die Schulbusse. Letzteres werde noch "eine sehr, sehr schwierige Geschichte". Er hat sich schon Gedanken gemacht, sagt dazu aber nichts. Anfang 2018 wird es Besprechungen mit der Stadtverwaltung, dem Landratsamt und den Busunternehmern geben. "Wir haben bis jetzt immer eine Lösung gefunden", sagt Lauffer, "aber es ist schon eine Aufgabe."

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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