Bauen in Oberding:"Uns sind die Hände gebunden"

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Bürgermeister Bernhard Mücke hätte gern die Grundstückspreise im Einheimischenmodell noch weiter gesenkt, aber er darf nicht. Die Gemeinde müsse sich an die Bodenrichtwerte halten, erklärt er, und diese sind in der Boomregion besonders hoch

Von Regina Bluhme, Oberding

Oberding hat kürzlich vier Baugrundstücke am Schwaiger Wenzelberg mit der neuen EU-konformen Einheimischensatzung freigegeben. So ganz zufrieden zeigte sich Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) jüngst bei der Bürgerversammlung aber nicht. Oberding hätte den Preis gerne weiter noch unten gedrückt. "Uns sind leider die Hände gebunden", bedauerte er, die Gemeinde müsse sich an die Bodenrichtwerte halten und die seien in der Boomregion besonders hoch. Die Grundstücke am Wenzelberg in der Ortschaft Schwaig sind zwischen 330 und 459 Quadratmeter groß, vorgesehen sind ein Einfamilienhaus und ansonsten Doppelhäuser. Der Preis pro Quadratmeter errechnet sich aus den Bodenrichtwerten in Schwaig und das macht dann 275 Euro pro Quadratmeter. Dabei bleibt es aber nicht. Es kommen noch Erschließungskosten von rund 73 Euro sowie Abwasser- und Wasserkosten dazu.

"Wir leben nun mal im Speckgürtel von München", so Mücke. Viele Arbeitsplätze, viel Zuzug, wenig Wohnraum und entsprechend hohe Grundstückspreise. "Es ist ein Dilemma", sagt Mücke. Einen Abschlag von maximal 50 Prozent der offiziellen Bodenrichtwerte dürfe eine Gemeinde für die Grundstückspreise verlangen, erklärte er im vollbesetzten Bürgerhaus von Oberding. Die Gemeinde wäre gerne noch viel weiter nach unten gegangen, "aber weiter runter dürfen wir rechtlich nicht". Sonst könnte nämlich der Vorwurf im Raum stehen, dass er der Gemeinde einen finanziellen Schaden zugefügt habe, "und das gilt als Vorsatz und dann wäre ich dran", so Mücke.

Am Schwaiger Wenzelberg will die Gemeinde vier Baugrundstücke billiger verkaufen, muss sich aber an den teuren Bodenrichtwerten orientieren. (Foto: Stephan Görlich)

Im Nachbarschaftsbeirat Flughafen hätten Kommunen erst kürzlich beim Gast Verkehrsminister Minister Hans Reichhart (CSU) mehr Freiheit eingefordert, "damit wir auch entsprechende Preise anbieten können". Preise, die sich die Bürger auch leisten können, so Mücke. "Wie sollen wir denn unsere Leute hier halten können, wenn es schon bei der Miete schwierig wird", ganz zu schweigen bei den eigenen vier Wänden.

Im Juli hatte der Gemeinderat das bisherige Einheimischenmodell überarbeitet und auf EU-Norm gebracht. Mücke erläuterte nochmals kurz das Punktesystem für die Vergabe. Bewerber können maximal 250 Punkte erreichen, die nach sozialen Kriterien und Ortsbezug aufgeteilt sind. Es gibt eine bestimmte Einkommensgrenze, wer bei örtlichen Vereinen engagiert ist, hat einen kleinen Vorteil. Die Bewerbung für eins der Grundstücke am Wenzelberg läuft noch bis 4. November.

Oberding will noch mehr anbieten. Im Baugebiet Oberding Mitte II, zwischen Grasfeldstraße im Süden und Tassilostraße im Norden, wird nachverdichtet. Statt Einfamilien- und Doppelhäuser sollen jetzt Mehrfamilienhäuser in unterschiedlichen Größen entstehen. Die ursprünglich geplante kleinteilige Bebauung entspreche "nicht mehr den Anforderungen des gestiegenen Wohnraumbedarfs", so Mücke in der Bürgerversammlung. Derzeit werde nur der nördliche und westliche Teil des Bebauungsplangebiets Nr. 81 realisiert. Der Mittelteil werde frei gelassen für weitere "Entwicklungsmöglichkeiten", womöglich werde dort einmal ein neues Seniorenwohnheim realisiert.

Umgekrempelt wird auch der Bebauungsplan Nr. 59 Niederding, an der Herrnstraße. Er stammt aus dem Jahr 2003 und wird nun neugefasst. "Ich hoffe, dass wir mit der Vergabe 2021 so weit sind", sagte Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke. In Aufkirchen ist ein weiteres Baugebiet in Planung. Der Bebauungsplan Nr. 82 Aufkirchen, östlich des Eichrings, soll analog zum Plan Herrnstraße auf den Weg gebracht werden. Aktuelle Planentwürfe liegen laut Bürgermeister derzeit noch nicht vor.

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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