Bahn-Gipfel in Loh:"Projekt mit historisch langem Bart"

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Auch die jüngste Verkehrskonferenz zum Ausbau der Bahnstrecke München - Mühldorf bringt keinen schnellen Fortschritt

Thomas Daller

Weder Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer noch Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil wollten sich bei der Verkehrskonferenz in Loh bei Dorfen auf einen Zeithorizont festlegen, wann der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke von Ampfing bis Markt Schwaben fertig sein könnte. Die beiden buken kleine Brötchen: Ramsauer will "in nächster Zeit" eine Planungskostenvereinbarung zwischen dem Bund und der Deutschen Bahn abschließen. Zeil plädierte dafür, dass für Ampfing - Markt Schwaben nun mit den Vorplanungen begonnen werden müsste. Landrat Martin Bayerstorfer sagte, er sei mit dem Ergebnis der Konferenz zufrieden: Es herrsche Konsens, dass die ganze Region an der Erschließung des Flughafens hänge und das Problem nicht auf der Straße, sondern auf der Schiene gelöst werden müsse. Aber: "Wir haben nicht all das gehört, was wir gerne hören wollten." Ramsauer sprach von einem Projekt "mit historisch langem Bart": Als er es als Abgeordneter 1990 übernommen habe, "hieß es, 1998 ist das fertig". Dass er mehr als 20 Jahre später als Bundesverkehrsminister vor einem immer noch unvollendeten Projekt stehe, hätte er sich damals nicht vorstellen können. Daher "werden Sie keine einzige Jahreszahl aus mir herauslocken können", sagte er den Journalisten Ramsauer betonte jedoch, "die schlimmsten Engpassbeseitigungen sind im Gange"; den zweigleisigen Ausbau von Mühldorf bis Tüssling könne man nach bisherigem Kenntnisstand 2016 in Betrieb nehmen. Und was die "Elektrifizierung angeht, habe ich morgen Abend ein Gespräch mit Bahnchef Grube, wer die Planungskosten trägt", kündigte er an. "Wir sind auf einem guten Weg." Bayerns Wirtschaftsminister Zeil erinnerte daran, dass die Staatsregierung den Bau der dritten Startbahn daran gekoppelt habe, dass die wichtigsten Verkehrserschließungen bis dahin in trockenen Tüchern sein müssten und der S-Bahn-Ringschluss vom zweigleisigen Ausbau dieser Bahnstrecke abhänge. "Das ist das Projekt, das wir am schnellsten brauchen." Zeil sagte, "wir müssen Schluss machen mit der Unterfinanzierung der Verkehrswegepläne, sonst sitzen wir in fünf Jahren wieder hier". Die Veranstaltung in Loh habe gezeigt, dass die ganze Region hinter dem Projekt stehe: "Ich muss daher sehr darum bitten, dass man auch die nötige Zurückhaltung zeigt, was Einsprüche und Klagen betrifft. Jede Klage wird dieses Projekt weiter verzögern." Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Lehmer hieb in die gleiche Kerbe wie Zeil und betonte zudem, dass der Flughafen Arbeitskräfte aus dem Raum Mühldorf und Altötting benötige. Die Erschließung des Flughafens sei ein überregionales Projekt und obwohl er ein optimistischer Mensch sei, wäre seine Geduld "nicht endlos strapazierbar". In Anspielung darauf, dass die Magistrale von Paris nach Budapest auf diesem Gleis verläuft, sprach Landrat Martin Bayerstorfer einerseits von einem Projekt von europaweiter Bedeutung, andererseits müsse man es auch in Zusammenhang mit dem Erdinger Ringschluss und der Walpertskirchener Spange sehen. Und dabei gehe es auch um die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes am Flughafen für Bürger aus den Landkreisen Mühldorf und Altötting. "Nur 4000 Bürger aus Erding arbeiten am Flughafen, aber 30 000 aus anderen Regionen", sagte Bayerstorfer. Diese Bürger müssten als Pendler in ihrer Heimat bleiben können, "siedlungspolitisch können wir das nicht in Erding lösen".

© SZ vom 24.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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