Bahausbau im Dorfener Stadtrat:Zusammengerauft

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Nach Zwistigkeiten engagiert Dorfen den Bahn-Experten Martin Vieregg als Berater

Von Florian Tempel, Dorfen

Am 6. Juni kommt der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags nach Dorfen,um sich ein eigenes Bild zum geplanten Bahnausbau zu machen. Für diesen Termin hat die Bürgerinitiative "Für einen Bahnausbau ohne Schranken und Mauern" einen Experten als Berater gewonnen: Martin Vieregg vom Verkehrsberatungsbüro Vieregg-Rössler in München. Er soll die Dorfener Forderung nach einer Tieferlegung der Bahngleise im Stadtbereich argumentativ unterstützen. Vor allem soll er den Mitgliedern des Petitionsausschusses fundiert darlegen, dass die Kosten eine Tieferlegung nicht so schier unglaublich teuer sein können, wie es die Planer der Bahn AG bislang behauptet haben. Die Honorarkosten übernimmt die Stadt in Form eines Zuschusses an die Bürgerinitiative. Der Hauptausschuss hat nun beschlossen, der Bürgerinitiative dafür "bis zu 3000 Euro" zukommen zu lassen.

Martin Vieregg ist der Geschäftsführer des 1991 gegründeten Beratungsunternehmens "Vieregg-Rössler GmbH - Innovative Verkehrsplanung". Sein Büro beschäftigt sich seitdem mit Studien und Analysen zu Bahnprojekten wie der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München oder Stuttgart 21. Als ihn Georg Brandhuber in diesem März um eine Einschätzung zum Bahnausbau in Dorfen bat, schrieb Vieregg zurück: "Ich habe den Eindruck, Sie werden von der DB, aber auch von der Straßenbauverwaltung auf den Arm genommen." Der SZ sagte Vieregg, dass er die von der Bahn veranschlagten Kosten eines Gleistrogs, die freilich entscheidend vom Grundwasserstand auf der Trasse abhängen würden, in jedem Fall für völlig überzogen halte: "Das sind Mondkosten."

Der Hauptausschuss hat zwar nun einstimmig beschlossen, Vieregg als Experten für den Besuch des Petitionsausschusses zu engagieren. Diesem Beschluss war allerdings - wieder einmal - eine Auseinandersetzung vorausgegangen: Der Gründer der Dorfener Bürgerinitiative, Georg Brandhuber, hatte Anfang April bei Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) angefragt, Vieregg zu engagieren. In der Stadtratssitzung am 3. Mai wurde dieses Ansinnen von Grundner aber nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Auf Nachfrage von Stadträtin Ursula Frank-Mayer (GAL) rechtfertigte Grundner das damit, dass der Antrag nicht korrekt gestellt worden sei, also gewissermaßen gar nicht existiere. Das rief bei der Bürgerinitiative Unmut hervor. BI-Sprecher Ernst Rausch schrieb Grundner zurück, er hätte die Bürgerinitiative ja auch auf die Wichtigkeit der Formalitäten hinweisen zu können. Auch Brandhuber schrieb einen Brief, den er aber an den Zweiten Bürgermeister Günther Drobilitsch (Landlisten) adressierte, weil es keinen Sinn mache, dem seit Jahren untätigen Grundner zu schreiben. Grundner teilte der Bürgerinitiative schließlich mit, sie solle einen formal richtigen Antrag stellen, der noch rechtzeitig im Hauptausschuss behandelt werden könne.

CSU-Stadträtin Barbara Lanzinger beklagte nun im Hauptausschuss, dass Brandhuber den Bürgermeister schlecht gemacht habe. Sie hätte deshalb am liebsten gegen die Übernahme von Viereggs Honorarkosten gestimmt. Da aber nicht nur Brandhuber, sondern auch "viele gute und nette Leute" in der Bürgerinitiative seien, habe sie ihre Meinung noch einmal geändert. Auch Josef Wagenlehner (Landlisten) fühlte sich "im Vorfeld schon fast erpresst", war aber dann doch auch dafür. Martin Greimel (CSU) hob trotz seiner Verärgerung über Brandhuber hervor, dass es dessen persönlicher Verdienst sei, dass der Petitionsausschuss überhaupt nach Dorfen komme. Drobilitisch mahnte, die "Sachlage" sei entscheidend und nicht "persönliche Befindlichkeiten" - und Dorfen sollte "mit einer Stimme sprechen".

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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