Auszeichnung:Erlebnis Tanken in Dorfen

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"Tankstelle des Jahres 2021" darf sich die Eat-Meet-Dorfen an der A 94 seit dieser Woche nennen. Bistro-Atmosphäre, regionale Produkte und grünes Bauen haben die Jury überzeugt

Von Charlotte Nachtmann, Dorfen

Eine Tankstelle würden viele vermutlich nicht als Sehnsuchtsort bezeichnen. Doch auch sie kann mehr bedeuten als schnelle Erledigungen, Benzingeruch und kurze Toilettenpausen. So viel mehr offenbar, dass das Fachmagazin tankstelle regelmäßig einen Preis für die "Tankstelle des Jahres" vergibt. Heuer hat diese Auszeichnung die Eat-Meet-Dorfen des Unternehmers Manfred Singer abgestaubt. Und tatsächlich: Die Tankstelle an der Autobahnauffahrt zur A 94 ist ein bisschen anders als die meisten Zapfstationen.

Wie der Name schon verrät, möchte die Eat-Meet-Dorfen nicht nur den eiligen Pendler auf der Durchreise ansprechen, sondern auch den Dorfener, der sich hier zu Kaffee und Kuchen treffen kann. Dass Investor Singer nicht beim Thema Tanken Halt gemacht hat, zeigt sich auch darin, dass seine Tankstelle zu den "schönsten Restaurants und Bars 2021" zählt. Eine Auswahl, die vom Callway Verlag und unter anderen dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband verliehen wird.

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(Foto: Renate Schmidt)

Auch so kann eine Tankstelle aussehen: Die Theke hat unter anderem regionale Spezialitäten im Angebot.

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(Foto: Renate Schmidt)

Dieses Foto zeigt das Team (von links): Barbara Kregiel, Klaus Kerscher (kaufmännischer Leiter Singer Gruppe), Jacqueline Strauss, Karin Then, Alina Petecuta, Katharina Weiß und Aurelia Hodi.

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(Foto: Renate Schmidt)

Das weiße Vordach ist Flugzeugflügeln nachempfunden.

Betritt ein Kunde das Tankstellengebäude, könnte er fast denken, er sei in einem angesagten Szenelokal in München gelandet: ein luftiger Galerie-Bereich, schwebende Regale, moderne Hängeleuchten, viel Glas. Im hinteren Bereich und im Obergeschoss fängt dann plötzlich eine Dschungel-Landschaft an. Fahnenoptik-Tapeten, dunkelgrüne Ledergarnituren, gleichfarbige Natursteintische und Kunststoffelefanten auf der Treppe lassen vergessen, dass man sich auf einer Tankstelle befindet. Nur der Ausblick von der Terrasse verrät, dass nebenan die Lkw vorbeirauschen.

Grün ist allerdings nicht nur die Optik der Eat-Meet-Dorfen. Kaum zu glauben, dass hinter einer Tankstelle - dem Sammelplatz für umweltschädliche Verkehrsmassen - ein ökologisches Konzept stecken kann. "Green Building" nennt sich der nachhaltige, ressourcenschonende und CO₂-neutrale Bauansatz, den Singer in der Tankstelle in Dorfen umgesetzt hat. Sein Unternehmen hat in der Region inzwischen 21 Tankstellen errichtet.

Auf den schwebenden Regalen und in der Kühltheke im Shop findet sich der grüne Gedanke auch in Form von regionalen Produkten wieder: Honig und Senf von kleinen, lokalen Produzenten, saisonales Obst, Eier und Kartoffeln aus der Umgebung. Wenn das Bistro kommende Woche wieder aufmacht, soll es hier vegetarische Gerichte und regionale Spezialitäten geben. Hinterberger Torte, Schuxen und Kiache stehen neben der klassischen Leberkassemmel auf der Speisekarte. Links der Zufahrt soll zudem ein Ausstellungsbereich für regionale Künstler entstehen.

Auf die Kinder warten Elefanten. (Foto: Renate Schmidt)

Zum Titel "Tankstelle des Jahres 2021" haben der Eat-Meet-Dorfen laut Glückwunschschreiben die "herausragenden Leistungen im Team, dem Verkauf und der Präsentation" der Tankstelle verholfen. Unter den etwa einhundert Bewerbern hat sie eine unangekündigte Fachjury in der Kategorie "Shop unter 150 Quadratmeter" am meisten überzeugt. "Mit der Auszeichnung wollen wir Kunden anlocken, die vielleicht auf dem Weg von München nach Passau sind und sich selbst ein Bild machen wollen, was an dieser Tankstelle so besonders ist", hofft Klaus Kerscher, kaufmännischer Leiter des Singer Firmengruppe. Außerdem sei der Preis auch für die Stadt Dorfen ein "Leuchtpunkt", den sich andere Tankstellenbetreiber vielleicht zum Vorbild nehmen. Verliehen wir die Auszeichnung vom Fachmagazin tankstelle und Partnern wie dem Bundesverband Freier Tankstellen (bft).

Auch im Außenbereich hebt sich die Eat-Meet-Dorfen hebt von "normalen 0815 Tankstellen" ab, wie Kerscher bemerkt. Wer von der A 94 abfährt, wird empfangen von einem imposantem, weißen, spitz zulaufenden Vordach, unter dem sich die Zapfsäulen befinden. Laut Kerscher ist die Überdachung einem Flugzeugflügel nachempfunden und in einer Bauweise errichtet, die kein Regenwasser durchlässt. Ganz vorne können gleich die Lkw-Fahrer ohne Rangieren in zwei schräg angelegte Spuren einfahren. Ansonsten hat die Eat-Meet-Dorfen alles, was eine Tankstelle braucht: Staubsauger, Waschanlage, ein 24-Stunden-Tankautomat. Zwei E-Ladesäulen sind in Betrieb und Platz für eine Wasserstoffstation ist auch schon vorhanden. Die Pläne, noch grüner zu werden, liegen also schon auf dem Tisch. So grün, wie eine Tankstelle nun einmal werden kann.

© SZ vom 26.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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