Ausstellung:Urväter der Bayern

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Eine Ausstellung über das Kletthamer Gräberfeld im Museum Erding erklärt auch die "Ethnogenese der Bajuwaren"

Von Denis Giessler, Erding

Thüringer, Ostgoten und Langobarden, sie alle wanderten nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches ziellos in Europa umher. Eine neue Heimat fanden die Vorfahren der Bajuwaren schließlich im Erdinger Land. Die Sonderausstellung "50 Jahre Entdeckung und Erforschung des bajuwarischen Reihengräberfeldes von Altenerding" im Museum Erding widmet sich vom 7. Juli an dieser Zeit mit mehreren Gräbern, Skeletten und Informationstafeln. Für den 10. Juli ist außerdem das zweite archäologische SommerSymposium im Museum Erding mit zahlreichen Vorträgen geplant.

Die Ausstellung zum Kletthamer Gräberfeld ist im Sonderausstellungsbereich des Museums zu sehen. Inhaltliche Schwerpunkte liegen auf der Geschichte des Gräberfeldes, seiner Entdeckung im damaligen Neubaugebiet "Parksiedlung" und der "Ethnogenese der Bajuwaren" zu einer eigenen Identität, sagt Harald Krause, Leiter des Museums. Ebenfalls soll die "multikulturelle Gesellschaft im frühmittelalterlichen Erding" nachgezeichnet werden. Neben zahlreichen Infotafeln lockern einzelne Glasvitrinen mit sieben einzelnen Gräbern die Ausstellung auf. Dazu gehören "der Turmschädel einer Frau aus hunnischen Siedlungsgebieten, ein Krieger mit Waffenausrüstung sowie eine ostgotische Frau aus dem heutigen Oberitalien", sagt Krause. Dass die Skelette so gut erhalten sind, liege am kalkhaltigen Boden im Stadtgebiet, der konservierend wirke.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist für den Archäologen ein Doppelgrab, das in Originalgröße in einer Sondervitrine ausgestellt wird. An dem Knochenmaterial konnte nun erstmals im Kletthamer Gräberfeld der Nachweis der "Justinianischen Pest" in den Jahren 541 bis 544 erbracht werden, sagt Krause. Die Seuche gilt als die größte antike Pandemie in Europa. In Konstantinopel sollen laut schriftlicher Überlieferung täglich mehr als 10 000 Menschen daran gestorben sein. In einer Sondervitrine werden Grabbeigaben wie Tongefäße und Glaspokale gezeigt. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der Archäologischen Staatssammlung München und weiteren Einrichtungen. Sie geht vom 6. Juli bis zum 6. November.

Buben entdeckten die Gräber im Jahr 1965, als sie in einem offenen Kanalgraben an der heutigen Liegnitzer Straße spielten. "In den angeschnittenen Gräbern fanden die Kinder Schwerter und Totenschädel, die sie mit nach Hause nahmen, der Schreck war bei der Mutter natürlich groß", sagt Krause. Daraufhin habe sie die Entdeckung dem Kreisheimatpfleger gemeldet. Bis zum Ende der Ausgrabungen 1973 konnten circa 1500 Gräber und tausende Grabbeigaben von Archäologen geborgen werden.

Am Freitag, 10 Juli, findet parallel zur Ausstellung das zweite archäologische Sommer-Symposium im Museum statt. Es richte laut Krause seinen Blick auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und ist Teil des laufendes Projekts "Erding im ersten Jahrtausend", das von der Stadt Erding finanziert wird. "Einzelne Referenten stellen ihre Forschungsergebnisse exklusiv vor", sagt Krause, dem es wichtig ist, dass die Veranstaltung auch für interessierte Laien verständlich ist. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU), Harald Krause und Walter Sage, der damalige Ausgräber der archäologischen Funde, eröffnen den Kongress um 14 Uhr. Nach zwei Blöcken führt Krause um 18 Uhr durch die Ausstellung. Danach ist ein gemütlicher Ausklang des Abends in der Bar "Kennedy" Am Rätschenbach 1 geplant.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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