Aus dem Jahr 250 vor Christus:Wertvolle Artefakte

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Dieses Grab, das etwa 250 vor Christus angelegt worden war, haben die Archäologen dort gefunden, wo in Oberding nun das neue Seniorenzentrum steht. (Foto: privat)

Fundstücke aus keltischer Zeit, die bei den Ausgrabungen in Oberding zum Vorschein gekommen sind, sollen in einer Dauerausstellung gezeigt werden. Die Kosten für eine Klimavitrine sind noch ungeklärt

Von Regina Bluhme, Oberding

Bei den Bauarbeiten für das Seniorenzentrum waren im Jahr 2012 Fundstücke aus keltischer Zeit zum Vorschein gekommen. Beate Herbold vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hat die Grabbeigaben untersucht und das Ergebnis am Dienstag im Gemeinderat vorgestellt. Fest steht: Die Stücke sind wirklich sehenswert, doch für die geplante Dauerausstellung ist eine spezielle Klimavitrine nötig. Die Verwaltung soll sich nun über Kosten und alternative Möglichkeiten der Aufbewahrung kundig machen.

Insgesamt vier Gräber waren im Zuge der Bauarbeiten entdeckt worden. Sie enthielten als Beigaben Artefakte aus Glas, Buntmetall und Eisen. Im Auftrag des Besitzers, der Gemeinde Oberding, hat Restauratorin Beate Herbold die Fundstücke unter die Lupe genommen. Auf dem neuen Touch-Monitor im Oberdinger Sitzungssaal entführte sie die Zuschauer mit einem Wisch in die Zeit der Kelten. Auf dem Bildschirm erschienen unter anderem ein hübscher Armreif "in typischem Keltenblau" und ein gelbes Armband "aus transluzidem Glas und einer seltenen inneren Bemalung", so die Informationen der Restauratorin.

Neben den Armreifen wurden auch verschiedene kleinere und größere Perlen entdeckt. "Die Glasfunde befinden sich in einem ausgezeichneten Zustand", berichtete Herbold. "Hier bröselt und bricht nichts, es blättert auch nichts ab." Auch die wenigen Bronzefunde seien stabil "und erscheinen konservatorisch unbedenklich".

Ganz anders sieht es bei den Artefakten aus Eisen aus. Hier bestehe "dringender Handlungsbedarf", betonte die Restauratorin. "Die Röntgenaufnahmen zeigen, dass die meisten Eisenobjekte über einen metallischen Kern verfügen", erklärte sie. Es bestehe die Gefahr, dass diese Objekte "durch weiter fortschreitende Korrosionsprozesse mittelfristig weitestgehend zerfallen". Ein besonderer Schwachpunkt seien die an den Gewandnadeln sitzenden Eisenkugeln, fügte Herbold hinzu. Auf dem Röntgenbild sind sie als helle Kreise zu erkennen. Sie empfahl eine "aktive Konservierung" mithilfe einer Entsalzung.

Begeistert von den Beigaben zeigte sich Harald Krause, der Leiter des Museums Erding. In den klimatisierten Depoträumen des Hauses lagerten die Funde vorübergehend, bevor sie in die Restaurierungswerkstätten des Landesamt für Denkmalpflege gebracht wurden. Die Schmuckstücke und Grabbeigaben stammten aus der mittleren Keltenzeit, also aus der Zeit um 260 bis 240 vor Christus, informierte er die Gemeinderäte. Besonders interessant findet Krause das Brandgrab unter den vier Grabstätten. Dort haben sich mehrere Objekte zu einem einzigen Block verschmolzen, wie zu erfahren war. Die einzelnen Teile müssen laut Beate Herbold erst noch von einem Restaurator behutsam aus dem Block gelöst werden.

Für die vollständige Restaurierung der Grabbeigaben rechnet Herbold je nach Arbeitsaufwand mit etwa 250 Arbeitsstunden. Den Stundensatz eines freien Restaurators bezifferte sie mit 40 Euro. Somit würden sich die Schätzkosten auf etwa 10 000 Euro belaufen. Dabei wird es nicht bleiben: Für die geplante Dauerausstellung der Artefakte im Seniorenzentrum ist laut Beate Herbold unbedingt eine sogenannte Klimavitrine nötig. "Sie brauchen eine Luftfeuchtigkeit und Temperatur auf stabilem Niveau", so Herbold. Zu den Anschaffungskosten konnte sie allerdings keine Angaben machen. Die Räte vertagten daraufhin die Entscheidung. Nun soll sich die Verwaltung kundig machen über Vitrinenpreise und alternative Aufbewahrungsmöglichkeiten.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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