Auf dem Dach der Brennerei:Hoffen auf Nachwuchs im Horst

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Ob die Störche in Weihenstephan bleiben ist offen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

2017 endete das Artenhilfsprogramm für die Störche. Ob die Schutzmaßnahme die Wende brachte, weiß man noch nicht

Von Gudrun Regelein, Freising

Dem Storchenpaar in dem künstlichen Horst auf dem Dach der Brennerei in Weihenstephan geht es gut. Kurt Scholz von der Kreisgruppe Freising des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) war erst vor einigen Tagen dort. "Die haben inzwischen schon viel Material wie Stöcke und Heu eingetragen, erzählt er. "Das Pärchen sei eifrig am Turteln und Balzen. Scholz hofft, dass es bald Nachwuchs geben wird. Ob die Jungvögel dann überleben, sei allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig, wie vom Wetter und dem Nahrungsangebot. "Momentan aber schaut alles gut aus", sagt Scholz.

Erst vor Kurzem, Mitte Mai, hat das Storchenpaar den Horst bezogen. Das künstliche Nest war dort vor zehn Jahren vom Bund Naturschutz in der Hoffnung angebracht worden, wieder Störche in Freising anzusiedeln. Noch in den 70er-Jahren waren die Prognosen für den Weißstorch düster. "Damals wurde befürchtet, dass es in Bayern bis zum Jahr 2000 keine Störche mehr geben wird", sagt Oda Wieding, Storchenexpertin beim LBV. Flurbereinigung und Flächentrockenlegung machten dem Großvogel fast den Garaus. Die Intensivierung der Landwirtschaft Mitte des vergangenen Jahrhunderts hatten zu einer veränderten Landschaft geführt, der Storch fand keinen geeigneten Lebensraum mehr, berichtet Wieding. Alleine reiche dies aber nicht als Erklärung für die schwindenden Zahlen aus. Auch eine extrem lange Trockenzeit in der Sahelzone, dem Winterquartier, hatte damals dazu geführt, dass der Storch keine Nahrung mehr fand und verhungerte. In der Folge wurde der Bestand immer kleiner.

Im Jahr 1984 startete der LBV deshalb das Artenhilfsprogramm für den Weißstorch, das vom Bayerischen Umweltministerium gefördert wurde und 2017 endete. "Schwerpunkte der Schutzmaßnahmen waren der Erhalt und die Neuanlage von Tümpeln und feuchten Grünlandbereichen in Siedlungsnähe", berichtet Wieding. Die Lebensbedingungen für die Störche wurden verbessert, so wurden beispielsweise viele der für die Vögel gefährlichen Strommasten gesichert. Daneben wurden viele Nisthilfen renoviert und neu gebaut. Im Landkreis Freising neben dem Horst in Weihenstephan einer in Thonstetten bei Moosburg und einer in Hohenkammer.

All diese Maßnahmen waren erfolgreich. Der Bestand des vom Aussterben bedrohten Tieres stieg wieder an. "Das lag unter anderem auch daran, dass der Storch nicht mehr bis Afrika zog, sondern in Spanien auf Müllkippen, die reichliche Nahrung boten, überwinterte", erklärt Wieding. Immer häufiger aber bleiben Störche über die Winterzeit sogar in ihren Sommerstandorten. In vielen Fällen handele es sich dabei um ausgewilderte Tiere aus Wiederansiedelungsprojekten aus der Schweiz oder Baden-Württemberg, die ein gestörtes Zugverhalten aufweisen. Oder sie bleiben, weil sie gefüttert werden.

Woher das Paar in Weihenstephan kommt, weiß Wieding nicht. "Aber es ist auf jeden Fall ein Hoffnungsschimmer", sagt die Expertin. Eigentlich seien die Talräume nördlich von München "nicht uninteressant" für den Storch, die böten ausreichend Wiesenflächen. Der Horst auf dem Kirchturm von Thonstetten ist allerdings noch immer leer. Er wird zwar immer wieder angeflogen, aber niedergelassen hat sich dort noch kein Paar. Schon 2013 startete der Landschaftspflegeverband Freising das Projekt "Wiederansiedlung des Weißstorchs" im Ampertal, das vom Freistaat Bayern und der EU gefördert wurde. In Hohenkammer wurden in dem künstlichen Horst auf dem Schloss zwar immer wieder Störche gesehen und 2014 brütete dort sogar ein Paar. Allerdings überlebten die beiden Jungvögel nicht. "Nach einem Starkregen sind die leider eingegangen", berichtet Wieding.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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