Auf dem Campus:Essen für alle

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In Weihenstephan kann man noch verwertbare Lebensmittel abgeben

Von Jenny Schössler, Freising

Die Taschen für den Urlaub sind gepackt und das Wochenende naht, aber der Salatkopf, die Möhren und die fünf Brezen von gestern liegen noch in der Küche. Und im Regal lagern schon seit Tagen drei Packungen Trockenfrüchte, die einem doch nicht schmecken. Was tun? Einfach wegwerfen? Das muss nicht sein. Unter dem Namen "FairTeiler" hat sich die Hochschulgemeinde (HSG) Freising mit einer Foodsharing-Gruppe ein Projekt vorgenommen: Einen Raum, in dem man ohne Kosten oder Verpflichtungen Lebensmittel abgeben kann, die man nicht mehr essen will oder kann. Im Sinne der Nachhaltigkeit und als Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung liegen die Produkte als eine Art Geschenk für jeden aus, der sie mitnehmen mag. So spart man sich das Wegwerfen von noch verzehrbaren Produkten und kann gleichzeitig anderen Menschen eine Freude machen.

"Die Idee entstand vor ungefähr einem halben Jahr im Januar. Da hat eine Studentin mich angesprochen, ob man sich nicht vorstellen könnte, so was hier in Freising zu machen", erzählt Anne Lüters, evangelische Pfarrerin in der Hochschulgemeinde. Begeistert von der Idee, schloss sich der katholische Pfarrer der Hochschulgemeine, Dirk Berberich, an. Um nicht blauäugig zu starten, entschied sich das Team dafür, eine Versuchsphase von drei Monaten anzupeilen. So entstand in einem Schuppen neben dem HSG-Gebäude auf dem Weihenstephaner Campusgelände ein kleines Verteilergebäude. In den drei Lebensmittelboxen im Inneren konnte jeder Bürger nach Lust und Laune Lebensmittel hineinlegen, die er nicht mehr brauchte. Ausnahmen sind Alkohol, verdorbene Waren und Lebensmittel, die unbedingt gekühlt werden müssen wie Fleisch oder Milchprodukte. Aber auch Non-Good-Produkte wie Shampoo oder Kleidung fanden über die drei Monate ihren Weg in den Schuppen.

Organisiert wurde die kleine Sammel- und Verteilerstelle von 72 "Foodsharern" aus Freising. "Die sind regelmäßig zum Markt und zu Geschäften gefahren und haben aus den Lebensmitteln von dort Körbe zusammengestellt, die sie in den FairTeiler gebracht haben", erzählt Anne Lüters. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Waren, die das Verfallsdatum überschritten hatten und damit nicht mehr verkauft werden durften. "Deshalb ist der FairTeiler auch keine Konkurrenz zu Händlern, weil das Essen normalerweise im Container landen würde, obwohl es noch verzehrbar ist", so Dirk Berberich. Da die Lebensmittel als privates Geschenk gesehen werden können, stand es demnach jedem frei, ob er die Packung Nudeln, die laut Verfallsdatum vor zwei Tagen abgelaufen war, mitnahm oder nicht. Damit schnell verderbliche Ware aber nicht zu lange im Verteiler unentdeckt blieb, wurde fast täglich innerhalb einer "Foodsharing Freising"-Gruppe auf Facebook gepostet, wenn neue Lebensmittel in den Boxen landeten. Mit einem Kümmererplan sorgten die Foodsharer dafür, dass alles hygienisch blieb und alle zwei Tage geputzt wurde.

Mittlerweile sind die drei Monate vorbei und die "Versuchsphase ist zur vollsten Zufriedenheit gelaufen", wie Berberich verkündet. Nun zieht der FairTeiler um. Gerade mal zehn Meter weiter, dafür aber in einen größeren und kühleren Raum. Ob der Freisinger FairTeiler mit einem Kühlschrank ausgestattet ist, soll an diesem Montag, bei der Einweihungsfeier geklärt werden.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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