Artenschutz an der A 94:Schwarzstorch muss der Autobahn weichen

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Ein Horst der seltenen und streng geschützten Vögel wird verlegt, damit die Bauarbeiten für die A 94 weitergehen können

Von Florian tempel, Dorfen

Es gibt nicht viele Schwarzstörche in Bayern, etwa hundert Paare. Eines brütet seit etwa zehn Jahren in der Nähe von Lengdorf. Bei Kopfsburg haben sich die seltenen Vögel einen Horst gebaut, der bislang ruhig und etwas abgelegen war, auf einmal aber unmittelbar neben der A 94-Baustelle lag. Als dort im vergangenen Jahr Bagger und Lastwagen anrollten, ließen sich die Störche jedoch nicht beeindrucken und brüteten einfach weiter. "Zum Schutz der Aufzucht" mussten die Bauarbeiten an dieser Stelle eingestellt werden, sagt Gilbert Peiker von der Autobahndirektion Südbayern. Die zwei Jungvögel durften dann in alle Ruhe auf der Autobahntrasse das Fliegen lernen und zogen im August schließlich mit ihren Eltern ab. Damit sich nun die Schwarzstörche, die Mitte März zurück erwartet werden, nicht noch einmal direkt neben die Autobahnbaustelle hocken und den Straßenbau stören, hat ein Baumkletterer am Donnerstag ihren Horst abgebaut. Der Ornithologe Carsten Rohde, ein international tätiger Schwarzstorch-Experte aus Mecklenburg-Vorpommern, habe bereits drei Standorte für Ersatzhorste ausgesucht, sagt Peiker, "wir wollen den Störchen die Kopfsburger Gegend ja nicht vergrämen". Rohde werde die neuen Horste fachmännisch anlegen. Ob die Vögel sie dann auch finden und annehmen, bleibt abzuwarten. Andernorts soll das schon geklappt haben.

Der Dorfener Andreas Hartl vom Landesbund für Vogelschutz bleibt skeptisch: "Wenn man den Horst wo anders hinsetzt, dann hat diese Entscheidung ja nicht der Storch getroffen." Die scheuen Vögel suchten sich den für sie richtigen Platz für ihr Nest mit viel Bedacht aus. Und sie kehrten immer wieder zu ihrem Horst zurück, wenn er sich für die Familienplanung als geeignet erwiesen habe.

Dass die Kopfsburger Störche womöglich einen neuen Horst auf ihrem alten Baum einrichten, daran will Peiker aber lieber nicht denken, denn "dann hätten wir wieder einen Baustopp". Doch das werde schon nicht passieren: "Wir glauben an das Gute im Schwarzstorch."

Die Gegner der Isentalautobahn sind indes empört. Die Umsiedlungsaktion sei eine neuerliche "bittere Erkenntnis", dass man stets "recht hatte, aber wir dieses Recht nicht bekommen haben", heißt es in einer Pressemitteilung der Aktionsgemeinschaft gegen die Isentalautobahn und Bund Naturschutz. Der Schwarzstorch habe "in den jahrelangen Prozessen vor dem Verwaltungsgerichtshof eine wesentliche Rolle gespielt". Denn die Alternative einer A 94 "im Bereich der bestehenden B 12" sei auch mit einem angeblichen, aber nie nachgewiesenen Vorkommen von Schwarzstörchen im Großhaager Forst wegargumentiert worden. Das real existierende Storchenpaar bei Kopfsburg, das nun umgesiedelt werden soll, habe die Richter hingegen nicht im Geringsten interessiert.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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