Anhörung im Landratsamt Freising:Geschenk mit Nachteilen

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Kommunen, Bauern, Jäger und Fischer fürchten bei einem Nationalpark Isar-Auen um ihre jeweiligen Interessen

Von Katharina Aurich, Freising

Bei den Bürgermeistern und Vertretern von Verbänden und Organisationen im Landkreis haben die Pläne der Staatsregierung für eine mögliche Ausweisung der Isar-Auen zum Nationalpark große Skepsis ausgelöst. Was von der Regierung als Geschenk für den Landkreis gedacht ist, scheint für viele Mandatsträger des dicht besiedelten Landkreises nicht realisierbar. "Wir sind hier doch nicht im menschenleeren Bayerischen Wald", formulierte das am Montag Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger (FW) bei einer Anhörung im Landratsamt mit Ulrike Scharf, Ministerin für Umwelt- und Verbraucherschutz,

Doch gibt es auch gewichtige Befürworter. So hatte Landtagsabgeordneter Christian Magerl (Bündnis90/Grüne) die Isarauen überhaupt erst als Nationalpark ins Gespräch gebracht. Die Auwaldbereiche an der Donau und Isar seien in Deutschland einzigartig, hier könnte der bundesweit erste Auwald-Nationalpark entstehen, so Magerl. Auch die Bayerischen Staatsforsten würden das ambitionierte Projekt unterstützen, erklärte Vorstand Reinhard Neft. Bevor die Staatsregierung jedoch eine Entscheidung treffe, werde ergebnisoffen diskutiert, sagte Ulrike Scharf den Bürgermeistern, Vertretern der Jagd- und Fischereiverbände sowie Naturschützern im Landratsamt. Gleichzeitig vergaß sie nicht, die Vorzüge eines 10000 Hektar großen Nationalparks entlang der Isar und der Donau anzupreisen. Jetzt gehe es darum, die Rahmenbedingungen mit allen Beteiligten zu erarbeiten. Ausschließlich Flächen der Staatsforsten würden unter Schutz gestellt und das Premium-Label "Nationalpark" erhalten. Niemand werde enteignet, keine kommunalen Flächen zwangsweise einbezogen. Wann die Staatsregierung endgültig entscheide, sei nicht absehbar, erklärte der Pressesprecher des Umweltministeriums, Thomas Marzahn. Den Zuschlag werde die Region erhalten, in der die Akzeptanz für den Nationalpark am höchsten sei.

Erwartungsgemäß sind die Bedenken im Landkreis Freising groß und vielfältig. Wie solle beispielsweise die Gemeinde Halbergmoos weitere Infrastrukturprojekte verwirklichen, wenn gleich daneben der Nationalpark beginne, wollte Bürgermeister Harald Reents (CSU) wissen. Josef Dollinger fürchtete, bei Hochwasser beschädige das Treibholz die Brücken und Wehre, wenn die Auwälder nicht mehr bewirtschaftet würden. Für Moosburgs ehemaligen Bürgermeister Anton Neumaier klingt es zwar reizvoll, gleich neben einem Nationalpark zu leben. Doch in Moosburg lägen die Kläranlage und Fußballplätze in den Auen, ein Waldkindergarten befinde sich dort, die Wege an der Isar würden schon jetzt von Spaziergängern, Joggern und Radfahrern stark genutzt und die Isar sei für viele ein beliebtes Fischgewässer. Er könne sich nicht vorstellen, wie sich das alles mit den Grundsätzen eines Nationalparks vertrage. Der Vizepräsident des Bayerischen Fischereiverbands, Willi Ruff, sagte, er sei erschrocken gewesen, als er von den Plänen erfahren habe. Ihn treibe vor allem die Frage um, ob die Fischerei weiterhin ausgeübt werden dürfe. Auch die Landwirte bezweifelten, dass es auf dem schmalen Streifen entlang der Isar ein Nationalpark entstehen könne, sagte der Obmann des Bauernverbands, Georg Radlmaier. Den Landtagsabgeordneten Benno Zierer (FW) beschäftigte vor allem der zunehmende Verkehr, wenn auch Touristen an die Isar zwischen Moosburg und München strömen würden, Verkehr gebe es jetzt schon genug. Es sei unbestritten, dass die Isarauen im Landkreis Freising ein wertvoller Naturraum seien, aber sie hätten bereits als Natura 2000- und Naturschutzgebiet einen hohen Schutzstatus, mehr sei nicht nötig, meinte Zierer.

Es kam auch der geplante Ausbau des Flughafens zur Sprache, wie sich denn der mit einem Nationalpark vertrage, wollten die Beteiligten wissen. Scharf betonte, sie wolle die beiden Themen nicht vermischen. Sie versicherte, dass der Nationalpark nur im Dialog mit allen Beteiligten entstehe. Als Argumente für das Vorhaben zählte sie die Schaffung von Arbeitsplätzen auf, es sei an rund hundert Mitarbeiter und ein Jahresbudget von zehn Millionen Euro gedacht.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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