Am Freitag Abend wurde das Geheimnis gelüftet:Regenten der fünften Jahreszeit

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Die Narhalla und die Karnevalsgesellschaft küren ihre Faschingsprinzenpaare: Carolina Berglehner und Ferdinand Zehner treten in Erding an, Carola und Simon Karossa in Dorfen

Von Sophia Neukirchner und Isabel Käsbauer

Sie sind nicht im Faschingsverein, können nicht tanzen und trotzdem sind Carolina Berglehner und Ferdinand Zehner für die Faschingsgesellschaft Narrhalla in Erding in diesem Jahr das perfekte Prinzenpaar. Sie wurden gestern am 11.11. um 11 Uhr 11 abends im Gasthof Mayr Wirt als neue Regenten der Stadt in der fünften Jahreszeit vorgestellt.

Diese Tradition, die bereits seit der Gründung der Erdinger Faschingsgesellschaft 1929 mit nur kleinen Unterbrechungen besteht, ist für Detlef Felixberger, stellvertretender Präsident der Narrhalla, sehr wichtig: "Das Prinzenpaar vertritt die Gesamtheit der Narren in der Stadt, die seit jeher dazu da sind der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten." Auf fünf Bällen werden sie bis zum Ende der Faschingszeit am Aschermittwoch mit Tanz und satirischen Reden das närrische Volk unterhalten.

"Wir haben überlegt, wer der Narrhalla gut tun könnte und sind dabei auf Carolina gekommen", sagt Felixberger. Normalerweise werde ein bestehendes Paar oder zuerst der Prinz gefragt, der sich dann eine Partnerin sucht, in diesem Jahr wandte sich das Präsidium der Narrhalla jedoch zuerst an die Prinzessin: "Wir kennen Carolina schon lang, sie war als Kind einmal Hofdame und ihr Vater war mit mir bei den Jungelfern", erklärt Felixberger. Deshalb sei auch nur wenig Überzeugungsarbeit notwendig gewesen. Für Carolina stand sofort fest, wer ihr Prinz werden sollte: "Ferdinand und ich sind zwar kein Paar, aber gut befreundet und die Größe passt auch." Der Prinz sagte spontan zu.

Seit 1990 jährlich ein Prinzenpaar ernannt wird, sind Carolina und Ferdinand die jüngsten Vertreter dieses Amtes. Vom Verein werden sie jedoch gut in die Gebräuche eingeführt, zu denen auch die Wahl eines Adelstitels gehört: "Mein Name stand sofort fest", sagt Ferdinand II. von Jagd und Trieb, der in der dritten Generation Jäger und gerade Student der Fahrzeugtechnik ist und sich darauf freue, durch das Amt neue Leute kennen zu lernen. Nebenbei ist der 21-Jährige im Fußballverein Langengeisling aktiv. Die Friseurmeisterin Carolina I. wählte sich den Titel "von Tönung und Krönung".

In ihrer Freizeit genießt die 22-Jährige gern lange Tauchurlaube - aber sicher nicht in der kommenden Faschingszeit: "Gerade die Faschingswoche wird sicher stressig, aber ich freue mich auf das lustige Beisammensein." Neben ihrem Titel können sich die närrischen Hoheiten ihre Festkleidung selbst aussuchen, die Schneiderin wurde schon besucht. Seit drei Wochen nehmen sie Tanzstunden.

Unterstützt wird das 59. Prinzenpaar durch Hofdamen, Adjutanten, die Prinzengarde, einen Hofnarren, den Elferrat und das Kinderprinzenpaar. Insgesamt gestalten etwa 150 Narren das Showprogramm auf den Bällen. Felixberger, der selbst schon Prinz war, erklärt die Vorbereitungen: "Wir schreiben an der Rede für das Paar, entwerfen ihre Orden, entwickeln unser Programm." Zum großen Galaball, der als erstes auf der Liste steht, ist Carolina die letzten sieben Jahre als Zuschauerin gegangen. Den nächsten, am 7. Januar, wird sie mit ihrem Prinzen als Hauptperson besuchen. In den vergangenen Jahren habe das Präsidium schon öfters Paare außerhalb des Vereins gesucht, der sich davon erhoffe, dass Freunde und Bekannte des Paares "frisches Blut" in den Verein bringen. "Das hat in den letzten Jahren schon gut geklappt", meint Felixberger. Am 20.11. stellt sich das Kinderprinzenpaar der Narrhalla auf der Eisfläche am Schrannenplatz vor. Es sind Carolina und Xaver Brandhuber, zwölf und elf Jahre alt. Eine Grundschullehrerin und ein Autohausmitarbeiter wurden in Dorfen in den Adel gehoben. Simon Karossa und seine Frau Carola sind seit gestern offiziell das neue Prinzenpaar der Dorfner Faschingsgesellschaft. Die Zeremonie fand im Jakobmayer-Saal statt. Für die beiden, die erst vor einem Jahr von Mühldorf nach Dorfen gezogen waren, eine ganz neue Erfahrung. "Wir waren davor keine Faschingsfans", gibt die Prinzessin offen zu, "mein Mann hat erst mal gelacht, als ich ihm davon erzählt habe." Lange überreden musste man die beiden trotzdem nicht: "Wir haben schnell erfahren, wie wichtig das Amt für Dorfen ist und fühlten uns geehrt dafür bestimmt worden zu sein."

Das Erdinger Faschingsprinzenpaar: Carolina Berglehner und Ferdinand Zehner. (Foto: Renate Schmidt)

Denn die Karnevalsgesellschaft ist die älteste in ganz Bayern. Seit 1899 gibt es den Verein schon. Nachwuchsprobleme habe der Verein nicht. Jedes Jahr gebe es auch eine Kinderfaschingsgruppe. Ausgewählt wurden sie von einer Freundin, die selbst vor zwei Jahren das Amt der Prinzessin inne hatte. "Wir wurden von ihr bestimmt, damit wir frischen Wind in den Verein bringen", sagt Carola. Also ähnlich wie bei der Narhalla in Erding. Doch das ist nicht die einzige Aufgabe, die auf die beiden 28-Jährigen zukommt: "Das Paar muss Dorfen während der fünften Jahreszeit präsentieren, die Showgarden begrüßen, und natürlich einen Tanz einstudieren", sagt Anja Greimel, die zweite Vorsitzende der Gesellschaft, "allein schon zehn Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaft Dorfen stehen schon fest."

Begleitet werden sie von dem Kinderprinzenpaar Sandra und Emanuel, die genauso wie das richtige Paar jedes Jahr bestimmt werden. Simon und Carola sind sich sicher, dass sie alles zusammen schaffen. "Natürlich wird es stressiger als normalerweise, aber wir haben schon soviel zusammen durchgemacht, da schaffen wir das auch", sagt Carola und Simon stimmt ihr zu. Die beiden haben sich in Passau während des Studiums kennen gelernt und sind seit Oktober 2015 verheiratet, sie haben schon einige Schwierigkeiten überstanden: "Wir haben zusammen das Hochwasser in Passau erlebt." Zu viel Stress machen sich die beiden trotzdem nicht, schließlich stehe der Spaß im Mittelpunkt. Vor allem auf das "Hemadlenzen" freut sich die Prinzessin.

Das Dorfener Prinzenpaar: Simon Karossa und seine Frau Carola. "Mein Mann hat erst mal gelacht, als ich ihm davon erzählt habe." (Foto: privat)

Dies ist ein Tag in der Faschingszeit, an dem in Dorfen alle Bewohner weiße Hemden tragen und auf dem Marktplatz feiern, am Ende der Veranstaltung wird der Winter, symbolisch mit einer Puppe dargestellt, verbrannt. Um so mehr Prinz und Prinzessin von der Tradition erfahren um so begeisterter werden sie. Schließlich bestimmt sogar der Prinz, der anfangs nicht allzu begeistert war, das Thema der Saison: Das 19. Jahrhundert, denn "er will unbedingt einen Gehrock tragen".

Die Adelsnamen und der alljährliche Spruch, stehen zwar schon fest, aber sind noch geheim. Gerade weil die beiden sich so darauf freuen, waren die letzten Wochen schwierig: "Wir durften ja niemanden etwas davon erzählen, obwohl es so etwas wichtiges ist." Auch in ihrem Beruf als Lehrerin war es nicht leicht, denn die Mittelschule Dorfen interessiert sich genauso für das Prinzenpaar wie viele andere Faschingsfans auch. "Ich habe vor allem zehnte Klassen darüber rätseln hören, wer wohl das neue Prinzenpaar werden wird dieses Jahr", sagt Carola, "wenn sie nur wüssten, dass sie zusammen mit ihrer Lehrerin feiern werden". Seit gestern ist die Geheimniskrämerei vorbei und sie kann normal mit den Schülern darüber reden. Angst, dass sie ansehen bei ihren Schützlingen verliert hätte sie nicht, eher im Gegenteil: "Ich hoffe, dass uns der Fasching zusammenbringt, wir viel Spaß haben und wir uns besser kennen lernen."

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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