Als erste Kommune in der Flughafenregion:Wartenberg will Gewissheit haben

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Gemeinde kauft ein Messgerät für Ultrafeinstäube. Diese sehr kleinen Partikel entstehen auch beim Flugverkehr und werden von vielen als sehr gefährlich eingestuft. Mangels Grenzwerte werden sie offiziell nicht erfasst

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Marktgemeinde wird sich für 10 000 Euro ein Gerät zur Messung von Ultrafeinstäuben kaufen. Damit sollen auch die Partikel in der Luft gemessen werden, die von mobilen Luftgütemessstation des Flughafens nicht erfasst werden. Über die Gefährlichkeit der Partikel von weniger als 0,1 Mikrometer, die auch beim Verbrennen von Kerosin in Flugzeugturbinen entstehen, gibt es derzeit noch unterschiedliche Aussagen und deshalb auch keinen gesetzlich gültigen Grenzwert. "Man kann aber bestimmt sagen, das alles nicht gesund ist", sagte Bürgermeister Manfred Ranft (FW). Der Beschluss wurde im Gemeinderat einstimmig gefasst. Zudem wird die Kommune dem Bürgerverein Freising beitreten, der bisher in den Landkreisen Freising und Erding der einzige ist, der zwei Messegeräte für Ultrafeinstäube besitzt.

"Dass Wartenberg sich ein Messgerät kaufen will, ist eine gute Nachricht und zeigt, dass sie die gefährliche Tragweite der Ultrafeinstäube erkannt haben", sagt Reinhard Kendlbacher, der Vorsitzende des Bürgervereins, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Lärm- und Schadstoffbelastungen durch den Flughafen München zu minimieren. Derzeit so Kendlbacher, gebe es nur zwei weitere Kommunen, Hallbergmoos und Neufahrn, die ebenfalls den Beschluss gefasst haben, aber derzeit noch in der "Findungsphase" bei der Finanzierung seien. Hallbergmoos habe zum Beispiel die Flughafen München Gesellschaft (FMG) um einen Zuschuss gebeten, aber wohl noch keine Antwort erhalten. "Hallbergmoos hat aber auch einen CSU-Bürgermeister . . .", sagt Kendlbacher vom Bürgerverein.

Das Gerät mit dem Namen "DISCmini" soll im Gegensatz zum bisherige "P- Trak"-Messgerät des Bürgervereins, das nur Partikel bis zu einer Größe von 20 Nanometer erfasste, auch Teilchen bis hinunter zu zehn Nanometern messen. Durch die Angabe der Partikelgröße seien außerdem nun Hinweise auf deren Herkunft möglich, wie Bürgermeister Ranft erklärte. Die mobile Messstation der FMG, die noch bis Mitte des Jahres in Wartenberg auf dem Gelände der Marie-Pettenbeck-Schule hinter der Strogenhalle steht, misst nur Feinstäube der Größen PM 10 und PM 2,5, also zehn beziehungsweise 2,5 Mikrometer.

Größter Skeptiker der FMG-Messungen ist im Gemeinderat Michael Paulini (SPD). Er habe es sich "zum Sport" gemacht, die online gestellten Messergebnisse der Station zu sammeln. Und dass manchmal extrem hohe Werte an anderen Tagen gar keinen Feinstaubergebnissen gegenüber stehen, sei für ihn sehr "sonderbar". Paulini plädierte wie andere Gemeinderäte deshalb auf jeden Fall eigene Messreihen für die Ultrafeinstäube anzufertigen, auch um Vergleichswerte für den Fall zu haben, dass die dritte Startbahn komme.

Unterstützung will sich die Gemeinde von Professor Klaus A. Kuhn von der TU München holen. Der Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie soll gefragt werden, ob er nicht einen Studenten habe, der seine Bachelorarbeit zu dem Thema schreiben wolle und damit den Messungen einen wissenschaftlichen Unterbau geben könne. Die Gemeinde wäre im Gegenzug bereit dessen Arbeit zu sponsoren. Die Anregung kam von Markus Straßberger (CSU).

Michael Gruber (SPD) regte an, sich über eine "Vermietung", des für die Gemeinde doch teuren Geräts Gedanken zu machen. So würde es noch mehr Messwerte auch aus anderen Kommunen geben und ein Teil der Ausgaben würde in die Gemeinde zurückfließen.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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