Allershausen:Berlin soll nachbessern

Lesezeit: 2 min

Achtstreifiger Ausbau der A9 hat keinen "vordringlichen Bedarf"

Von Petra Schnirch, Allershausen

Bis zum 2. Mai können sich Bürger und Kommunen noch zum neuen Bundesverkehrswegeplan äußern. Die Ampertal-Gemeinden haben ihre Stellungnahme bereits abgeschickt. Darin fordern sie, den achtstreifigen Ausbau der A 9 zwischen dem Kreuz Neufahrn und dem Dreieck Holledau, anders als im Entwurf vorgesehen, in den "vordringlichen Bedarf" aufzunehmen. Zählungen hätten ergeben, dass dort täglich 110 000 bis 115 000 Fahrzeuge unterwegs sind. Damit gehöre der Abschnitt zu den am stärksten befahrenen, heißt es in dem Papier. Die Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) und Ewald Schurer (SPD) unterstützen das Anliegen.

Was im Ampertal auf Unverständnis stößt: Der achtspurige Ausbau der A 8 zwischen dem Kreuz München-Süd und Holzkirchen hat es in die höchste Stufe geschafft - das bedeutet, das Projekt soll bis 2030 umgesetzt oder es soll zumindest damit begonnen werden. Die Verkehrszahlen der Autobahnen sind laut Ampertalrat vergleichbar, die Strecke bei Allershausen ist aber nur im "weiteren Bedarf mit Planungsrecht" gelistet. Auf beiden Abschnitten können die Seitenstreifen bei hohem Verkehrsaufkommen freigegeben werden, entlang der A 9 wird derzeit das letzte Teilstück fertiggestellt. Auch im weiteren Verlauf bis zum Inntal-Dreieck soll die A 8 in den kommenden Jahren "zur Engpassbeseitigung" auf acht Spuren erweitert werden, obwohl dort 2015 deutlich weniger Fahrzeuge gezählt wurden als im Ampertal. Das stößt dort auf Unverständnis. Auf der A 9 komme es vor allem im Berufsverkehr täglich zu Staus - auch dort, wo die Seitenstreifen bereits genutzt werden können. Deren zeitweise Freigabe bedeute zwar eine Verbesserung. "Sie sind jedoch nicht geeignet, ein höheres Verkehrsaufkommen zu bewältigen", heißt es in dem Schreiben, das Rupert Popp, Vorsitzender des interkommunalen Verbunds "Kulturraum Ampertal", und Geschäftsführer Konrad Springer verfasst haben.

Ein weiterer wichtiger Grund für die Hochstufung sei der fehlende Lärmschutz der Anwohner. Laut Schurer hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bei einem Treffen mit der SPD-Bundestagsfraktion zugesagt, dass der Bau der Lärmschutzmaßnahmen vor einem Vollausbau der Autobahn umgesetzt werden könne. Das Ministerium bestätigt dies, möglich sei dies jedoch erst, wenn ein Planfeststellungsbeschluss für das komplette Vorhaben vorliegt, das aber kann Jahre dauern. Dem Vorschlag der Autobahndirektion Südbayern, für den Lärmschutz ein eigenes Genehmigungsverfahren einzuleiten, hatte man in Berlin vor geraumer Zeit eine Absage erteilt.

Selbst wenn sich an der Einstufung des A-9-Ausbaus nichts ändern sollte: Durch den Zusatz "mit Planungsrecht" könnte mit diesen Arbeiten demnächst begonnen werden. Die personellen Kapazitäten in der Autobahndirektion sind begrenzt. Dobrindt könne der Behörde aber den Auftrag erteilen, mit den Planungen schon bald loszulegen, sagt Schurer. Das sei eine Frage der Prioritäten, dafür setze er sich ein. Irlstorfer liebäugelt unterdessen mit einer schneller zu verwirklichenden Lösung, die zumindest Lärm geplagte Anwohner in Schweitenkirchen entlasten würde. Nach wie vor steht der Kompromissvorschlag im Raum, kurzfristig eine Lärmschutzwand anstelle aufwendiger Wälle zu errichten. Der Bund würde dafür eineinhalb Millionen Euro bereitstellen, die restlichen zweieinhalb Millionen müssten aus anderen Quellen kommen, in Schweitenkirchen stieß die Idee deshalb erst einmal auf Skepsis. Irlstorfer will nun ausloten, wie der Gemeindeanteil möglichst gering gehalten werden könnte.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: