Einen besonderen Geburtstag feiert Elisabeth Wagner am Sonntag im Heilig-Geist-Stift in Erding: Sie wird 107 Jahre alt und ist damit die älteste Einwohnerin der Großen Kreisstadt. Tochter Heidemarie Schäfer erzählt der SZ aus dem Leben ihrer Mutter und sie beschreibt eine außergewöhnliche Frau, die sich nie hat unterkriegen lassen, mit 90 Jahren Fernreisen für sich entdeckte und mit 99 Jahren Mitglied im Hallbergmooser Sportverein wurde.
Als jüngstes von zehn Kindern wurde Elisabeth Wagner am 6. März 1915 in München geboren. Die Kindheit ihrer Mutter sei nicht immer unbeschwert gewesen, schon früh musste sie arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen, erzählt Tochter Heidemarie Schäfer, die heute 73 Jahre alt ist. Mit 25 Jahren heiratete Elisabeth ihren zwei Jahre jüngeren Mann Alois - der Beginn einer 52 Jahre andauernden Ehe. Tochter Heidemarie bescherte ihren Eltern zwei Enkelkinder, sie seien der ganze Stolz der Großmutter. Nachdem Alois mit 75 Jahren verstarb, habe sich ihre Mutter entschieden, noch mehr von der Welt sehen zu wollen. So begann sie, viel zu reisen. Erst besuchte sie näher gelegene Urlaubsziele, die Zugspitze beispielsweise, Tirol und den Gardasee. Mit 90 Jahren wagte sie eine größere Reise und flog mit ihrer Tochter und Freundinnen bis nach Thailand.
"Auf Seniorennachmittage hatte sie keine Lust. Sie meinte, die alten Leute dort würden immer nur über ihre Krankheiten reden". Stattdessen habe sie sich immer neue Beschäftigungen gesucht. So begann sie beispielsweise mit 90 das Zitherspielen zu lernen und meldete sich im Alter von 99 Jahren im Hallbergmooser Sportverein an, wo sie jeden Freitag am Seniorenturnen teilnahm. Auch im Alter von 100 Jahren ging sie mit ihrer Tochter noch regelmäßig zur Gymnastik. "Man lernt nie aus" sei die Devise ihrer Mutter gewesen, erklärt Heidemarie Schäfer.
Bis zum Alter von 103 Jahren lebte Elisabeth Wagner in München und besuchte ihre Tochter mehrmals die Woche in Hallbergmoos. "Kaum zur Tür rein, hat sie sich die Schürze umgebunden, hat gebügelt oder bei anderen Hausarbeiten geholfen", schildert Schäfer die Besuche ihrer Mutter. Mit 103 zog Elisabeth Wagner zu ihrer Tochter.
Mit zunehmendem Alter habe Elisabeth Wagner dennoch immer wieder mit gesundheitlichen Problemen wie Knochenbrüchen und ihrer Demenz zu kämpfen gehabt. Da Tochter Heidemarie sich ebenfalls einer Operation unterziehen musste und nicht abzusehen war, wie lange es bis zur vollständigen Genesung dauern würde, wurde im Jahr 2020 beschlossen, die Mutter in erst in Kurzzeit- und dann in langfristiger Pflege im Heiliggeist-Stift in Erding unterzubringen. Die Entscheidung sei damals ein schwerer Schritt gewesen. "Ich dachte, ich bringe es nicht übers Herz", erinnert sich Heidemarie Schäfer.
Doch mittlerweile habe sich ihre Mutter gut eingelebt. Auch gesundheitlich gehe es ihr gut. Im Jahr 2020 habe sie sogar eine Corona-Infektion mit einem milden Verlauf überstanden. Jeden Donnerstag kommen Tochter und Schwiegersohn zu Besuch ins Seniorenheim. Oft gebe es Kaffee und Kuchen im Speisesaal und ihre Mutter würde heiße Schokolade trinken, die sie über alles liebe, schildert Tochter Heidemarie. Bei den Besuchen spiele ihr Ehemann Hans Schäfer seiner Schwiegermutter häufig Musik vor. Am liebsten höre sie bayerische Volksmusik: "Da blüht sie richtig auf".
Generell sei ihre Mutter nie schlecht aufgelegt gewesen, betont Heidemarie Schäfer. Das habe sie sich bis heute nicht verändert. Sie habe von ihrer Mutter gelernt, eine grundsätzliche Dankbarkeit für alles zu haben. "Meine Mama hat immer gesagt, man muss die Dinge so annehmen, wie sie sind und das Beste daraus machen." Ihre positive Einstellung zum Leben hat sich Elisabeth Wagner bis heute bewahrt. Am 6. März wird die Jubilarin 107 Jahre alt.