Entscheidung vertagt:Olympia 2014: Die Chancen schwinden

Lesezeit: 2 min

Das Nationale Olympische Komitee hat die Entscheidung über eine Bewerbung Münchens auf Eis gelegt. Die Chancen gelten damit wegen der knappen Zeit bis zum Meldeschluss nur noch als minimal. Hauptgrund ist das Fehlen eines konkreten Konzeptes.

Von Detlef Esslinger und Tanja Rest

Nach der Präsidiumssitzung am Donnerstagabend in Frankfurt am Main übte NOK-Präsident Klaus Steinbach indirekte Kritik an der Stadt München. Diese hat sich nach seiner Darstellung bisher nicht offiziell mit dem NOK in Verbindung gesetzt.

Das Olympische Feuer auf Durchreise in München. (Foto: Foto: AP)

Die Bewerbungsfrist beim IOC für die Winterspiele 2014 läuft am 28. Juli dieses Jahres ab. Das NOK-Präsidium wird sich am 8. März erneut mit dem Thema befassen.

Offizielle Bewerbung liegt nicht vor

Steinbach trug einen Präsidiumsbeschluss vor, demzufolge das NOK "mit Freude zur Kenntnis nimmt, dass mehrere Städte ihre Bereitschaft zur Austragung von Olympischen Spielen signalisieren". Er spielte damit auch auf Signale aus Hamburg und Berlin an, sich noch einmal um Sommerspiele zu bemühen.

Er beobachte zwar eine "seriöse Leidenschaft" in diesen Städten, diese müsse aber nun durch Konzepte untermauert werden. "Es wäre sinnvoll, wenn die Städte mit uns sprechen, so sie ein ernstes Interesse haben."

Auf die Frage von Journalisten nach den Münchner Chancen antwortete Steinbach allgemein, er habe bisher noch von keiner Stadt ein offizielles Schreiben, einen Erstentwurf oder gar ein Konzept erhalten. "Uns liegt nichts vor."

Zuschlag im ersten Anlauf unrealistisch

Vom Interesse an Olympia habe er bisher nur durch "Medien- und Podiumsveröffentlichungen" erfahren. Sobald ein Konzept vorlege, werde sich das NOK damit beschäftigen, und zwar "positiv". Das NOK sei "sehr gespannt, was uns vorgelegt wird".

Darüber hinaus erinnerte Steinbach daran, dass es der absolute Ausnahmefall sei, wenn eine Stadt bereits im ersten Anlauf vom IOC den Zuschlag erhalte. Wer immer sich nun bewerbe, müsse deshalb bereit sein, seine Bewerbung "über mehrere Perioden voranzutreiben".

Bis zur nächsten Sitzung des Präsidiums am 8. März will Steinbach die so genannte "Präsidialkommission" zusammenstellen, die nach dem Scheitern der Olympiabewerbung Leipzigs für künftige Kandidaturen vereinbart worden war.

Dieser sollen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angehören, mit denen einer Bewerbung bundesweit Rückhalt gegeben werden soll. Das NOK will damit verhindern, dass erneut eine Stadt um Olympia kämpft, dabei aber auf nationaler Ebene weitgehend auf sich alleine gestellt bleibt.

Als mögliche Konkurrenten sind bisher Salzburg und Pyeongchang in Südkorea nominiert, eine Nominierung von Are/Östersund in Schweden gilt als wahrscheinlich. Pikant ist die Salzburger Bewerbung, da sie sich mit dem Münchner Konzept überschneidet: Beide Städte wollen ihre Bob- und Rodelwettbewerbe in Königssee austragen.

Anfahrtswege bis zu 150 Kilometer

Eine Münchner Bewerbung läge im Grunde voll auf der Linie des IOC: Sie greift weitgehend auf bereits bestehende Sportstätten zurück.

In einem anderen Punkt würden die Münchner jedoch schlecht abschneiden: Das IOC hat sich erst kürzlich wieder für kompakte Spiele ausgesprochen, und mit Wegen von bis zu 150 Kilometern könnte die Stadt dem Konkurrenten Salzburg nicht das Wasser reichen.

Insider räumen der Stadt darum nur wenig Chancen ein - auch wenn sich das NOK schließlich zu einer Bewerbung durchringen sollte.

OB Christian Ude hingegen bewertete das Ergebnis der NOK-Sitzung positiv: München habe nun "grünes Licht" für eine erfolgreiche Bewerbung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: