Einweg-Ballerinas:Entspannung aus dem Automaten

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Schuhe to go: Eine Münchnerin hat die Lösung für lange Nächte - ihre Einweg-Ballerinas aus dem Automaten sollen Frauen schmerzfreie Clubabende ermöglichen.

Marion Zellner

Schick, aber unbequem. Das umschreibt wohl am treffendsten den Grund, der Isabella Fendt auf die Idee brachte, Ballerinas im Automaten zu verkaufen. "Ich trage selbst gerne sehr hohe Schuhe", sagt die 21-jährige Münchnerin.

Hohe Schuhe werden im Laufe des Abends oft zur Qual. Eine Münchnerin bietet nun Ballerinas aus dem Automaten für geplagte Füße an. (Foto: dpa)

Doch nach einer durchtanzten Nacht in einem angesagten Club gibt es mit Sicherheit Schöneres als der schmerzenden Füße wegen vorzeitig die Tanzfläche verlassen oder gar barfuß nach Hause gehen zu müssen. "Ich habe das bei Freundinnen von mir immer wieder gesehen und finde es einfach nur schrecklich", ergänzt sie.

Was liegt da näher, als den Nachtschwärmerinnen eine flache und damit bequeme Alternative zu bieten, dachte sich Isabella Fendt und entwickelte "Ballerina to go". Am Donnerstag kommender Woche startet die Jungunternehmerin mit den ersten Ballerina-Automaten in den Münchner Clubs 8Seasons, Milchbar und Baby. "Und im 089 werden meine Ballerinas an der Garderobe verkauft", fügt Isabella Fendt hinzu.

Zur Auswahl stehen vier Farben, die zu jeder noch so ausgefallenen Abendrobe passen sollten, - Schwarz, Gold, Silber und Violett - sowie vier Mehrfachgrößen von 34 bis 43. In einem Automaten finden rund 200 Paare der flachen Ballerinas mit Gummisohle Platz. Ausgelegt sind die Ballerinas zwar als Einmal-Schuhe, doch Fendt verspricht, dass sie bei normaler Nutzung auch ein zweites Mal durchhalten.

Für sieben Euro enthält das Schuhpäckchen zusätzlich einen Beutel, in dem man seine High Heels verstauen kann, um sie an der Garderobe abzugeben oder diskret auf dem Nachhauseweg transportieren zu können.

Das karierte Modell ist für die Wiesn

Und die 21-Jährige möchte die Auswahl noch erweitern: Für den bevorstehenden Winter plant sie eine "praktische Sortimentserweiterung", doch Genaueres will sie noch nicht verraten. Fest steht dagegen schon, dass es im kommenden Jahr karierte Ballerinas in WeißBlau oder RotWeiß extra für das Oktoberfest geben wird.

Neben der persönlichen Erfahrung mit schmerzgeplagten und wundgescheuerten Füßen war ein Projekt an der Hochschule, an der Isabella Fendt seit drei Semestern Medienmanagement studiert, der Auslöser. Dabei kam ihr im November 2009 die Idee mit den Einweg-Schuhen; seitdem arbeitet sie an der Umsetzung.

Im Frühjahr schließlich waren ein Automatenhersteller und ein Berliner Lieferant für die Ballerinas gefunden. Für diese Investitionen musste sie einen Gründerkredit aufnehmen, doch über Geld will die 21-Jährige nicht sprechen. Nur so viel: "Es ist ein geringes Risiko."

Worte wie Risiko oder Misserfolg gehen der Jungunternehmerin sowieso nur schwer über die Lippen, denn sie ist absolut fest davon überzeugt, dass ihr Plan gelingen und sich die Marke "Ballerina to go", die beim Patentamt angemeldet ist, etablieren wird. Schließlich orientiere sich das Produkt nicht nur an den Bedürfnissen der Kundinnen, es sei auch "cool".

Dass sie damit recht haben könnte, zeigte sich bereits bei den Verhandlungen mit den Clubbetreibern. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, denn schließlich biete sie damit den Clubs auch etwas: "PR und ein positives Image". Offenbar ausreichend reizvolle Argumente für die Betreiber, denn derzeit muss sie keine Standmiete oder Provision zahlen. Läuft der Verkauf gut, sollen die Einweg-Ballerinas außerdem mit dem Logo des jeweiligen Clubs verziert werden, in dem sie verkauft werden.

Auch wenn Isabella Fendt "keine Zweifel am Erfolg hat" und von ihrer Idee "absolut überzeugt ist", spürt sie nun kurz vor dem Start doch die aufkommende Nervosität. Ein paar schlaflose Nächte hat die junge Münchnerin bereits hinter sich, und Eltern wie Geschwister werden für Hilfstätigkeiten, wie das Einpacken der Ballerinas, noch eingespannt.

Doch im Grundsatz ist Isabella nicht nur Jung-, sondern eben auch Alleinunternehmerin. Das Auffüllen der Automaten, die Abrechnung vom Garderobenverkauf, die Nachbestellung der Ware - alles muss sie selbst erledigen. Für die Studentin offenbar kein Problem, denn "ich habe gerne Stress, da bin ich am besten", fügt sie hinzu.

Das Ziel: in ein paar Jahren eine Million auf dem Konto

Das nimmt man ihr sofort ab. Als ganz moderne Unternehmerin setzt sie auf Twitter, das soziale Netzwerk Facebook, YouTube und ihre Homepage www.ballerina-to-go.de, um ihre Idee publik zu machen. Und obwohl die ersten Ballerinas erst kommende Woche in München am Automaten gezogen werden können, weiß Isabella bereits, dass sie weiter expandieren möchte. Zunächst in Städten, in denen sie Freunde hat, denn Mundpropaganda sei außer den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten der beste Garant für Erfolg.

Frankfurt, Hamburg, Berlin, Stuttgart, aber auch gerne im Ausland - Wien und die Côte d'Azur in Frankreich hält Isabella Fendt für sehr geeignetes Pflaster. Und ihre Ambitionen formuliert sie ganz unverblümt: "In sechs Jahren möchte ich meine erste Million auf dem Konto haben."

© SZ vom 03.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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